Der Wert ist nicht genug Warum Flossbach von Storch mehr als 200 Millionen Euro kostet

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250 Millionen Euro plus 20 Prozent Bleibe-Prämie

Auch Frank Wieser, Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Packenius, Mademann + Partner in Düsseldorf, bezeichnet 250 Millionen Euro als realistisch. Sollten die Firmengründer noch mehrere Jahre an Bord bleiben, könnte dieser Wert sogar um weitere 20 Prozent nach oben gehen. Den hohen Preis erklärt er mit dem starken Markennamen, dem sogenannten Brand, der vor allem auf ausländische Käufer attraktiv wirken dürfte. Als Beispiel nennt Wieser den Verkauf der Traditionsbank Merck Finck an den Emir von Katar und seine Familie. Diese sollen über ihre Investmentgesellschaft Precision Capital rund eine Milliarde Euro für die Bankengruppe gezahlt haben. Ohne den in Europa hoch angesehenen Namen würden die Investoren aus dem Nahen Osten wohl kaum so viel Geld für die Bank locker machen wollen, ist Wieser überzeugt.

Allerdings würde der Brand auch bleiben, selbst wenn die Gründer das Unternehmen verlassen würden, meint Wieser. Als Beispiel führt er Sal. Oppenheim an. Obwohl kein Mitglied aus der Oppenheim-Familie mehr in der Privatbank tätig ist, sei die Marke nach wie vor sehr stark.

„Für dominante Führungspersönlichkeiten könnte es schwierig werden"

Kathrin Eichler, Geschäftsführerin der Eichler & Mehler Finanzdienstleistungen, die im vergangenen Jahr die Vinke Vermögensverwaltung übernommen hat, hält einen 20-prozentigen Aufschlag für das Bleiben der Firmengründer ebenfalls für angemessen. Dies sei allerdings eher eine Richtgröße, die von mehreren weiteren Faktoren abhänge. Zum Beispiel von der Frage, ob die Firmengründer weiterhin freie Hand haben würden. Dies sei gerade bei großen institutionellen Investoren schwierig, da diese oft eigene Richtlinien haben, die die Firmengründer dann ebenfalls befolgen müssten. Ein weiteres Problem: „Für dominante Führungspersönlichkeiten könnte es schwierig werden, sich plötzlich an bestehende Strukturen und vorgegebene Prozesse anpassen zu müssen“.

Wenn man den fairen Wert einer Vermögensverwaltung ermitteln will, müsse man zudem weitere, nicht-monetäre Faktoren berücksichtigen. Dazu zählen laut Eichler vor allem das Management in der zweiten Reihe sowie die Kundenbindung. Wie lange sind die Manager, die eine Ebene unter den Firmengründern angesiedelt sind, im Unternehmen? Wie stark sind sie in die Kundenbetreuung involviert? Wie ist die Kundenstruktur? Und wenn das Durchschnittsalter der Kunden recht hoch ist - wie gut ist der Kontakt zu potenziellen Erben? Die Antworten auf diese Fragen bestimmen den Unternehmenswert maßgeblich mit.

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