Plattform-Modelle Der Mittelweg bei Investitionen in Start-up-Unternehmen

Mike Hobmeier, mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Finanzindustrie

Mike Hobmeier, mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Finanzindustrie: Plattform-Modell erlaubt qualifizierten Anlegern, ein Portfolio nach ihrem Risikoappetit aufzubauen. Foto: Verve Ventures

Warum sollte man sich abseits der Börse nach Anlagemöglichkeiten umschauen? Eine überraschende Antwort darauf lautet: Weil die Auswahl größer ist. Technologiefirmen aus dem Dach-Raum, die nach 2000 gegründet worden sind, waren Ende 2020 rund 264 Milliarden Euro wert. Privat gehaltene Unternehmen steuerten mit 140 Milliarden mehr als die Hälfte dazu bei.

Der Privatmarkt ist für den Technologiesektor also sehr bedeutend. Hier zu investieren heißt, auf künftige Börsenstars zu setzen, noch bevor sie kotiert werden.

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Daneben sprechen auch noch andere, ideelle Gründe dafür, sich mit innovativen Jungunternehmen zu befassen. Mit einem Investment stärkt man den Wirtschaftsstandort und hilft dabei, Arbeitsplätze zu schaffen. Zwar steigen die in Jungunternehmen investierten Beträge in Deutschland laufend an, doch gerade bei großen Finanzierungsrunden sind ausländische Kapitalgeber immer noch entscheidend.

Es besteht also ein Missverhältnis zwischen der Innovation, die das Land hervorbringt, und dem Kapital, das bereit ist, diese Unternehmen zu finanzieren. Dabei sind die Städte Berlin, München und Hamburg gemessen an den bereits erfolgten Investments offensichtlich attraktive Destinationen.

Die Gründe, warum sich Privatanleger zurückhalten, sind offensichtlich: Die Finanzierung von Jungunternehmen ist riskant und der Markt intransparent. Zudem gibt es wenig Erfahrung damit, wie die Erfolgsaussichten von einzelnen Projekten zu beurteilen sind. Oftmals hört man auch von Leuten, die ein Projekt einer mehr oder weniger bekannten Person unterstützt und damit einen Totalverlust erlitten haben. Vielleicht geschah dies mehr aus Wohlwollen als aus wirtschaftlichen Überlegungen.

Diese Schwierigkeiten sind real. Sich als Anleger mit Start-ups zu beschäftigen, verlangt nach solidem Finanzwissen und einem sehr hohen Risikoappetit. Ebenso wichtig ist das Verständnis, über längere Jahre nicht auf das investierte Geld zugreifen zu können. Bestenfalls gesellt sich dazu auch die Entschlossenheit, sich ein breites Portfolio aufzubauen, um die Ausfallsrisken abzufedern. In Jungunternehmen zu investieren, bleibt also auch künftig nur einem kleinen Teil aller Investoren vorbehalten.

Gleichzeitig wächst aber auch eine neue, unternehmerische Klasse von Anlegern heran, denen es nicht mehr genügt, ihr Geld bloß in Aktien von etablierten Großkonzernen anzulegen. Sie haben ein Verständnis dafür, wie Technologie ihr Leben verändert und suchen die Nähe zu jungen Unternehmern, die sie mit ihrer Erfahrung und ihrem Netzwerk sogar unterstützen können.