Der Kunde ist König Depotbankengeschäft mit Vermögensverwaltern ist hart umkämpft

Hauptsitz der italienischen BNP-Paribas-Tochter in Rom. Die zwei Fassaden verleihen dem gewaltigen Gebäude eine visuelle Dynamik. Auch im Vermögensverwaltermarkt geht es um Größe und Flexibilität. Hierzulande liegt die BNP-Tochter DAB gemessen am Volumen aller Depotbanken ganz vorn.

Hauptsitz der italienischen BNP-Paribas-Tochter in Rom. Die zwei Fassaden verleihen dem gewaltigen Gebäude eine visuelle Dynamik. Auch im Vermögensverwaltermarkt geht es um Größe und Flexibilität. Hierzulande liegt die BNP-Tochter DAB gemessen am Volumen aller Depotbanken ganz vorn. Foto: Luc Boegly

Berlin, 28. November 2019 – Auftakt zum 15. Financial Planner Forum. Ein Pflichttermin für Finanzplaner, Vermittler und Vermögensverwalter. In einer der hinteren Ecken des Veranstaltungszentrums „Kosmos“ präsentiert sich die Hamburger Privatbank Berenberg mit den Slogans „Berenberg – der strategische Partner der Vermögensverwalter“ und „Unabhängigkeit macht stark“. Das Standpersonal spricht Besucher an, überreicht Marketing-Broschüren. Business as usual, bei Berenberg geht alles seinen gewohnten Gang. So hat es zumindest den Anschein.

Dem ist jedoch ganz und gar nicht so. Im Oktober zuvor verkündete das Hamburger Traditionshaus, sich aus dem Geschäft mit unabhängigen Vermögensverwaltern zurückzuziehen. Die Privatbank verkauft ihr sogenanntes Vermögensverwalter-Office samt Depot- und Verwahrstellengeschäft an das Bankhaus Donner & Reuschel. Den Deal wollen die Parteien nach Zustimmung der Aufsichtsbehörden Anfang 2020 unter Dach und Fach bringen. Bis zur Übertragung wird Berenberg weiter für die Kunden präsent sein, sagt Holger Leifeld, Leiter Kapitalmärkte bei Donner & Reuschel: „Wir investieren in Menschen und langfristige  Kundenbeziehungen, nicht in kurzfristige Zahlen.“

Der Austritt einer namhaften Adresse wie der Berenberg Bank aus dem Markt der externen Vermögensverwalter ist ein Paukenschlag für die Branche der Depotbanken. Es ist der Beginn der lang erwarteten Konsolidierung, auch wenn auf der anderen Seite neue Anbieter in den Vermögensverwaltermarkt eintreten, wie die liechtensteinische LGT Bank im Herbst 2019. „Alle Anbieter haben geschaut, wer zuerst zuckt“, sagt Philipp Neuhofen, Leiter Finanzintermediäre (FIM) bei der UBS Europe. „Es war zu erwarten, dass ein prominenter Name demnächst aus dem Depotbanken-Geschäft aussteigen wird.“ Als Komplettanbieter sieht sich die UBS nach dem Ausscheiden von Berenberg als einziger One-Stop-Anbieter für unabhängige Vermögensverwalter.

Zuverlässigkeit ist ein entscheidender Faktor im Werben einer Depotbank um Vermögensverwalter. Dabei geht es zuallererst um die Frage der Positionierung. Von Kundenseite, den Vermögensverwaltern hört man, dass das Geschäft eine Kerndienstleistung beim anbietenden Haus sein und als eigenständige Einheit auftreten sollte. Und natürlich müsse der jeweilige Konzern das Depotbanken-Geschäft als strategische Verpflichtung sehen. Einen plötzlichen Verkauf des Geschäfts wie bei Berenberg will nämlich kein Vermögensverwalter erleben. „Wer uns sein Geld anvertraut, erwartet ganz selbstverständlich eine gute und verlässliche Depotbank im Hintergrund“, bringt es Andreas Kitta, Geschäftsführer der Hamburger Vermögensverwaltung Albrecht, Kitta & Co., auf den Punkt.

Eine relevante Größe dürfte ein zweiter wichtiger Punkt im Depotbanken-Markt sein. Das würde dann auch den Berenberg-Donner-Reuschel-Deal erklären: Aktuell umfasst das Depot-Geschäft mit unabhängigen Vermögensverwaltern bei Donner & Reuschel ein Volumen von rund 600 Millionen Euro. Mit der Übernahme der Depotbank-Dienstleistungen von Berenberg kommen den Angaben des Instituts zufolge bis zu 2,5 Milliarden Euro und weitere 90 Kooperationspartner hinzu. Diese Zahlen beziehen sich auf das Geschäft mit Einzelkundendepots. Als Verwahrstelle betreuen die Hamburger ein Volumen von etwa 16 Milliarden Euro. Durch den Erwerb des Vermögensverwalter-Office von Berenberg steigt das Volumen der betreuten Fonds auf bis zu 20 Milliarden Euro.