Trophy Asset, oder doch mehr? Der Traum vom eigenen Weingut

Château Lafite Rothschild in der Gironde

Château Lafite Rothschild in der Gironde: Nicht nur Frankreichs Weingüter stehen bei Investoren hoch im Kurs. Foto: imago images/allOver

Für Investoren bietet die Weinbranche vielfältige Möglichkeiten und interessante Chancen. Doch wie erreichen sie hohe Renditen im Nullzinsumfeld? Die allermeisten denken an das Bild eines Châteaus, umgeben von Weinbergen, vielleicht sogar mit Blick auf einen nahegelegenen Fluss. Das eben macht ein Investment in dieser Branche so spannend und interessant.

Viele ansonsten sehr strukturiert vorgehende Investoren verfallen plötzlich dem Zauber dieser besonderen Orte und entdecken ihren Sinn für Romantik. Oft höre ich den Satz: „Mein Weingut ist das Investment mit dem meisten Herzblut und den größten Emotionen.“ Meine herausfordernde Aufgabe ist es nun, einen potenziellen Investor wieder ein Stück weit in die knallharte Realität der Fakten und Zahlen zurückzuführen.

Gerade bei Weingütern ist der Sachwert nämlich meistens höher als der Ertragswert. Neben Weingütern bietet die Branche aber auch andere lukrative Investitionsmöglichkeiten in Unternehmen, die Weingüter oder Kellereien mit unterschiedlichen Waren beliefern. Über die Ertragskraft dieser Unternehmen bin ich oftmals positiv überrascht.

Die Gründe meiner Kunden, in die Weinbranche zu investieren, sind unterschiedlich. Für die einen ist es ein weiteres Statussymbol, eine stilvolle Immobilie an einem schönen, naturbelassenen und von Weinbergen umgebenen Ort. Andere möchten ihr Geld neben der klassischen Immobilie oder dem Unternehmen diversifiziert in realen Assets anlegen, und weitere möchten einfach aus ihrem stressigen Management-Job aussteigen und das machen, woran sie Spaß haben: Wein!

Unabhängig von den Gründen eines Investments rate ich zu einem strukturierten Prozess und dazu, diesen durch einen unabhängigen Berater, der zwingend aus der Weinbranche kommen sollte, begleiten zu lassen. Es gibt in der Weinbranche diverse Unterschiede zu anderen Branchen und Fallstricke, sodass ein Investment ohne spezifisches Branchen-Know-how in der Regel zum Scheitern verurteilt ist. Oft hätten Investoren viel Geld gespart, wenn sie rechtzeitig erfahrene Branchenexperten hinzugezogen hätten.

Potenzielle Investoren befrage ich zunächst ausführlich nach deren Wünschen und Vorstellungen. Oftmals erhalte ich als erste Antwort: „Schön muss es sein.“ Der Käufer hat vielfach keine Vorstellungen darüber, ob sein zukünftiges Weingut im In- oder Ausland liegen soll, welche Stilistik die Weine haben sollen, welche Qualitäten und Rebsorten angebaut und produziert werden sollen oder wie der Verkauf und der Export der Weine funktionieren. Um ein Weingut rentabel zu führen, setzt dies auch eine gewisse kritische Größe voraus.

Alles Fragen, die erhebliche Auswirkungen sowohl auf das Investitionsvolumen als auch auf die Planung und damit die Kosten- und Ertragssituation haben. Der Einfluss der Natur und der Witterung ist nicht berechenbar und auch deshalb keinesfalls zu unterschätzen, da jedes Jahr mit schwankenden Ernten und Erträgen kalkuliert werden muss.

Auf die Analyse der genauen Vorstellungen folgt dann in einem nächsten Schritt die Suche nach dem passenden Weingut. Diese setzt ein umfassendes Netzwerk im In- und Ausland voraus. Üblicherweise werden die meisten zum Verkauf stehenden Weingüter nicht öffentlich angeboten, sind off-market. Verkäufer verlangen in der Regel zunächst eine Finanzierungsbestätigung, um das ernsthafte Interesse und die Finanzkraft des möglichen Käufers zu prüfen. Insbesondere in Deutschland gelegene Weingüter sind im internationalen Vergleich noch günstig zu erwerben. Während ein Hektar Weinberg in anderen europäischen Spitzenlagen schnell mit einer Million Euro gehandelt wird, liegen die Preise für deutsche Spitzenlagen noch bei weniger als der Hälfte.