US-Immobilienmarkt Der Blick über den transatlantischen Tellerrand

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Kein Vergleich mit der Subprime-Ära

Die Immobilienpreise in den USA steigen derzeit so schnell wie zuletzt vor 17 Jahren. Bei solch rasanten Preisanstiegen erinnert sich so mancher an 2007 – und es wird direkt über eine mögliche Immobilienblase spekuliert. Doch im Gegensatz zur Situation vor 15 Jahren basieren die heutigen Immobilienpreise vor allem auf einem fundamentalen Grund – nämlich eine vielerorts hohe Nachfrage bei unzureichendem Angebot.

Zwar stieg zuletzt auch der Verschuldungsgrad bei der Finanzierung von privatem Wohneigentum – bleibt aber weiter hinter der Situation von vor rund 14 Jahren zurück. Bei Gewerbeimmobilien sorgt die günstige Kreditpolitik der Banken neben den Konjunkturpaketen der Regierung zudem für eine steigende Flächennachfrage seitens der Unternehmen und für einen deutlichen Anstieg der Gründertätigkeit. Doch günstigere Finanzierungen bedeuten nicht automatisch Laissez-faire: Die Richtlinien in der Kreditvergabe sind wesentlich strenger geworden, eine Wiederholung der Subprime-Krise somit unwahrscheinlich. Übrigens sind die US-Banken derzeit sehr viel profitabler als in Europa oder gar in Deutschland.

Blickt man auf die zukünftigen Entwicklungen, ist der Immobilienmarkt in den Vereinigten Staaten schon jetzt renditeträchtiger und für die Zukunft besser aufgestellt. Anders als in Deutschland wird in den USA in den kommenden Jahren ein enormer Bevölkerungszuwachs erwartet, und im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs auch ein besonders hohes Pro-Kopf-Einkommen unter den US-Bürgern.

Die besten Chancen erkennen

Doch auch wenn die Gesamtbetrachtung der Vereinigten Staaten sehr positiv erscheint, gilt es in diesem großen und vielfältigen Land, stets genauer hinzuschauen. Das gilt auch und vor allem im Immobiliensegment, denn kaum ein Land weist hierbei eine größere Heterogenität zwischen den einzelnen Regionen auf. Diese Teilmärkte können so unterschiedlich sein wie die verschiedenen Märkte in Europa.

Als besonders wachstumsstark und zukunftsträchtig haben sich in den vergangenen Jahren die Bundesstaaten und „kleineren“ Metropolregionen im Süden und Südosten des Landes erwiesen. Angezogen von attraktiveren wirtschaftlichen Bedingungen, niedrigeren Lebenshaltungskosten, höherer Lebensqualität, geringeren Steuern und vielleicht auch von angenehmeren klimatischen Bedingungen verlagert sich das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum auf Metropolitan Areas wie Austin, Atlanta, Orlando und Washington, D.C. Immer mehr Unternehmen verlagern sich auf Standorte in den Südstaaten.

So hat sich gerade erst Amazon dazu entschlossen, seinen zweiten Hauptsitz im US-Bundesstaat Virginia in der Metropolregion Washington, D.C., zu errichten. Die Unternehmen schätzen nicht zuletzt die hohe Verfügbarkeit an qualifiziertem Fachpersonal. Und gerade Berufseinsteiger profitieren von den geringeren Lebenshaltungskosten und günstigeren Immobilienpreisen im Vergleich zu Standorten wie New York und San Francisco. Selbst wenn das Durchschnittseinkommen niedriger ist – am Ende bleibt mehr zum Leben. Und darauf kommt es der jungen Generation an – auch in Amerika.

 

Über den Autor:

Volker Arndt ist Geschäftsführer von US Treuhand. Der Frankfurter Immobilienfonds-Manager bietet privaten Anlegern seit mehr als 25 Jahren Anlageprodukte in der Anlageklasse US-Immobilien.

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