Über die Hälfte der Vorstände deutscher Volks- und Raiffeisenbanken zeigt sich offen für eine Fusion. Das zeigt eine Umfrage des Genoverbands, laut der 54 Prozent der befragten Vorstände einer Fusion gegenüber offen sind. An der Online-Umfrage beteiligten sich zwischen dem 25. Juli und dem 19. August 69 Prozent der 286 Volks- und Raiffeisenbanken im Genoverband.
Insgesamt gibt es in Deutschland etwa 700 genossenschaftliche Bankinstitute. Würde sich die fusionsbereite Hälfte von rund 350 Banken also jeweils einen anderen fusionsbereiten Bankenpartner suchen, würden 175 fusionierte Institute entstehen – und jede vierte deutsche Volks- und Raiffeisenbank wäre von der Bankenkarte verschwunden.
Eine einschneidende Entwicklung, für die die Bankenvorstände gleich mehrere Gründe nennen. So macht 78 Prozent der Fachkräftemangel zu schaffen, 67 Prozent verweisen auf die zunehmende Regulatorik. Nur 32 Prozent gaben an, dass der Weg zu einer kritischen Betriebsgröße ein Grund für die „Fusioneritis“ sei.
Die Regulatorik potenziert den Fachkräftemangel“, erläutert der Vorstandsvorsitzende des Genoverbandes, Ingmar Rega: „Denn 55 Prozent der Banken konstatieren in der Umfrage auch einen sehr hohen Einfluss der Regulatorik auf die jeweilige Unternehmenspolitik.“ Gegenüber der Erhebung im Vorjahr hat sich dieser Wert um zwölf Prozentpunkte erhöht – damit ist Regulatorik der wichtigste unternehmenspolitische Einflussfaktor.
Fast gleichauf liegen die Zinspolitik und der Personalbedarf auf den nächsten Rängen – mit 45 Prozent beziehungsweise 44 Prozent. „Im Ergebnis fusionieren immer mehr Volks- und Raiffeisenbanken, weil ihnen die Fachkräfte mit Spezialwissen fehlen, um die Bürokratie- und Regulierungsdichte zu bewältigen“, kommentiert Rega den Zusammenhang mit der Strukturveränderung.
Zu der Regulatorik zählen laut Verband Vorgaben wie Dora oder die CSRD, die in ihrer Granularität die Banken vor Herausforderungen stellen. Vor allem regionale und damit kleinere Institute seien bedroht, aber in ihrer Streuung wichtig für die Stabilität im Bankensektor und die regionale Vielfalt.
Rega fordert einen Kurswechsel, wünscht sich, dass Behörden die Wirksamkeit von Regulatorik prüfen. Das sei nur der erste Punkt zur Regulatorik: „Zweitens muss diese auf der europäischen sowie nationalen Ebene maßvoll und proportional zur Institutsgröße und dem Geschäftsmodell innewohnenden Risiken ausgestaltet werden.“