Der Anteil alter Menschen an der Bevölkerung wird in den nächsten Jahrzehnten weltweit kräftig steigen. Laut einer Studie der Vereinten Nationen lag die Zahl der Menschen im Alter von 60 Jahren und mehr im Jahr 2017 bei 962 Millionen – das entspricht einem Anteil von 12,5 Prozent der Bevölkerung. Bis 2050 soll sich die Zahl auf knapp 2,1 Milliarden mehr als verdoppeln, womit Rentner 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen würden. Für den kräftigen Zuwachs sind vor allem die Emerging Markets verantwortlich.
Auf die Gesellschaften kommt einiges zu, für Unternehmen und Aktionäre bedeutet diese Entwicklung aber auch ein großes Potenzial. Selbstfahrende Autos dürften gerade bei Rentnern stark gefragt sein, sollen die Fahrzeuge künftig unfallfrei fahren. Daimler & Co. arbeiten bereits intensiv an Modellen. Wie ein autonom steuernder Mercedes-Benz aussehen könnte, zeigt das eigens für diesen Zweck konzipierte Forschungsfahrzeug F 015 Luxury in Motion.
Nachfrage nach selbstfahrenden Autos
Tatsächlich treibt Daimler die Entwicklung bei selbstfahrenden Autos nicht zuletzt durch immer bessere Kameras und Sensoren sowie durch die intelligentere Verknüpfung der einzelnen Systeme voran. „Hinzu kommt unsere geballte Erfahrung beim automatisierten Fahren – im Speziellen bei der Software-Programmierung der für die Kunden erlebbaren Assistenzfunktionen. Das machen wir seit jeher inhouse und sind daher sehr schnell in der Umsetzung neuer Ideen. Mercedes-Benz als Pionier der automobilen Sicherheit forscht außerdem so intensiv wie keine andere Automobilmarke auf diesem Gebiet“, sagte Michael Hafner, Leiter Automatisiertes Fahren und Aktive Sicherheit bei Mercedes-Benz.
Mit dem demografischen Wandel dürfte auch die Nachfrage nach Sprachassistenten wie Alexa im Amazon Echo, Google Home und HomePod von Apple, steigen. Die Assistenten beantworten unzählige Fragen, steuern smarte Lampen und Steckdosen, spielen Musik ab oder tätigen Sprachanrufe. „Unsere Erwartungen für 2017 für Alexa waren sehr optimistisch und sie sind bei Weitem übertroffen worden. Positive Überraschungen dieses Ausmaßes erleben wir nicht sehr oft, gehen Sie davon aus, dass wir unsere Anstrengungen in dem Bereich verdoppeln werden“, sagte Amazon-Chef Jeff Bezos auf einer Analystenkonferenz.
Laut der Einschätzung von Experten sind Alexa und Google dem Apple-Produkt Siri noch deutlich voraus. Siri hat Schwierigkeiten, Testfragen richtig zu beantworten. Umso stärker könnte Apple in den nächsten Jahren zur Aufholjagd blasen. Dass die Kalifornier einen Markt grundlegend aufrollen können, haben sie mit dem iPod und dem iPhone eindrucksvoll gezeigt.
Amazon baut aus
Neben Alexa sollte Amazon von der kräftig steigenden Seniorenzahl auch als Internethändler deutlich profitieren. So dürfte der Anteil der Senioren, die das Internet nutzen und Produkte online bestellen, in den nächsten Jahrzehnten rasant wachsen. Der weltgrößte Internethändler baut sein Logistiknetzwerk kräftig aus und hat sich zuletzt laut Medienberichten in der Gegend um Washington umgeschaut, um dort möglicherweise eine zweite Zentrale für bis zu 5.000 Mitarbeiter zu eröffnen. Amazon mischt zudem den Lebensmittelhandel in den USA weiter kräftig auf. So können Kunden des größten US-Einzelhändlers von Biolebensmitteln, Whole Foods, Nahrungsmittel inzwischen nach Hause liefern lassen.
Auch in den eigenen vier Wänden wächst der Bedarf an Roboterunterstützung, wie das Beispiel Japan zeigt. Roboter helfen dort älteren Menschen aus dem Bett, Vollwaschautomaten übernehmen das Waschen der Pflegebedürftigen. Die Roboter sollen die Pfleger oder die pflegenden Angehörigen nicht ersetzen, sondern unterstützen. Zudem wächst der Bedarf an Techniklösungen, wie Überlaufsysteme für die Badewanne, automatische Rollladensteuerung, Sturzdetektoren, Lichtschranken an den Türen oder mit Notrufzentralen vernetzte Rauchmelder. In dem Umfeld könnten auch Serviceroboter, wie Staubsauger- und Bodenreinigungsroboter von iRobot, zusehends gefragt sein. Der US-Konzern hat weltweit mehr als 15 Millionen Roboter verkauft.
Durch die höhere Nachfrage nach Robotern steigen die Anforderungen an Batterien oder Displays. Zu den Unternehmen, die im weitesten Sinne in die Entwicklung involviert sind, gehören auch Manz und Isra Vision. Manz baut Maschinen für die Fertigung von Displays und Batterien und Isra Vision bietet Automatisierungen für die industrielle Bildverarbeitung an.
Trend zu Gesundheitsprodukten
Um länger gesund zu bleiben, achten viele Senioren verstärkt auf ihre Ernährung. Das kommt Lebensmittelriesen wie Nestlé zugute. Der Konzern übernimmt für 2,3 Milliarden US-Dollar die kanadische Firma Atrium Innovations und baut damit sein Geschäft mit Gesundheitsprodukten aus. Die wichtige Atrium-Marke „Garden of Life“ ist in den USA Marktführer im Bereich natürliche Nahrungsergänzungsmittel. Nestlé-Chef Ulf Mark Schneider setzt vor allem auf den Gesundheitsbereich, um das Wachstum anzukurbeln.
„Die Marken von Atrium sind eine passende Ergänzung unseres Geschäftsbereiches Consumer Care, der Ernährungslösungen in den Bereichen gesundes Altern, Ernährung bei Kindern, Magen-Darm-Gesundheit und Adipositas/Übergewicht anbietet“, sagte Greg Behar, Chef des Bereichs Nestlé Health Science. „Das Portfolio von Atrium wird unser Produktportfolio mit Mehrwert schaffenden Lösungen wie Probiotika, pflanzlicher Proteinnahrung, Mahlzeitenersatz, und einem ausführlichen Angebot an Multivitaminpräparaten erweitern, um Konsumenten zu helfen, ihre Gesundheit- und Wellness-Ziele zu erreichen“, betonte er.
Die alternde Bevölkerung dürfte zwar in den nächsten Jahrzehnten das Sozialsystem vor Herausforderungen stellen. Allerdings kommt dieser Trend vielen Unternehmen zugute. Daher könnten sich Anleger verstärkt in dem Bereich nach Investitionen umsehen.