Christoph Benner von Chom Capital „Das ist für uns gelebte Nachhaltigkeit“

Christoph Benner von Chom Capital

Christoph Benner von Chom Capital: „Am Ende geht es nicht um Emotionen, sondern um Analyse, Wertpotenzial und Rendite, die erwirtschaftet werden will.“

private banking magazin: Ein bekannter Europa-Aktienfondsmanager hat mal gesagt: „Verstößt ein Unternehmen gegen ESG-Kriterien, kann es kein Qualitätsunternehmen sein, weil es langfristig Risiken birgt.“ Teilen Sie die Aussage oder drücken Sie bei der Titelauswahl für den Chom Capital Pure Sustainability – Small Cap Europe (ISIN: DE000A2PB6K9) auch mal ein Auge zu? 

Christoph Benner: Wir drücken bestimmt kein Auge zu, sondern folgen bei Auswahl und Nachhaltigkeitsbewertung der Unternehmen einem mehrstufigen Prozess. Ich würde die Aussage unterschreiben, dass eine hohe Korrelation zwischen Qualität und ESG-Fokus besteht. Ein Unternehmen kann keine sinnvolle ESG-Strategie fahren, ohne einen hohen Qualitätsanspruch zu haben.

Welche Rolle spielt das ESG-Rating der Unternehmen für Sie bei der Bewertung der Nachhaltigkeitsstrategie?

Benner: Seit einigen Jahren arbeiten wir mit auf Nachhaltigkeit spezialisierte Rating-Agenturen zusammen. Ein ESG-Rating ist vergleichbar mit dem Jahresabschluss eines Unternehmens: geprüft, verifiziert, aber eben nur eine Analyse von historischen Daten. Was fehlt, ist die Zukunft. Deren Betrachtung ist fester Bestandteil der Fundamentalanalyse. Das gilt in gleicher Weise für die Bewertung der Nachhaltigkeit. Oder andersherum ausgedrückt: Nur auf Basis eines Jahresabschlusses kann man ein Unternehmen nicht bewerten.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Und genauso wenig lässt sich die Nachhaltigkeitsstrategie nicht allein auf Basis eines ESG-Ratings einschätzen. Daher stellt ein ESG-Rating einen hilfreichen Startpunkt unserer Analyse dar, nicht aber die finale Entscheidung für oder gegen einen Wert aus Nachhaltigkeitssicht. Wir fahren bei der Nachhaltigkeitsbewertung einen integrierten, holistischen Ansatz. Darin unterscheiden wir uns vom Wettbewerb.

Was bemängeln Sie konkret an einschlägigen ESG-Ratings?

Benner: Selbst die großen Rating-Agenturen haben von der Anzahl her nur beschränkte Kapazitäten, die Unternehmen zu bewerten. Studien zeigen, je größer die Marktkapitalisierung eines Unternehmens, desto eher hat es ein ESG-Rating. Und je kleiner ein Unternehmen, desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit, dass es ein Rating bekommt. Das bedeutet aber nicht, dass ein Unternehmen ohne Rating keine Nachhaltigkeitsstrategie hat. Ganz im Gegenteil. Es ist nur ohne Rating.

Was bedeutet das für Sie?

Als interessierter Investor muss man sich dann die Frage stellen: Wie gehe ich damit um? Des Weiteren fällt bei den ESG-Ratings der Agenturen auf, dass die großen Unternehmen vielfach mit AAA und AA bewertet sind, also über ein hohes ESG-Rating verfügen. Und auch hier: Je kleiner die Marktkapitalisierung, desto kleiner wird dieser Anteil. Wieder die Frage: Warum ist das so? Die Schlussfolgerung wäre, große Unternehmen sind nachhaltiger als kleine. Das stimmt sicher nicht.