Umfrage mit 3.600 Investoren Der Kapitaldruck auf ESG-Anlagen könnte in einem lauten Knall enden

Harald Walkate

Harald Walkate: Für den ESG-Experten ist eine grüne Blase vorstellbar Foto: Natixis

Es gibt immer mehr Möglichkeiten für institutionelle und weitere Investoren, in ESG-Anlagen zu investieren, weil sie das von der Anbieterseite verlangen. Unter anderem zu diesem Ergebnis gelangt eine Studie von Natixis Investment Managers (Natixis IM), der Investmentbank der französischen Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Für die Studie wurden 2020 weltweit 3.600 professionelle Investoren wie Institutionelle, Fondsselektoren oder Finanzberater befragt. 72 Prozent der institutionellen Investoren sowie 77 Prozent der Fondsselektoren nutzen demnach inzwischen nachhaltig ausgerichtete Investmentstrategien.

Vor allem 2020 floss extrem viel Geld in entsprechende Fonds. Um den Anlagewünschen der Anleger gerecht zu werden, wurden demnach auch sehr viele ESG-Fonds aufgelegt. 68 Prozent der Fondsselektoren planen für 2021 ihre ESG-Engagements noch weiter auszuweiten. Sie reagieren damit auf die erhöhte Nachfrage von Investoren. Für diese sehen sie vor allem folgende Gründe bei den Investoren.

  • 36 Prozent machen sich zunehmend Sorgen über den Klimawandel.

  • 42 Prozent bereiten sich auf den Übergang zu einer grünen Ökonomie vor.

  • 50 Prozent halten die kritische Masse für erreicht und springen deshalb auf den ESG-Zug auf.

  • Bei 75 Prozent der Investoren ist das Bewusstsein für ESG-Fragen in den vergangenen Monaten gewachsen.

Harald Walkate, ESG-Chef bei Natixis IM dazu: „Angesichts dieser Entwicklung stellt sich die Frage, ob das bestehende Momentum künftig anhalten wird, oder ob es zu einer grünen Blase kommen könnte.“ Um diese Frage zu beantworten, bedürfe es mehr Klarheit bei den Anlegern, was sie mit ESG-Investments tatsächlich erreichen wollen und können. „Es geht um realistische Erwartungen sowohl über den finanziellen, als auch über den gesellschaftlichen Ertrag von ESG-Investments“, so Walkate.

Die genaue Messung von ESG-Investments ist noch immer schwierig. 83 Prozent der Fondsselektoren und 79 Prozent der institutionellen Investoren finden es inzwischen aber dennoch leichter, die Performance von ESG-Investments gegenüber einer Benchmark zu vergleichen. Die Gründe dafür sind bessere ESG-Daten und die wachsende Anzahl standardisierter Reportings.

Der Aussage, dass Unternehmen mit einem besseren ESG-Track Record zu besseren Investmentergebnissen führen, stimmen 53 Prozent der befragten institutionellen Investoren und 55 der Fondsselektoren zu. Als einen wichtigen Beitrag zur Alpha-Generierung werden ESG-Kriterien von 70 Prozent der Fondsselektoren und 62 Prozent der institutionellen Investoren angesehen. 48 Prozent sehen, mit Blick auf die Analyse von Unternehmen und Branchen, nichtfinanzielle Kriterien als genauso wichtig an wie klassische Finanzkennziffern. 67 Prozent der Fondsselektoren und 74 Prozent der Institutionellen sind allerdings unsicher bei der Fragen, welche nichtfinanziellen Kriterien tatsächlich relevant für die Investmentanalyse sind.