Christoph Benner von Chom Capital „Das ist für uns gelebte Nachhaltigkeit“

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Zurück zur Zukunftsbewertung: Woher beziehen Sie die Daten für diese Analyse? 

Benner: Indem wir uns regelmäßig mit dem Management der Unternehmen an einen Tisch setzen und austauschen. Wir führen über 600 Gespräche im Jahr und machen uns auf diese Weise ein eigenes Bild vom Unternehmen. Ohne geht es nicht. Ich kann die ESG-Strategie eines Unternehmens nicht nach vorn einsortieren, wenn ich nicht mit dem Management spreche. Ich vergleiche dessen Aufgabe gern mit dem Piloten im Cockpit.

Die Managementgespräche sind sozusagen das Herzstück Ihrer ESG-Analyse?

Benner: Auf diese Weise wird das Geschäftsmodell der Unternehmen erst zum Leben erweckt. Im Austausch mit der Geschäftsführung auf dem Laufenden zu bleiben und die richtigen Themen anzusprechen ist entscheidend. Das macht den Prozess für uns erst zur gelebten Nachhaltigkeit. Eine Nachhaltigkeit, die den Namen verdient und nicht nur an der Oberfläche kratzt.

Welche Bedeutung hat ESG heutzutage für den Wert eines Unternehmens? 

Benner: Die Nachhaltigkeitsstrategie ist ein Teil des Wertpotenzials. Wenn ich als Unternehmen sinnvoll aufgestellt bin, kann ich beim Umsatz mehr Menge und Volumen erzeugen, weil die Kunden Nachhaltigkeit nachfragen, unabhängig vom Geschäftsfeld. Zusätzlich können nachhaltige Unternehmen höhere Preise ansetzen, weil Konsumenten bereit sind, mehr Geld für nachhaltige Produkte auszugeben. Hinzu kommen noch die Kosten in der Gewinn- und Verlustrechnung, die sich ebenfalls durch eine nachhaltige Aufstellung verbessern lassen.


Wie konkret?

Beispielsweise mit einer Finanzierungen über Green-Bonds. Mehr Umsatz durch Menge und Preis und eine bessere Kostenstruktur: Bezogen auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis können Unternehmen durch eine Nachhaltigkeitsstrategie ihren Gewinn steigern. Die Zuflüsse der vergangenen Jahre stützen die Annahme. Die Kategorie Nachhaltigkeit hat jedes Jahr mehr Zuflüsse erzielt, und gleichzeitig befindet sie sich immer noch auf sehr niedrigem Level. Der Anteil an ESG-Fonds in Deutschland liegt im einstelligen Prozentbereich. Wir gehen auf 100 Prozent, das steht fest. Die Frage ist nur noch, wann wir diese Marke erreichen.