Der Countdown läuft Nachhaltigkeit wird Pflicht

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Mittlerweile liegt die zweite, im Jahr 2014 überarbeitete Fassung des DNK vor. Mit der sogenannten DNK-Entsprechenserklärung können Anwender nach derzeitigem Stand des Gesetzgebungsverfahrens die Berichtspflichten zu nichtfinanziellen Informationen erfüllen. Der RNE hat angekündigt, den DNK nach Verabschiedung des Gesetzes noch einmal zu überprüfen und gegebenenfalls zügig anzupassen.

Der Kelch wird nicht vorübergehen

Klar ist, dass das Thema Nachhaltigkeit deutlich stärkere Aufmerksamkeit gewinnt – wenn auch zunächst auf der regulatorischen Ebene. Also abhaken und fertig? Eben nicht, denn wichtiger als Hochglanzbroschüren sind die Chancen für das Kundengeschäft in den Segmenten Private Banking und Wealth Management. Frei nach dem Motto: Endlich mal eine Pflicht, die im Kern eine Chance ist.

Umso erstaunlicher, dass Nachhaltigkeit in der Kundenberatung nach wie vor eine eher stiefmütterliche Rolle spielt. Woran liegt das? Die Antwort ist denkbar einfach: Kunden wissen vielfach nicht Bescheid - und die Berater sprechen es nicht aktiv an. Dabei bestätigen Untersuchungen unisono, dass 50 bis 80 Prozent der Kunden sagen: „Ja, wenn ich informiert bin, würde ich gerne bei meinen Geldanlagen soziale und ökologische Themen einbeziehen“.

Erfahrungen aus Kundendialogen im Private-Banking-Segment zeigen: wenn Kunden die Zusammenhänge der Geldkreisläufe nachvollzogen haben, steigt das Interesse exponentiell an. Exakt an dieser Information hapert es bislang. Fragen Sie mal in Ihrem Bekanntenkreis, welche sozialen und ökologischen Wirkungen es hat, wenn ich bei meiner Bank beispielsweise 100 000 Euro für fünf Jahre anlege. Man wird Sie mit großen Augen anschauen. Was soll schon mit meinem Geld passieren? Es scheint, als lege es die Bank in den Tresor wie weiland Dagobert in seinen Geldspeicher.

Vor diesem Hintergrund tut Aufklärung not. Wer das Thema vernachlässigt, läuft Gefahr, Kunden zu verlieren. Noch sind es einzelne, die bei einer Nachhaltigkeitsbank anheuern. Doch die Tendenz steigt. Nachhaltigkeitsbanken wachsen seit Jahren unaufhörlich mit meist zweistelligen Zuwachsraten. Versucht man, bei einer sozialökologischen Bank von heute auf morgen einen Termin zu bekommen. Wartezeiten von bis zu vier Wochen sind nicht selten anzutreffen. Wann hatten Sie als Kundenberater das letzte Mal Ihren Terminkalender so voll, dass Sie Ihre Kunden auf den nächsten Monat vertrösten mussten?

Mehr Sinn, weniger Alpha

Keine Frage – Nachhaltigkeit bietet nicht die Lösung aller (Ertrags-)Probleme. Aber sie ist Teil der Lösung. Wie kein anderes Thema dockt sie am Lebensgefühl der Kunden an. Im Kern geht es darum, Lebensbedingungen so human zu gestalten, dass sie den Bedürfnissen der heutigen, aber auch künftiger Generationen entsprechen.