Trump als Katalysator? Das große Fehlversprechen der inflationsindexierten Anleihen

Der baldige US-Präsident Donald Trump zeigte schon im Wahlkampf in die Richtung erhöhter Strafzölle

Der baldige US-Präsident Donald Trump zeigte schon im Wahlkampf in die Richtung erhöhter Strafzölle: Steigen die Kosten für Importe, könnte auch die Inflation in den USA ihr Comeback feiern und inflationsindexierte Anleihen nun in den Fokus von Investoren rücken. Foto: Imago Images / ABACAPRESS

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Es scheint derzeit zum guten Ton zu gehören, den Vorhaben deutscher Regierungspolitiker mit einer gewissen Portion pauschaler Ablehnung zu begegnen. Doch hin und wieder rutscht den ewig Argwöhnischen auch etwas durch. Zum Beispiel, als Christian Lindner schon 2022 Andeutungen machte und Ende 2023 die Deutsche Finanzagentur final ankündigte, keine inflationsindexierten Anleihen mehr auszugeben. Das öffentliche Echo war leise, die Kommentarspalten in den sozialen Medien blieben unberührt. Dabei hätte die Entscheidung durchaus ein wenig Aufmerksamkeit verdient. Um zu verstehen, warum das so ist, lohnt ein genauerer Blick auf die Anleihen, wie Anleger sie nutzen können – und wie nicht.

Bleiben wir beim Beispiel Deutschland: Jahrelang gab die Deutsche Finanzagentur inflationsindexierte Anleihen – auch bekannt als „Linker“ – aus. So etwa vor über zehn Jahren: Die im April 2014 emittierte Anleihe des Bundes läuft 2030 aus, der anfangs veranschlagte Kupon lag bei 0,5 Prozent. Die Inflationsindexierung orientiert sich am harmonisierten Verbraucherpreisindex des Euroraums – und der machte aus dem Kupon von 0,5 Prozent zuletzt einen indexierten Zinssatz von etwa 0,63 Prozent. Auch der Nennbetrag, der 2030 ausgezahlt wird, ist an den Verbraucherpreisindex gekoppelt.

Das half der Bundesregierung ein paar Jahre lang. Inflationsraten blieben niedrig, die Kosten gering. Als die Inflationsrate dann stieg, stiegen auch die Kupons und die Kosten. Der mittlerweile geschasste Finanzminister Lindner warnte deshalb 2022 vor „einer Steilwand, die sich vor uns auftut“. Zwischenzeitlich war zu vernehmen: Würden die Inflationsraten bis zu den Endfälligkeiten der restlichen Anleihen bei durchschnittlich 1,05 Prozent bleiben, könne es für den Staat zumindest bei einem Nullsummenspiel bleiben.

Timing ist bei inflationsindexierten Anleihen gefragt

Die höheren Kupons sind auf den ersten Blick nett für Investoren. Aber: Steigen Inflationsraten, erhöhen normalerweise Notenbanken die Zinsen – wie Anfang 2022 die Europäische Zentralbank. Die Folge: Die Realrenditen im Euroraum stiegen, der Kurs der 2014 begebenen Anleihe fiel seit März 2022 um über 20 Prozent.

Jan King, Produktspezialist Fixed Income von Allianz Global Investors, verweist auf einen theoretischen Vergleich zwischen einem Käufer einer normalen und einem Käufer einer inflationsindexierten Anleihe mit gleicher Laufzeit und gleicher Bonität. Ihr Renditeunterschied ist die Break-even-Inflationsrate. Bleibt die Inflationsrate auf diesem Stand, erhalten beide Investoren am Ende die gleiche Summe aus Kupon und Nennbetrag. „Die Break-even-Inflationsrate ist die in der nominalen Anleihenrendite aktuell eingepreiste Markterwartung der durchschnittlichen Inflation über die Restlaufzeit der Anleihe“, erklärt King.

Klettert die Break-even-Inflationsrate – also die erwartete Inflationsrate –, ist der Käufer der inflationsindexierten Anleihe im Vorteil: „Der Abstand zwischen nominaler und realer Anleiherendite steigt, und der zu erwartende Total Return der inflationsindexierten Anleihe ist höher oder weniger negativ als der einer nominalen Anleihe.“ Im Fall der inflationsindexierten Bundesanleihe und anderer vergleichbaren Anleihen trat dieser Fall in etwa zwischen Ende 2020 und Mitte 2022 ein.

„Wenn Investoren also glauben, dass die realisierte Inflationsrate überraschend steigt und die Realrenditen damit sinken, werden inflationsindexierte Fonds wahrscheinlich sowohl absolut als auch gegenüber nominalen Anleihenfonds gut abschneiden“, bilanziert Erik Weismann, Chefökonom und Portfoliomanager von MFS Investment Management. Aktuell ist eine höhere Inflationsrate an den Märkten kaum ein Thema – die Grundvoraussetzung, um in inflationsindexierte Anleihen zu investieren, damit erfüllt.

 

Lohnen könnte ein Investment, wenn den Notenbanken die viel beschworene „sanfte Landung“ gelingt und Impulse wie Zölle – Donald Trump lässt grüßen – die Inflationsrate unerwartet nach oben treiben. Nur: „Inflationsindexierte Wertpapiere sind eine oft missverstandene Anlageklasse“, bestätigt auch Weismann und ergänzt: „Anleger gehen davon aus, dass sie bei hoher Inflation mit inflationsindexierten Wertpapieren Geld verdienen und sich vor Inflation schützen.“ Genau das sei aber nicht der Fall, mahnt Weismann Investoren und Berater.

Kleiner Markt, kleine Abwägung – der richtige Weg zu den Linkern

Und was bedeutet nun die Ankündigung der Deutschen Finanzagentur, künftig keine Linker mehr zu emittieren? „Solange inflationsindexierte Anleihen einen nennenswerten Anteil am Gesamtvolumen der Staatsschulden haben, geht davon eine disziplinierende Wirkung aus: Staaten werden zu ordnungsgemäßer Haushaltsführung ermutigt“, erklärte Bernhard Matthes, Leiter Asset Management von der Bank für Kirche und Caritas, schon vor einigen Monaten. Nun setze sich die Bundesrepublik dem Verdacht aus, Schulden teilweise über Inflation zu finanzieren.

Für ewig Argwöhnische theoretisch ein Anlass, Kommentarspalten in den sozialen Medien zu füllen. Praktisch bleibt der Blick aus Investorensicht: Weil nicht nur Deutschland, sondern auch Kanada keine inflationsindexierten Anleihen mehr ausgeben möchte, schrumpft der eh überschaubare Markt weiter. „Während die Märkte für inflationsindexierte Schuldtitel in den USA, Großbritannien, Frankreich und Italien gut unterstützt werden, sind die Märkte für inflationsindexierte Schuldtitel in anderen Industrieländern recht klein“, bilanziert Weismann.

Dass weitere Länder auf den Linker-Zug aufspringen, scheint unwahrscheinlich. Wer also Fondsstrategien mit inflationsindexierten Anleihen nutzen möchte, der sollte nicht nur wegen des Investmentuniversums zweimal hinschauen: Schließlich spielen auch die Laufzeiten der Linker eine Rolle, zudem existiert mit dem Amundi Euro Inflation Expectations 2-10Y ETF (ISIN: LU1390062245) eine Strategie, in der inflationsindexierte Anleihen auf Short-Positionen zu klassischen Anleihen mit ähnlicher Laufzeit treffen. Die Idee: Steigen die Zinsen, dämpfen die Short-Positionen die Verluste der Linker.

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