Bethmann-Verantwortliche im Gespräch „Der ganz große IT-Wurf kommt 2022“

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Wie hat sich das Corona-Jahr 2020 denn auf die betreuten Kundenvolumen und die Geschäftsmarge ausgewirkt?

Hanegraaf: Die Pandemie scheint das Thema nachhaltiges Investieren in den Fokus vieler Anleger gerückt zu haben, denn in unserer nachhaltigen Vermögensverwaltung sehen wir einen leichten Anstieg. Dank der gerade angesprochenen Video-Telefonie konnten wir glücklicherweise einen engen persönlichen Kontakt zu unseren bestehenden Kunden aufrechterhalten. Tatsächlich hat sich die Höhe der von uns verwalteten Kundengelder im vergangenen Jahr kaum verändert.

Neukundenakquise war aber bestimmt schwieriger.

Hanegraaf: Das stimmt. Das Kennenlernen, der erste Kontakt mit potenziellen Bethmann-Kunden findet traditionell eher vis-a-vis statt, was 2020 nur eingeschränkt möglich war. Die Nettomittelflüsse stammten vor allem von bestehenden Kunden, die uns aus ihren Liquiditätsbeständen mehr Geld anvertraut haben.

Wie sehr nehmen die Kunden dabei die Nachhaltigkeitsangebote wahr?

Hanegraaf: Mittlerweile fließen rund 85 Prozent der Neugelder in unsere Nachhaltigkeitsstrategien. Im Jahr 2017, als ich bei der Bethmann Bank anfing, waren es noch 50 Prozent. Das ist in so einem kurzen Zeitraum enorm. Schaut man ein paar weitere Jahre zurück, merkt man, dass früher oftmals noch die Frage nach der Vereinbarkeit von Nachhaltigkeit und Rendite im Raum stand. Heutzutage hat die Bethmann Bank einen langen Track Record in der nachhaltigen Vermögensverwaltung, und wir können belegen, dass Nachhaltigkeit keine Rendite kostet – ganz im Gegenteil. Zu Beginn mussten wir noch sehr viel Aufklärungsarbeit leisten, heute fordern unsere Kunden nachhaltige Lösungen ein.


Hat die Bethmann Bank da einen Vorsprung?

Hanegraaf: Die Bethmann Bank hat bereits vor mehr als zehn Jahren das Thema Nachhaltigkeit forciert – als andere das noch gar nicht auf dem Radar hatten. Zum Beispiel haben wir im Jahr 2011 – 2021 ist Jubiläum! - einen unabhängigen Nachhaltigkeitsbeirat ins Leben gerufen und in der langen Zeit unsere Prozesse auf Nachhaltigkeit abgestimmt. Hinzukommen auch die operativen Abläufe einer Bank, grüne IT oder CO2-Neutralität. Investieren nach den ESG-Kriterien – also Environment, Social, Governance – ist ein weitläufiges Thema. Und können das alle? Sicherlich nicht. Können wir das schon zu 100 Prozent? Wir können es schon sehr gut, aber nicht zu 100 Prozent. Denn Nachhaltigkeit ist ein Weg. Und den geht die Bethmann Bank mit ihren Kunden und Mitarbeitern seit Jahren gemeinsam.


Über die Interviewten:
Hans Hanegraaf steht seit Juli 2017 als Vorstandsvorsitzender der Bethmann Bank vor. Zudem verantwortet er sämtliche Geschäftsaktivitäten des Mutterkonzerns ABN Amro in Deutschland. Für die Niederländer ist der 55-Jährige bereits seit 1995 tätig und leitete das internationale Mittelstandsgeschäft, bevor er ins Private Banking wechselte. Unter anderem verantwortete er dessen Geschäft in Asien und dem Nahen Osten.

Eric van der Deijl ist seit 2016 Bankbetriebsleiter der Bethmann Bank und von ABN Amro Deutschland. Der 48-Jährige ist insgesamt seit 1999 für die Bank tätig, sowohl über seine eigene Unternehmensberatung als auch als Mitarbeiter. In Deutschland verantwortete er das „Future Proof Banking“.

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