Detaillierte Rentenfondsanalyse „Mit Euro-Anleihen sind maximal noch 2,5 Prozent Rendite möglich“

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Aus Sicht des Rentenfondsinvestors

Die Rentenfonds mit Investmentspektrum „Europäische Anleihen und Investment Grade“ (AAA bis BBB) bewegen sich aktuell mit Renditechancen zwischen Null und 1,5 Prozent.

Berücksichtigt man die Abgeltungssteuer von 26,375 Prozent sowie eine Management-Gebühr von durchschnittlich 0,6 Prozent, wird aus der Fondstabelle schnell ersichtlich, dass bei unveränderter Zinslandschaft oder leicht steigenden Zinsen, der Rentenfondsinvestor mit einer negativen Rendite rechnen muss.

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Auswirkung der Zinsänderung auf Fonds mit unterschiedlicher Duration

Allein längere Laufzeiten – ab 7 Jahren – lassen eine Mini-Rendite erwarten. Selbst eine Zinsreduktion um 25 Basispunkte lässt nur eine positive Rendite von 0,1 bis 2,5 Prozent mit entsprechenden Risiken zu.

Auch ein minimaler Zinsanstieg von 0,25 Prozent in allen Laufzeiten führt zu einem Verlust zwischen zirka 1 und 1,25 Prozent. Zinsanstiege zwischen 0,5 und 1 Prozent führen zu Kursverlusten zwischen 2 und 7 Prozent.

Rentenfondsanalyse

Überprüft man die obige Logik bei real existierenden Fonds, kommt man zu ähnlichen Ergebnissen. Im Folgenden haben wir 1.100 Rentenfonds bewertet, welche in Staatsanleihen und/oder Unternehmensanleihen im Bereich Investment Grade investieren.

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Verteilung der Erträge über ein und drei Jahre

In der vorgeschalteten Ertragsanalyse wurden zunächst die Fonds ausschließlich nach der absoluten Performance sortiert und daraus die ertragsreichsten 100 ausgewählt. Die Verteilungen der Erträge finden sich in der obigen Abbildung.

Die Betrachtung über beide Zeiträume ergibt, dass knapp 70 Prozent der Fonds eine sehr ähnliche Rendite zwischen 10 und 14 Prozent beziehungsweise 25 und 30 Prozent erzielen. Über die beiden Zeiträume von einem und drei Jahren schafften es nur 20 Prozent der Fonds, sich von dem Rest essentiell abzuheben.

Über ein Jahr gesehen, kristallisieren sich vier Ausreißer mit Renditen über 30 Prozent heraus, wobei der beste Fonds knapp 45 Prozent an Gewinn erwirtschaften konnte. Über drei Jahre gesehen, beträgt die Bestleistung mehr als 60 Prozent, wobei die Spitzengruppe dichter beisammen liegt. Die Fonds mit derartig hohen Erträgen haben eine Duration zwischen 10 und 20 Jahren und sind damit sehr volatil.

Ranking des von der Heydt Family Office

Im Ranking des von der Heydt Family Offices werden die Fonds nicht nur nach ihrem Ertrag, sondern auch nach ihrem Chance-Risiko-Profil bewertet. Um das Risiko zu erfassen, haben wir uns für den Drawdown und die Standardabweichung entschieden, wobei der Drawdown den maximalen Wertverlust bis zur Wiedererreichung des ursprünglichen Höchststandes bezeichnet.

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Im Ranking des von der Heydt Family Office werden 1.100 Fonds nach sechs Kategorien bewertet

Aus dem Gesamtergebnis der obigen Tabelle wurden zur Veranschaulichung vier Fonds mit sehr gutem Chance-Risiko-Profil (4 Sterne), aber unterschiedlicher Duration ausgewählt und einander gegenübergestellt. Repräsentativ für das untere Drittel wurde der an tausendster Stelle bewertete Fonds hinzugefügt.

Mit 12,19 Jahren weist der Pioneer Fonds die höchste Duration und damit die größte Anfälligkeit für Zinsänderungen aus. Der Allianz und DWS Fonds haben eine ähnliche Risikostruktur mit einer Duration von 7,88 und 7,38 Jahren respektive, wohingegen der LBBW Fonds mit einer Duration von 4,96 Jahren bei weitem der risikoärmste Fonds ist und gleichzeitig derjenige, welcher am robustesten auf Krisen reagiert.

Der Pioneer Fonds ist zu 90 Prozent direkt in Staatsanleihen investiert. Darunter machen Staaten wie Italien, Frankreich und Spanien wiederum etwa 60 Prozent der Gewichtung aus.

Gerade diese Länder wurden auf dem Hoch der Europäischen Staatsschuldenkrise in 2012 mit in den Sog Griechenlands gezogen. Als dann das zweite Rettungspaket für Griechenland geschnürt wurde, entspannte sich die Sicht der Märkte bezüglich dieser Länder dahingehend, dass heute die Staatsschuldenkrise hauptsächlich als griechisches Problem angesehen wird.

Folglich fielen Renditen in Italien, Frankreich und Spanien drastisch. Mit seiner hohen Staatsanleihequote mit einer Duration von über 10 Jahren und der Übergewichtung dieser Länder konnte der Pioneer Fonds seit 2012 eine exzellente Performance erzielen.

Der Allianz und der DWS Fonds sind in ihrer Struktur sehr ähnlich aufgestellt, mit einer Staatsanleihequote von rund 60 Prozent und Unternehmensanleihequote von zirka 30 Prozent. Ihr Schwerpunkt liegt ebenfalls auf Italien, Frankreich und Spanien. Diese Länder machen 49 und 45 Prozent in der Gewichtung des Staatsanleiheteils aus und tragen stark zu der Gesamtperformance bei.

Der LBBW Fonds hingegen ist mit 85 Prozent in Unternehmensanleihen investiert. Dementsprechend konnte er nicht am Bullenmarkt in der Asset-Klasse der Staatsanleihen profitieren. Durch seine kurze Duration und Anleihenselektion von Unternehmen mit höchster Bonität, war der LBBW Fonds zumindest bisher für risikoaverse Anleger dennoch ein solides Investment.