Die Schweiz bleibt weltweit führend in der Vermögensverwaltung: Laut aktuellem Deloitte Wealth Management Centre Ranking verwalteten die Eidgenossen Ende 2017 internationale Kundenvermögen in Höhe von insgesamt 1,84 Billionen US-Dollar, rund 7 Prozent weniger als 2010. Damit ist das Land zwar weiterhin das größte Wealth-Management-Zentrum für internationale Vermögenswerte, verliert jedoch vor allem gegenüber Großbritannien, USA und den aufstrebenden asiatischen Finanzzentren an Boden. Bestätigt sich der Trend im zunehmend härteren Wettbewerb könnte die Schweiz bald abgelöst werden.
Hinter der Schweiz folgen Großbritannien (1,79 Billionen US-Dollar) und die USA (1,48 Billionen US-Dollar). Beide Länder haben in den zurückliegenden sieben Jahren ordentlich Wachstum zugelegt. In UK waren es 9 Prozent, in den USA stieg das Volumen sogar um 48 Prozent. Gemeinsam decken die drei größten globalen Wealth-Management-Zentren rund 60 Prozent des internationalen Marktvolumens ab. Aber auch die aufstrebenden asiatischen Finanzplätze wie Hongkong (plus 122 Prozent) und Singapur (plus 12 Prozent) gewinnen immer mehr an Bedeutung auf dem Markt der internationalen Vermögensverwaltung.
„Insgesamt ist das Geschäftsumfeld für die internationalen Vermögensverwaltungszentren anspruchsvoller geworden. Zwischen 2010 und 2017 sind das Gesamtvolumen international verwalteter Kundenvermögen und auch die Neugeldzuflüsse zurückgegangen“, erklärt Daniel Kobler, Leiter der Private Banking & Wealth Management Industrie bei Deloitte. Auch die Konkurrenzfähigkeit bei den Kosten stelle nach wie vor eine Herausforderung für die internationalen Vermögensverwalter dar, die die führenden Zentren aber größtenteils meistern konnten. „Dabei legen sie einen Fokus auf Themen wie Automatisierung, Outsourcing und Zurückstellen von Investitionen“, so Kobler.
Schweizer Wettbewerbsvorteile
Das Deloitte Wealth Management Centre Ranking stellt der Schweiz zudem das beste Zeugnis betreffend Wettbewerbsfähigkeit und Performance – Profitabilität und Effizienz – aus. Die hiesigen Banken haben zwischen 2015 und 2017 ihre Gewinnmarge um 18 Prozent gesteigert, heißt es. Gründe sind Ertragssteigerungen und Verbesserungen auf Kostenseite.
Die starke Konkurrenzfähigkeit werde begünstigt durch die hohe politische und volkswirtschaftliche Stabilität, die aktuell nur in Singapur vergleichbar hoch ausfalle. Die Schweiz übertrumpfe Singapur jedoch bei der Anbieterfähigkeit, vor allem der Service-Qualität und digitalen Reife. Die digitalen Fertigkeiten, das langjährige Know-How in der Betreuung der internationalen Klientele sowie das Kunden-orientierte Dienstleistungsverständnis sollen dem Standort in der internationalen Vermögensverwaltung nach wie vor Wettbewerbsvorteile einräumen.
„Heutzutage werden aus Kundensicht dem Standard entsprechend steuerliche und regulatorische Rahmenbedingungen als selbstverständlich vorausgesetzt. Den meisten Kunden ist nun wichtiger, dass sie exzellente Service- und Beratungsdienstleistungen erfahren“, sagt Kobler. Das Geschäftsumfeld zeige sich in der Schweiz diesbezüglich konkurrenzfähig, weshalb man für den Standort insgesamt zuversichtlich sein dürfe.
Selbst die meist hohen Kosten in dem Land seien im Kontext der erzielten Erträge unter Kontrolle. Die Banken hätten in den vergangenen Jahren ihre Hausaufgaben gut gemeistert, was sich positiv auf die Profitabilität auswirke. „Allerdings tun sich Schweizer Anbieter schwer damit, neue Vermögenswerte anzuziehen sowie ihr traditionelles Geschäftsmodell durch Investitionen in Innovation und die Verbesserung der Kundenerfahrung weiter zu transformieren“, so Kobler.