UN-Klimakonferenz Der Druck auf Pensionsfonds steigt

Die Skyline von Glasgow

Die Skyline von Glasgow: Die Klimakonferenz der Vereinten Nationen findet im Herbst in der schottischen Hafenstadt statt Foto: COP26 Homepage

Die COP26 – die UN-Klimakonferenz, die im Herbst in Glasgow stattfinden wird, markiert für Investoren, die Pensionsvermögen verwalten einen Wendepunkt in der Anlagepolitik. Sofia Santarsiero und Théophile Pouget-Abadie, Geschäftslösungs- und Innovations-Analysten bei Amundi, erläutern warum und haben drei Maßnahmen die schon jetzt umgesetzt werden sollten.

Aktuell steigen die CO2-Emissionen wieder sehr stark an. Das steht im Widerspruch zur Behauptung von Politik und Wirtschaft, dem Klimawandel die höchste Gewichtung auf der globalen Tagesordnung beizumessen. Nach einem leichten Rückgang durch die Corona-Beschränkungen 2020 ist nun sogar die zweithöchste Zunahme innerhalb eines Jahres zu erwarten. Größer war das Wachstum des CO2-Ausstoßes nur während der Wirtschaftserholung nach der Finanzkrise 2008. Dennoch leiten sich aus der Covid-19-Krise möglicherweise Chancen bei der Bekämpfung des Klimawandels ab.

Schleißlich legen viele Staaten zurzeit Konjunkturpakete im Umfang von Milliarden oder sogar Billionen von Euro auf, die unweigerlich Auswirkungen auf die CO2-Emissionstätigkeit haben werden. Doch wie grün sind diese Konjunkturprogramme? Bislang fällt die Antwort auf diese Frage sehr unterschiedlich aus. Für die USA lässt sich noch kein abschließendes Urteil fällen. Bereits jetzt ist jedoch klar, dass die Schwellenländer nicht mitziehen. Vor allem China, Indien und Brasilien gehen Umweltthemen trotz großer Ankündigungen von Investitionen in Solar-, Windkraft-, Batterie- und Forstanlagen aus dem Weg. Keine Überraschung ist es daher, dass die EU mit ihrem Aufbaufonds und den Maßnahmen zur Senkung der Treibhausgasemissionen weiterhin an der Spitze steht.

Druck auf Pensionsfonds steigt

Bislang fließt fast ein Drittel der weltweit angekündigten Konjunkturprogramme in Branchen, die negative Auswirkungen für den Klimawandel und/oder auf die biologische Vielfalt haben. Der UN-Klimagipfel bietet nun eine wichtige Gelegenheit, den Kurs zu ändern und diese Pläne neu zu gestalten – zumal sich auch Investoren einem wachsenden Druck ihrer Stakeholder ausgesetzt sehen, ihren „fairen Anteil“ bei der Bekämpfung des Klimawandels zu leisten.


Anders als andere institutionelle Anleger müssen Pensionsfonds dabei auch den Erwartungen ihrer Mitglieder, also der zukünftigen Empfänger der Altersversorgung, Rechnung tragen. Vor allem Pensionsfonds von Unternehmen, die mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht werden oder stark von ihm betroffen sind, geraten zunehmend unter Druck, dies bei ihren Anlageentscheidungen zu berücksichtigen. Dazu kommen verstärkt Gesetze und Vorschriften, die großen Pensionsfonds die Berücksichtigung und Offenlegung von Risiken – und Chancen – des Klimawandels vorschreiben.

Unternehmen wie IKEA oder EY sind den regulatorischen Anforderungen in Großbritannien sogar vorausgeeilt und haben kürzlich die „Green Pension Charter“ unterzeichnet, in der sie sich zu Netto-Null-Emissionen verpflichten. Pensionsfonds werden sich dem starken Druck aus verschiedenen Richtungen auf Dauer nicht entziehen können und sollten daher handeln. Eine Möglichkeit ist der Beitritt zu Organisationen wie der von der UN gegründeten Net-Zero Asset Owner Alliance (NZAOA). Es ist auch zu erwarten, dass nach dem Netzwerk der Zentralbanken zur ökologischen Ausrichtung des Finanzsystems (Network for Greening the Financial System, NGFS) und der Net-Zero Insurance Alliance eine globale branchenspezifische Initiative für Pensionsfonds eingeführt wird.