ANZEIGE

Deflation, Inflation, Fundamentaldaten Hat die Geldpolitik den Halt verloren?

Seite 2 / 3

Höhere Inflation nicht wünschenswert

Die Kosten und Risiken der Umstellung auf ein höheres Inflationsziel werden dagegen nach meiner Ansicht zu schnell abgetan. Bei einer Inflation von 2 Prozent dauert es 10 Jahre, bis die Preise um 20 Prozent steigen. Bei einem Ziel von 4 bis 5 Prozent dauert dies nur 4 bis 5 Jahre. Binnen 10 Jahren steigen sie um 50 bis 60 Prozent, und binnen 14 bis 15 Jahren verdoppeln sie sich. Dann kann die Inflation nicht mehr ignoriert werden, besonders weil sie dann viel volatiler sein wird als jetzt. Tatsächlich wies der ehemalige Fed-Vorsitzende Ben Bernanke darauf hin, dass 4 Prozent nicht mit dem Fed-Mandat der Preisstabilität im Einklang stehen könnte.

Zudem könnte die Steigerung der Inflation weder machbar noch wünschenswert sein, soweit die Preisdynamik durch den technologischen Fortschritt oder die Globalisierung niedrig gehalten wird.

Lockere Geldpolitik führt zu Vermögensblasen

Doch wie steht es um das Risiko von Zinssätzen, die zu nahe bei null sind? Wir haben die quantitative Lockerung (QE) kennengelernt, die wie angekündigt wirkt. QE treibt private Anleger in riskantere Anlagen, verringert die Finanzierungskosten für zahlreiche Unternehmen und Investitionsvorhaben und steigert das Vermögen der Verbraucher durch höhere Asset-Preise. Ja, es ist besser, die Zinsen zu senken. Doch warum beeilt sich die Fed, die Zinssätze bei nach wie vor robuster Konjunktur zu senken?

Jene, die auf niedrigere Zinssätze und höhere Inflation dringen, lassen in aller Regel auch die möglichen Folgen der Geldpolitik für die Finanzstabilität und die Asset-Preise völlig außer Acht. Das ist seltsam. Einerseits wird argumentiert, dass das Risiko von Finanzkrisen größer ist als früher und dass dies ein weiterer Grund ist, die Zinssätze eher früher als später zu senken. Andererseits verschließt man sich der Erkenntnis, dass eine lockere Geldpolitik die Herausbildung von Vermögensblasen begünstigt.

Aktuelle Untersuchungen von Goldman Sachs bestätigen, dass präventive Zinssenkungen am Finanzmarkt weitere Verzerrungen auslösen und zudem Munition vergeuden, die die Fed später brauchen könnte. Und Untersuchungen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zeigen, dass lange Kredit-Booms eine Fehlallokation von Ressourcen verursachen, die die Produktivität und das langfristige Wachstum verringern. Ganz genau so, wie eine tiefe Rezession das langfristige Wachstum aushöhlen kann.