Marco Näder von Wellington Management „Der Privatkundenmarkt wandelt sich radikal“

Marco Näder von Wellington Management

Marco Näder von Wellington Management: Der Vertriebsprofi ist seit 2021 bei der US-Gesellschaft an Bord. Foto: Wellington Management

DAS INVESTMENT: Sie haben nach knapp 15 Jahren und während der Coronakrise die Crew gewechselt und bei Wellington angeheuert. Welche Bilanz ziehen Sie nach einem Jahr?

Marco Näder: Ich bin zu Wellington gewechselt, um hier etwas aufzubauen und mitzugestalten. Wellington hat bereits einen signifikanten Fußabdruck im deutschen Markt und hohe Reputation im institutionellen Bereich. Das wollen wir jetzt noch stärker ins Publikumsfondsgeschäft übertragen. Dafür hat mich unser Managing Director Christian Betzel ans Ruder geholt. 

Der BVI hat gemessen, dass ausländische Asset Manager in Deutschland mittlerweile einen höheren Anteil am hiesigen Fondsgeschäft haben als inländische. Wo verorten Sie Wellington in dieser Entwicklung? 

Näder: Diese Entwicklung nehmen auch wir wahr. Es kommen viele neue Player in den Markt. Anders als die meisten sind wir aber schon seit rund 30 Jahren in Deutschland aktiv, seit 2011 mit eigenem Büro in Frankfurt. Unsere Wurzeln sind hier also längst verzweigt. Das hilft uns sehr im Publikumsfondsvertrieb, wo wir weiter wachsen wollen. Aktuell orientieren sich die Märkte weltweit um. Viele Investoren – private wie institutionelle – denken über Reallokationen nach. Da kommt uns unsere Struktur zugute. Wir haben uns zu 100 Prozent aktivem Fondsmanagement verschrieben. Darin sehen wir auch unsere Qualität und einen Vorteil für unsere Kunden.

Ihr Frankfurter Büro existiert seit 2011. Warum war Wellington in Deutschland bisher so still unterwegs? 

Näder: Ich würde unseren Weg organisch, authentisch und gesund nennen. Wir sind zwar einer der größten Asset Manager weltweit, es entspricht jedoch nicht unserer Kultur, laut zu sein. Jetzt haben wir allerdings einen Punkt erreicht, an dem es unseren Vertriebspartnern mehr nützt, wenn wir über unseren Weg sprechen. 

Verspüren Sie Druck, etwas zu ändern?

Näder: Wir sind Marathonläufer, keine Sprinter. Die Weichen, um unseren Wholesale-Bereich weiterzuentwickeln, haben wir schon vor sechs Jahren gestellt. Wir haben unser Team gestärkt, und jetzt ist die Zeit reif für den nächsten Schritt: Wir wollen unsere Produkte für institutionelle Anleger in einen Publikumsfondsmantel verpacken und sie einem breiten Markt anbieten. Gerade haben wir unsere Bürofläche in Frankfurt verdoppelt, außerdem haben wir eine Vertretung in Madrid eröffnet. Sie wird rechtlich gesehen übrigens von Frankfurt aus geführt: Dort liegt wegen des Brexits die europäische Zentrale von Wellington. 

Welche Anlagethemen wollen Sie zukünftig ins Schaufenster stellen? 

Näder: Wir wollen bei Impact Investing, thematischen ESG-Strategien und Alternatives deutlich wachsen. Punkten können wir beim Thema Energiewende, indem wir uns beispielsweise auf Unternehmen stützen, die ihre Geschäftsmodelle in den nächsten fünf bis sieben Jahren drehen müssen. Wer es regulatorisch möglichst vollständig nachhaltig will, sucht sich Unternehmen, die diesen Weg bereits gegangen sind. Wir setzen hier auf Impact-Fonds wie unseren Global Steward Fonds. Solche Produkte aus dem Artikel-9-Bereich fehlen vielen großen Asset Managern noch.