Der erste Eindruck findet online statt Wege jenseits der klassischen Kundenakquise

Philipp Mayerhofer vom Portal-Anbieter Finvest: Die digitale Welt bietet auch im Private Banking Möglichkeiten der Kundengewinnung, mehr denn je.

Philipp Mayerhofer vom Portal-Anbieter Finvest: Die digitale Welt bietet auch im Private Banking Möglichkeiten der Kundengewinnung, mehr denn je.

Die digitale Revolution verändert unser Leben grundlegend: die Welt der Arbeit, der Gesellschaft, der Wirtschaft, der Kultur und der Politik. Die Digitalisierung hat sämtliche Branchen erfasst, bestehende Wertschöpfungsketten aufgebrochen und etablierte Geschäftsmodelle infrage gestellt. Dadurch entstehen viele Fragen, die wir heute noch nicht beantworten können. Sicher ist nur, dass die Folgen weitreichend sind und kein Stein auf dem anderen bleibt.

Auch im Finanzsektor hat die Digitalisierung das Potenzial, Geschäftsmodelle grundlegend zu verändern. Wohin die Reise genau gehen wird, ist nicht abzusehen. Klar ist allerdings, dass Veränderungen schnell passieren werden und Unternehmen schnell handeln können müssen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, muss die Digitalisierung eine zentrale Rolle im Unternehmen einnehmen. Die Verzahnung von Bankprodukten mit modernen Informations- und Kommunikationstechniken ist derzeit ein Trend. Dazu zählt mittlerweile auch die Ausrichtung, Neukunden online zu gewinnen.

Status Quo im Private Banking

Wealth Management beziehungsweise Private Banking gelten als die am wenigsten digitalisierten Bereiche im Finanzdienstleistungssektor. Aktuell können etwa nur 25 Prozent der Anbieter ihren Kunden die Nutzung digitaler Kanäle anbieten, die über die Möglichkeit eines Austausches von E-Mails und Standardinformationen hinausreichen.

Oftmals herrscht noch das traditionsverankerte Geschäftsmodell, das maßgeblich durch Diskretion und persönlich direktem Kundenkontakt geprägt ist. Zusätzlich ist man skeptisch, dass durch ein verstärktes Angebot von Online-Kanälen ein Umsatzwachstum erzielt werden kann. Im klassisch definierten Private Banking dürften aber die individuell zugeschnittenen Geschäftsmodelle nicht weiter vor branchenfremden Wettbewerbern und Trends geschützt bleiben. Dies muss aber nicht unbedingt negativ sein, denn es erhöht den Innovationsdruck und somit auch die Geschwindigkeit der Umsetzung von Projekten.

Privatvermögen in Deutschland

Die Summe des Privatvermögens in Deutschland ist nach der Finanzkrise wieder auf einem hohen Niveau angekommen. Das Geldvermögen privater Haushalte belief sich zum Jahresende 2017 auf rund 5.857 Milliarden Euro, allein im letzten Quartal 2017 ist ein Anstieg um 78 Milliarden oder 1,4 Prozent zu verzeichnen. Der Markt für die private Vermögensanlage ist aus Sicht der Banken also durchaus als gut zu bezeichnen.

Vor dem Hintergrund des steigenden Erbschaftsvolumens werden im Private Banking in der Zukunft sogar noch mehr Ertragschancen gesehen, aber der Markt ist hart umkämpft. Die Finanzkrise hat auch bei vermögenden Privatkunden ihre Spuren hinterlassen, ihr Vertrauen in die Qualität ihrer Bankberatung ist gesunken. Die Branche – ohnehin belastet mit Regulierungsanforderungen und der andauernden Niedrigzinsphase – ringt damit, Neukunden zu gewinnen, bestehende Kunden an sich zu binden und sie von ihrer individuellen Beratungsqualität zu überzeugen.