25 jähriges Jubiläum Dax wird 25: Alles Gute, aber …

Der Dax ist im Ausland beliebter als hierzulande. Aktuell befinden sich 55 Prozent der Top 30-Werte in Deutschland in Besitz ausländischer Investoren. Besonders das (verfrühte) Geburtstagsgeschenk der Anleger an den Dax –die Rückkehr in die 8.000-Punkte-Zone – geht wörtlich und im übertragenen Sinn auf deren Konto. Auch Jens Wilhelm, Vorstandsmitglied bei Union Investment, gratuliert: „Es sind die besten 8.000 Punkte aller Zeiten, weil dahinter mehr Substanz steckt als je zuvor.“

Die aktuelle Bewertung der Dax-Unternehmen lasse sogar noch Luft nach oben, so Wilhelm weiter. Die Unternehmen seien solide aufgestellt, die Gewinnentwicklung sei gut und die Bilanzen einwandfrei. Dennoch bleiben die Kurse der meisten deutschen Konzerne hinter ihren historischen Bestmarken zurück. Das wirft Fragen auf. Besonders wenn man bedenkt, dass die Notenbanken derzeit mit ihrer Niedrigzinspolitik so viel Geld in den Markt spülen wie selten zuvor.

Immerhin noch 60 Prozent der Entscheider in deutschen Haushalten glauben, dass Aktien deutscher Unternehmen eine gute Wahl sind und rechnen für die nächsten Monate mit konstanten oder steigenden Kursen, so das Ergebnis einer Umfrage von Union Investment. Das tatsächliche Anlageverhalten bleibt jedoch weit dahinter zurück: 70 Prozent der Befragten gaben an, vom jüngsten Aufschwung bisher nicht profitiert zu haben. Die Zahlen des deutschen Aktieninstituts geben Aufschluss: Nur 13,07 Prozent der Deutschen ab 14 Jahren beteiligen sich überhaupt am Aktienmarkt.

Zwar ist die Zahl der Aktionäre 2012 um 200.000 auf 8,8 Millionen gestiegen. Nichtsdestotrotz spielt der Finanzmarkt für Deutsche aber nur eine Nebenrolle bei Vermögensaufbau und Altersvorsorge. Besonders Fonds sind hierzulande eher unbeliebt. Pro Kopf legen die Deutschen 8.930 Euro in Publikumsfonds an. Das ist nicht mal ein Drittel desse, was die US-Amerikaner haben. Australier legen sogar gleich sechs Mal so viel an wie Deutsche.

Jens Wilhelm führt dies auf historische Gründe zurück: „Während die Menschen in anderen Ländern seit Jahrzehnten einen deutlichen Teil ihrer Vorsorge über langfristige Aktienanlagen aufbauen, haben sich die Bürger hierzulande immer auf den Staat verlassen können.“ In Zukunft sei aber auch in Deutschland mehr Eigenverantwortung angesagt, mahnt Wilhelm: „Wer sein Auskommen in Deutschland sichern will, muss die Renditechancen der Aktie nutzen.“

Möglicherweise schwankt der Dax einfach zu heftig für Langzeitanleger und Sparer: Aktuell liegt die Volatilität bei knapp 20 Prozent. Der Dow Jones hingegen ist zurzeit gut 6 Prozent stabiler. Wilhelm zeigt sich dennoch überzeugt, dass der Dax „alles bietet, was sich Anleger wünschen.“ Tatsächlich kommt er trotz zwischenzeitlich krasser Kurseinbrüche und –explosionen auf eine Durchschnittsrendite von 8,1 Prozent im Jahr. Aber: Wenn es weniger durchschnittlich zugeht, bläht sich der Index aber auch mal über fünf Jahre auf (allein 1997: plus 47 Prozent) um dann in der Internetblase durch seine Überbewertung zu kollabieren (allein 2002: minus 44 Prozent).

Immerhin: Rund die Hälfte der Wertsteigerungen des Index entfielen auf Dividenden. Dass der Index diese überhaupt berücksichtigt unterscheidet ihn gleichzeitig von anderen namenhaften Indizes. „Wenn wir uns beim Dax nur die Kurse anschauen, stehen wir derzeit bei etwa 4.200 Punkten und damit immer noch weit entfernt von der alten Höchstmarke bei 6.000 Punkten“, erklärt Wilhelm und schließt daraus erneut auf Gewinnchancen im Dax.

„Die Deutschen kaufen zwar bevorzugt die Produkte deutscher Unternehmen, aber an den Firmen wollen sie sich lieber nicht beteiligen“, resümiert Wilhelm und stellt fest: „Es wird Zeit, dass die Deutschen anfangen, die Früchte des wirtschaftlichen Erfolgs deutscher Unternehmen auch selbst zu ernten.“ Vielleicht ist das ja das geeignete Geschenk zum dreißigsten Jubiläum am 1. Juli 2018.

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