„Das ist natürlich Unsinn“ Felix Zulauf und Klaus Wellershoff zanken über Aktienmärkte

Felix Zulauf

Felix Zulauf

Klaus Wellershoff ist ein Optimist. Zumindest, wenn es um Europa geht. Selbst eine Entscheidung der Notenbank, die Liquidität aus dem Markt zu nehmen - wie dies derzeit in England der Fall ist - würde den Aufschwung auf den europäischen Aktienmärkten nicht gefährden, ist der ehemalige UBS-Chefvolkswirt und Wirtschaftsprofessor an der Universität St. Gallen überzeugt. „Wir haben gerade in Europa durch die EZB ein schönes Beispiel gesehen, dass trotz Liquiditätsentzug eine sehr gute Entwicklung der Aktienmärkte möglich ist“, erklärt er in einem Roundtable der „Neuen Zürcher Zeitung“.

Die EZB habe dem Markt in den letzten Jahren 25 bis 30 Prozent der geschaffenen Liquidität entzogen. Im gleichen Zeitraum seien europäische Aktien gute Performer gewesen, und der Euro sei eine starke Währung, so Wellershoff.

Viel wichtiger als die Liquidität sind für Wellershoff die Zinsen und die Ertragserwartungen: Solange diese stimmen, gehe es mit den Aktienmärkten aufwärts.

Des Weiteren lobt Wellershoff das europäische Wirtschaftswachstum. Im ersten Quartal sei die Wirtschaftsleistung um 0,9 Prozent gestiegen. Auch das zweite Quartal werde „sehr stark“ sein, ist der Wirtschaftsprofessor überzeugt.

Auch die Situation auf den globalen Aktienmärkten sieht Wellershoff optimistisch. „Wir haben seit einem Jahr steigende Wachstumsraten“. Es gebe zwar Risiken, die in China und in Japan liegen. „Dort könnte noch einiges im Finanzsektor schiefgehen“. Ansonsten sieht Wellershoff aber einen selbsttragenden Konjunkturaufschwung? „Wir sind mitten drin“.

„Es kann temporäre Einbrüche von bis zu 10 Prozent geben“

Anders der Hedgefondsmanager und Investmentstar Felix Zulauf. „Das ist natürlich Unsinn“, so kommentiert er Wellershoffs Position. In einer Welt mit freien Märkten komme es „ganz entscheidend“ auf Liquidität an.

Die derzeit gute Lage europäischer Aktien sei vor allem den Amerikanern zu verdanken, die den Großteil der Käufer europäischer Unternehmensanteile stellen würden, so Zulauf weiter.

Das gestiegene Wirtschaftswachstum in Europa führt Zulauf auf die steigende Staatsverschuldung zurück.

Auch global sei man von einem nachhaltigen Aufschwung noch weit entfernt. „Wir haben in diesem Zyklus die größte je verabreichte Stimulanz der Notenbanken und Fiskalbehörden gesehen und den schwächsten Aufschwung“, sagt er. Die Konsensmeinung zum Wachstum in den USA sei zu Jahresbeginn 3 Prozent gewesen. Im ersten Quartal ist das Bruttoinlandprodukt dann um 2,9 Prozent geschrumpft. „Wenn die USA Glück haben, erreichen sie noch 2 Prozent“, meint Zulauf. „Ich sehe keinen kräftigen Aufschwung, der zu normalen Wachstumsraten führt“.

Die globalen Aktienmärkte sind laut Zulauf spekulativ etwas überreizt. „Es kann temporäre Einbrüche von bis zu 10 Prozent geben“.


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