Deutsche Aktuarvereinigung „Garantiemodelle jetzt an Tiefzins anpassen“

Herbert Schneidemann: Die Aktuare fordern ein „sinnvolles Garantieniveau, das sowohl Gestaltungsspielräume in der Kapitalanlage eröffnet als auch dem Sicherheitsbedürfnis der Deutschen Rechnung trägt“.

Herbert Schneidemann: Die Aktuare fordern ein „sinnvolles Garantieniveau, das sowohl Gestaltungsspielräume in der Kapitalanlage eröffnet als auch dem Sicherheitsbedürfnis der Deutschen Rechnung trägt“. Foto: Deutsche Aktuarvereinigung e.V.

„Garantien sind von den Deutschen in der Altersvorsorge weiterhin gewünscht und haben auch im anhaltenden Tiefzinsumfeld ihre Berechtigung“, erklärt Herbert Schneidemann. Aber sowohl die Garantiemodelle als auch das Garantieniveau müssten an die veränderte Lage am Kapitalmarkt angepasst werden, betont der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV). Deshalb fordere er, den Höchstrechnungszins für Neuverträge ab 2021 von 0,9 auf 0,5 Prozent zu senken.

Schneidemann appelliert daher jetzt an das zuständige Bundesfinanzministerium, spätestens bis Ende Mai eine Entscheidung zu treffen. Denn eine geordnete Umsetzung zum Jahreswechsel sei sonst nicht mehr möglich. „Die Umstellung des Höchstrechnungszinses erfordert eine Neukalkulation der gesamten Produktpalette. Für dieses Großprojekt müssen die Unternehmen je nach Größe und Produktbreite 1.000 bis 5.000 Personentage investieren“, begründet er die geforderte Vorlaufzeit. 

Handlungsbedarf bei der Riester-Rente

Zudem sieht Schneidemann dringenden Handlungsbedarf, die Garantieanforderungen bei geförderten Produkten wie der Riester-Rente zeitgleich mit einer Absenkung des Höchstrechnungszinses anzupassen. Denn eine 100-Prozent-Beitragsgarantie verenge in diesem Kapitalmarktumfeld den Spielraum für chancenorientierte Investments dramatisch und senke damit die Ertragsaussichten. „Um eine realistische Chance auf einen Inflationsausgleich zu haben, ist eine Reduktion der Garantien aktuariell erforderlich.“

Zudem betont der stellvertretende DAV-Vorsitzende, dass nicht nur die bestehenden Riester-Produkte weiterzuentwickeln seien. Für neue Kunden müsse ein modernes, einfaches und kostengünstiges Standard-Produkt zur privaten Altersvorsorge mit staatlichen Zuschüssen auf den Markt kommen. Und: „Auch bei der nächsten Riester-Generation müssen lebenslange Renten elementarer Bestandteil der Produkte sein“, steht für Schneidemann angesichts des hohen Sicherheitsbedürfnisses der Deutschen fest.

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