Rut & Wiess on Tour Weingut Van Volxem – das Silicon Valley des Weins

Oliver Morath trinkt Weißwein

Weinkolumne „Rut und Wiess“ von Oliver Morath: „Niewodniczanski führt dieses Weingut als Weinmanufaktur, eine nachhaltige Zukunft steht für ihn im Vordergrund.“ Foto: Oliver Morath

Technik und Architektur trifft auf einen positiv Weinverrückten: Für mich ist alles, was auf dem Weingut Van Volxem passiert, der Hauptauslöser für den kometenhaften Aufstieg der Saarweine. Nicht, weil die Weine von dort die besten sind, sondern weil Roman Niewodniczanski – er entstammt der Bitburger Dynastie – mit absoluten Scharfsinn ein Weingut der Zukunft führt.

Lasst mich auf den Satz von oben zurückkommen: „Nicht weil die Weine von dort die besten sind.“ Denn: Sie sind vielmehr außergewöhnlich und werden über kurz oder lang das absolute Maß der Dinge sein. Niewodniczanski setzt auf Technik, um die absolute Qualität zu erhalten. Er beschäftigt als Weingut wahrscheinlich die meisten Mitarbeiter an der Saar. Alles, was er hier macht, ist Superlative.

Ich weiß gar nicht, was ich alles aufzählen soll? Besucht diesen wunderschönen Ort, bucht eine Weinprobe. Am besten, wenn er diese selbst abhält. Ihr werdet einen belesen Sammler alter Weinunterlagen finden. Jemanden, der durchs Programm führt im positiven Sinn, wie Thomas Gottschalk früher „Wetten Dass...“  moderiert hat. Er nimmt kein Blatt vor den Mund. Ein Winzer, der zu jedem Thema oder zu fast jedem Thema ein fundiertes Wissen sein Eigen nennt.

Roman Niewodniczanski von Van Volxem. © Oliver Morath

Niewodniczanski führt dieses Weingut als Weinmanufaktur, eine nachhaltige Zukunft steht für ihn im Vordergrund. Sein Studium in Betriebswirtschaftslehre führte ihn beruflich erst in die Wirtschaft, er arbeitet einige Jahre als Unternehmensberater, 1999 wählte er dann als Quereinsteiger den harten Weg und entschied sich, nochmal bei Null anzufangen. Er machte eine Lehre als Winzer.

Schriftzug des Weinguts Van Volxem. © Oliver Morath

Mit seinem Wissen bereiste er die Welt und kehrte danach zurück, um dem maroden Weingut Van Volxem zu neuem Glanz zu verhelfen. Heute ist dieses Weingut mit seiner außergewöhnlichen Lage definitiv ein Vorzeigeweingut. Niewodniczanski und Van Volxem müssen sich keinesfalls vor den großen Gütern in Spanien oder Italien verstecken. Mit seinem Freund Markus Molitor (ein Erfolgswinzer von der Mosel) balgt er sich regelmäßig um Weinberge an der Saar – mal gewinnt der eine, mal der andere. Mittlerweile beliefert das Weingut 32 Weinmärkte, die über den ganzen Globus verstreut sind.

Auf Van Volxem ist man sich sicher: Wein muss reifen – aus diesem Grunde hat man in einem weiteren Keller dafür gesorgt, dass Weine nicht jung auf den Markt kommen, sondern lange reifen dürfen, bevor Sie dem Publikum zugeführt werden. Von diesen Schätzen wird man schon in naher Zukunft auf den großen Versteigerungen hören, allerdings bin ich mir sicher, dass dies auch zu einer Veränderung des noch moderaten Preisniveaus im Hause Van Volxem führen wird.

Die Weine und die Weinberge

Van Volxem ist zudem ein VDP-Weingut. Es besitzt beinahe in allen großen Lagen an der Saar Parzellen, in denen in erster Linie Riesling angebaut wird. Van Volxem ist Nachbar aller großen Weingüter an der Saar. Auch im Schatzhofberger ist das Weingut vertreten, dem teuersten Weinberg Deutschlands, in direkter Nachbarschaft mit Egon Müller.

Blick ins Innere des Weinguts. © Oliver Morath

Van Volxem ist definitiv auch ein Riesling-Weingut: Alleine im Jahrgang 2021 befinden sich sechs große Gewächse auf der Verkaufsliste, diese werden aber nur streng limitiert abgegeben. So kann es sein, dass man von einer Lage nur maximal drei Flaschen, bei anderen Lagen sogar nur eine Flasche kaufen kann.

Als Freund von Burgunderweinen muss ich auf den Chardonnay hinweisen. Der hat wirklich Spaß gemacht und ist absolut erschwinglich. Rot gibt es aktuell noch nicht, allerdings konnte ich Niewodniczanski zumindest entlocken, dass er sich mit diesem Thema beschäftigt. Man darf gespannt sein. Die Region ist wie gemacht für Pinot Noirs, der Königin aller Trauben. Ich wäre überrascht, wenn Van Volxem über kurz oder lang nicht auch hier mit einem Meisterstück aufwarten würde.

Was muss man sonst wissen?

Hinfahren und genießen. Der Keller ist gebaut für die nächsten 100 Jahre, so etwas sieht man nur ganz selten. Als Randbemerkung: Die Reinigung erfolgt komplett ohne Chemie und trotzdem hätte man vom Boden essen können.

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Blick auf die Weinfässer bei Van Volxem. © Oliver Morath

Die Vinothek ist ein kommerzieller Verkaufsraum, der aber dennoch ein Gefühl des Willkommenseins vermittelt. Der architektonische Höhepunkt ist der Panoramasaal. Er sitzt im Obergeschoss des Monoliths und ermöglicht durch seine riesigen Panoramafenster den Blick auf fünf große Lagen.

Was möchte ich sonst erwähnen

Wenn man Google zu Van Volxem und auch zu Roman Niewodniczanski bemüht, findet man das ganze Spektrum. Er selbst berichtet auch darüber, dass im Netz eben alles geschrieben wird und ungefiltert veröffentlich werden kann. Einem Eintrag über Arroganz möchte ich an dieser Stelle unbedingt widersprechen.

Ein Fass von Van Volxem in der Detailaufnahme. © Oliver Morath

Ich durfte Roman Niedwodniczanski als jemanden kennen lernen, der sich für seine Gäste Zeit nimmt, der gerne abweicht und viel Spaß an dem hat, was er macht. Er führt leidenschaftlich durch seine Weine und sein Weingut.

Er ist im positivsten Sinne ein Überzeugungstäter. Begeistert war ich von seiner Sammlung alter Weinkarten, aus denen er gerne vorliest und aufzeigt, dass Saarweine noch vor 100 Jahren deutlich teurer und wertvoller waren, als die Weine aus dem Bordeaux oder dem Burgund.

Blick auf das Weingut Van Volxem. © Oliver Morath

Etwas, was mich wirklich an ihm begeistert hat? Vor einem Jahr war ich bereits schonmal zu Gast auf Van Volxem, während der Riesling-Sommerfestivals. Als sich ein Gewitter ankündigte und es wirklich stark zu regnen begann, schickte er all seine Angestellten in die Vinothek und deckte sämtliche Lounge-Möbel selbst ab. Das Weingut Van Volxem unter der Führung von Roman Niedwodniczanski hat eine junge Geschichte und wird sicherlich eine große Zukunft haben.

An dieser Stelle folgen in den nächsten Wochen weitere Highlights unserer Weintour durch Saar und Obermosel:

Oliver Morath schreibt regelmäßig für das private banking magazin seine Weinkolumne „Rut und Wiess“. Copyright des Logos: Lucca Morath.

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