Der Erfolg einer Private-Banking-Plattform hängt maßgeblich von der Angebotsausgestaltung ab. Dabei sollte es das Ziel sein, die Nutzer mit spannenden Inhalten so lange wie möglich auf der Plattform zu halten. Neben den klassischen und eher langweilig wirkenden Banking-Dienstleistungen sind hier vor allem Angebote aus dem Freizeit- und Gesundheitsbereich gefragt. Eine weitere Möglichkeit, die Aufmerksamkeit der Kunden zu wecken, wäre der Betrieb eines Marktplatzes für materielle Wertanlagen und Sammlerstücke.
Wer sehen möchte, was in der Plattformökonomie insgesamt möglich ist, wende sich nach China. Kaum jemand von den Großen ist weiter als Tencent und Alibaba. Dort verschmelzen funktionale...
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Der Erfolg einer Private-Banking-Plattform hängt maßgeblich von der Angebotsausgestaltung ab. Dabei sollte es das Ziel sein, die Nutzer mit spannenden Inhalten so lange wie möglich auf der Plattform zu halten. Neben den klassischen und eher langweilig wirkenden Banking-Dienstleistungen sind hier vor allem Angebote aus dem Freizeit- und Gesundheitsbereich gefragt. Eine weitere Möglichkeit, die Aufmerksamkeit der Kunden zu wecken, wäre der Betrieb eines Marktplatzes für materielle Wertanlagen und Sammlerstücke.
Wer sehen möchte, was in der Plattformökonomie insgesamt möglich ist, wende sich nach China. Kaum jemand von den Großen ist weiter als Tencent und Alibaba. Dort verschmelzen funktionale Angebote („etwas kaufen“) mit sozialen Inhalten („Austausch mit Freunden/Familie“). Und so kann man sich auf jeder dieser Plattformen mit seinen Freunden unterhalten, Geld transferieren, nach Shopping-Angeboten suchen und die neu ergatterten Schätze auch direkt versichern und finanzieren.
Um „The Next Big Thing“ nicht erneut zu verschlafen, sollten sich Private-Banking-Anbieter so rasch wie möglich dem Plattformgedanken widmen. Eine eigene bauen? Geht das überhaupt? Oder kooperieren? Wer macht das bei uns denn? Kennt sich jemand aus? Hinter diesen fachlichen Fragen zur Plattformökonomie liegen aber noch viel fundamentalere Fragen: Wie funktioniert Change Management in einer Organisation, die Innovation verboten hat und in den vergangenen zehn Jahren das Fehlen von Neuerungen jenseits von kleinteiligen Produktneuheiten auf den regulatorischen Tsunami geschoben hat?
Wir wissen auch nicht, was konkret oder wer sich am Ende durchsetzt und was genau dies für Private-Banking-Anbieter heißt. Nach unserer Meinung wird das Plattformmodell aber das Leitprinzip des Contextual Banking sein. Für uns steht daher fest:
- Nichtstun ist auch eine Tat – und diejenigen stehen in der kreativen Zerstörung vermutlich auf der falschen Seite.
- Für Kunden im Private Banking ist Zeit das knappste Gut. Sie beschäftigen sich mit der Frage, wofür sie ihre Lebenszeit einsetzen wollen – schlecht digitalisierte Banking-Angebote werden es jedenfalls nicht sein. Private Banking muss daher viel stärker dort aktiv werden, wo die Kunden ohnehin gerade digital unterwegs sind, oder ihnen eigene passende Angebote unterbreiten.
- Jedes Institut sollte besser sehr schnell starten: erste kleine Schritte, dabei sein, lernen, verbessern, Mitarbeitende qualifizieren, dann transformieren.
Die gute Nachricht ist: Banken konnten Innovation. Warum sollten sie diese Fähigkeit nicht wiederentdecken?
Über die Autoren:
Kathrin Nadenau arbeitet seit 2015 bei der Beratungsfirma zeb. Dort ist sie Managerin in der Praxisgruppe Private Banking, Asset & Wealth Management und verantwortet Projekte im Bereich Strategie & Managementberatung.
Axel Sarnitz ist Partner bei zeb und leitet dort die Praxisgruppe Private Banking, Asset & Wealth Management. Er berät vor allem zur Ausrichtung von Geschäftsmodellen, Effizienzmaßnahmen und strategischen Steuerungskonzepten.