Gründer des Yale-Endowment-Ansatzes David Swensen – Ein Investment-Leben in Demut und Disziplin

David Swensen von Yale Endowment

David Swensen von Yale Endowment: Er holte die Private-Equity-Fonds ins Bewusstsein der Investoren. Foto: Yale

David Swensen wurde 1954 im Städtchen River Fall im US-Bundesstaat Wisconsin geboren. In Yale studierte er und erwarb seinen Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften. Mit nur 31 Jahren wurde er Verwalter des Yale-Stiftungsvermögens. Eine Milliarde US-Dollar stand damals in den Büchern der Yale-Stiftung. 35 Jahre später, im Juni 2020, sind daraus 31,2 Milliarden US-Dollar geworden.

Zunächst zierte er sich, die Stelle anzutreten. Schließlich besaß er kaum praktische Erfahrung mit umfassender Asset Allocation. In seiner Zeit bei den Investment-Banken Salomon Brothers und Lehman Brothers hatte er sich zuvor um Währungen gekümmert. Manch einer schreibt ihm aus dieser Zeit zu, als Erster weltweit einen Währungs-Swap strukturiert zu haben – zwischen IBM und der Weltbank.

Sein Doktorvater William Brainard jedoch war 1985 vollends überzeugt von Swensens Fähigkeiten und machte ihm Mut. Der junge Doktor willigte schließlich ein und übernahm den Posten bei der Yale-Stiftung. Demut war schon damals eines seiner Markenzeichen.

Was Swensen 1985 in den Büros von Yale Investments vorfand, gefiel um nicht: ein kaum diversifiziertes Portfolio aus 50 Prozent Aktien, dazu Bargeld und Anleihen. Swensen machte sich an die Arbeit und schichtete das Vermögen Schritt für Schritt um. Sein oberstes Ziel war eine breite Diversifikation. 1986 stieß Dean Takahashi hinzu, der ihn viele Jahre als Co-Verantwortlicher des Stiftungsvermögens begleiten sollte. Gemeinsam nahmen sie Anlageklassen ins Visier, die bis dato in Yale kaum jemand auf dem Schirm hatte. Und damit machten sie Yale zu einer der reichsten Hochschulen der Welt.

Diversifikation und Disziplin

Swensen und Takahashi nutzten die Chance, dass Stiftungen sehr langfristig anlegen können. Und sie setzten darauf, dass illiquide Anlagen im Durchschnitt höhere Renditen abwerfen. Deshalb nahmen sie Hedgefonds und Private Equity in das Stiftungsvermögen auf. Und sie achteten penibel darauf, dass die Verantwortlichen der Fonds, in die sie investierten, ihre Kosten im Griff haben.

In den Meetings mit ihnen konnte Swensen hart sein. Während andere Kunden 2 Prozent laufende Gebühren und 20 Prozent Performance-Gebühren zahlten, trat Swensen deutlich weniger ab, wie er einige Male betonte. Und nicht nur Kostendisziplin verlangte er von den Fondsmanagern. Auch „Skin in the Game“ sollten sie ihm beweisen, privates Geld in die eigene Strategie investieren.

Zu seinen wichtigsten Leitmotiven allerdings zählt neben der Diversifikation die Disziplin. „Der größte Fehler individueller Anleger ist ihr asymmetrisches Verhalten. Sie sind enthusiastisch im Boom und verzweifelt, wenn die Kurse fallen. Die beste Strategie ist ein klug diversifiziertes Portfolio“, sagte Swensen im August 2009 im Interview mit dem „Manager Magazin“. Damals war der Zusammenbruch seines ehemaligen Arbeitgebers Lehman Brothers nicht einmal ein Jahr her und die Stimmung an den Märkten im Keller.

Swensen plädierte zeit seines Lebens für hohe Disziplin und breite Diversifikation. Weder im Boom noch in der Krise dürfe ein Investor in Panik geraten, will er langfristig erfolgreich sein.

Vermögen verteilen à la Swensen

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Kaum Cash, deutlich weniger Aktien, dafür Hedgefonds, Immobilien, Rohstoffe, Wagniskapital und Private Equity: Das Portfolio der Yale-Stiftung wurde von David Swensen grundlegend umgebaut. Swensen blieb bis zuletzt risikofreudig. Nach dem letzten Jahresbericht zielte er auch für 2021 auf ein starkes Engagement in Fonds mit Absolute-Return-Ambitionen. Auch Fonds für Wagniskapital und fremdfinanzierte Übernahme spielten, wie in den Jahren zuvor, eine große Rolle in seinen Plänen.

David Swensen ging gerne Risiken ein.

Aufgrund ihrer Vielfalt und ihrer Möglichkeiten global zu diversifizieren standen auch Aktien von Unternehmen außerhalb der USA hoch in Swensens Kurs. Konjunkturelle Tiefs innerhalb der USA lassen sich mit ihnen auffangen, so sein Ansatz.

Immobilien bedeuten in seinem Sinne vor allem Real Estate Investment Trusts. Die REITs werden steuerlich gefördert, müssen im Gegenzug jedoch üppige Dividenden ausschütten. Mit ihnen als Vehikel investierte Swensen in Einkaufszentren, Industriegebäude und Bürokomplexe.

Stand Juni 2020 liegt das Stiftungsvermögen bei 31,2 Milliarden US-Dollar. In den 35 Jahren seiner Arbeitszeit erwirtschaftete Swensen somit eine Rendite von durchschnittlich 10,3 Prozent. Und nicht nur beim Alpha überzeugte Swensen. Auch in einigen Krisen bewährte sich seine Vermögensallokation – beispielsweise während des Bärenmarkts von 2000 bis 2002, als der S&P 500 um fast 50 Prozent einbrach. Damals blieb Swensens Portfolio mit einem Gesamtverlust von 4,6 Prozent relativ stabil.

Am 5. Mai 2021 verstarb David Swensen. Neben all dem Geld, das er für Yale erwirtschaftete, ist Swensens vielleicht wichtigster Verdienst, dass er Private-Equity-Fonds und Wagniskapitalgeber aus ihrem Nischendasein befreite. Um seine Arbeit machte Swensen nie viel Aufhebens. Und auch sein Asset-Allocation-Modell, heute von einigen als Yale-Modell zum nacheifernswerten Leitbild ikonisiert, wollte er stets nur als Ausgangspunkt für eine individuell adaptierte Anlagestrategie verstanden wissen. Der beste Investor bleibt derjenige, der sich an eine sich wandelnde Welt anzupassen weiß.

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