Themenreihe Family Offices, Teil IV – Performancecontrolling “Das Family Office als unabhängige Kontrollinstanz”

Eva Trinkaus

Eva Trinkaus

Zur Qualitätssicherung empfiehlt sich im Nachgang zur Managerauswahl eine aktive Begleitung des Mandats im Zeitablauf. Dabei werden durch das Family Office die Leistungen der selektierten Vermögensverwalter regelmäßig überprüft und in den Vergleich mit den Mitbewerbern gestellt.

Eine Leistungskonsolidierung über die verschiedenen Investitionsebenen ermöglicht dem Family Office als unabhängige Kontrollinstanz, bereits frühzeitig potenzielle Vermögensrisiken zu identifizieren und möglichen Fehlentwicklungen entgegenzusteuern.

Zu der Vielzahl an Vorteilen, die die Implementierung eines Family Offices mit sich bringt, zählt die Transparenz. Durch den systematischen Prüfungsprozess wird der Manager einer kontinuierlichen Kontrolle unterzogen, welche die jeweiligen Stärken und Schwächen offenlegt.

In die Beurteilung fließen unter anderem die zu Grunde gelegte Investmentstrategie, die Konzeptintelligenz, die taktische Umsetzung, das eingegangene Risiko, die Titel- und Produktauswahl sowie die Leistungskontinuität mit ein.

Aus der permanenten Beobachtung und Bewertung resultiert eine qualitative Verbesserung der Managementqualität, welche sich in einer höheren Performance widerspiegelt.

Die Erfahrungen zeigen, dass Vermögensverwalter, deren Leistungen durch ein Family Office beurteilt werden, ihren Auftragsmandaten eine erhöhte Aufmerksamkeit zuteil werden lassen. Ein Umstand, der sich quantitativ positiv auf die erzielten Performanceergebnisse auswirkt.

Die tatsächlichen Performancequellen des Vermögensverwalters werden durch die Anwendung verschiedener Bewertungsmethoden offengelegt. Das Prüfungsziel umfasst die quantitative Analyse des kontinuierlichen Mehrertrags, zu dessen Erwirtschaftung der Vermögensverwalter beauftragt wurde.

Insbesondere bei Marktrückgängen wird die tatsächliche Expertise des Vermögensverwalters verdeutlicht. Von höchster Priorität ist und bleibt bei jedem Vermögensverwaltungsmandat die renditeoptimale Verlustbegrenzung in turbulenten Marktphasen.

Durch eine sorgfältige Performance-Attribution kann das erzielte Anlageergebnis des Managers einzelnen Einflussfaktoren zugeordnet werden. Die Attributionsanalyse stellt eine objektive Beurteilung der Fähigkeiten des Managers dar.

Im Rahmen der Prüfung wird systematisch ergründet, in welchem Ausmaß die Performance direkt durch den Manager geniert wurde oder externen Einflüssen unterlag. Die einzelnen Bewertungsfaktoren sind dabei von der Anlagestrategie des vergebenen Mandates abhängig und beschreiben den Beitrag, den die getroffenen Investitionsentscheidungen erbrachten.

Für Aktienmandate findet in der Praxis die Methode nach Brinson, Fachler Anwendung. Der erzielte Mehrertrag wird in die Ergebnisbestandteile Allokation, Selektion und Interaktion zerlegt.

Der Allokationseffekt repräsentiert den Beitrag durch die vom Vermögensverwalter getroffene Strukturentscheidung. Der Selektionseffekt spiegelt die Managerqualität bezüglich der Titelauswahl wider. Durch die Überlagerung der beiden Effekte entsteht ein Kreuzprodukt, der so genannte Interaktionseffekt.

Dieser Restbeitrag der Selektions- und Allokationseffekte misst die Fähigkeit des Vermögensverwalters hinsichtlich der Investmentauswahl in Bezug auf die verschiedenen Segmente.

Wird das Performancecontrolling außerhalb standardisierter Aktienmandate angewandt, sind die Berechnungsprämissen des Attributionsmodells nach Brinson, Fachler nur eingeschränkt verwendbar.

Um qualitativ hochwertige Analyseergebnisse generieren zu können, sind mandatspezifische Modifikationen unumgänglich. Für Rentenmandate erfolgt beispielsweise eine entsprechende Anpassung der Brinson-Methode oder es werden OAS- bzw. durationsbasierte Ansätze verwendet.

Bei Multi-Manager-Mandaten und der damit verbundenen Notwendigkeit von konsolidierten Bewertungen gestaltet sich die Performanceattribution aufgrund der unterschiedlichen Betrachtungsebenen noch komplexer.

Die Analysen auf aggregierter Ebene können inkonsistent sein, da sie in standardisierter Form nicht auf die Besonderheiten eines Multi-Manager-Konzepts eingehen. Die Managerselektion stellt z.B. einen wesentlichen Bestandteil des Investmentprozesses dar, deren Berücksichtigung bei den Attributionsanalysen unerlässlich ist.

Welche Faktoren und Methoden für eine qualifizierte und objektive Attributionsanalyse angewandt werden, entscheidet das Family Office. Die Auswahl bestimmt dabei die Güte und Aussagekraft. Das Performancecontrolling nimmt bei der Leistungsbeurteilung von Vermögensverwaltern einen vorrangigen Stellenwert ein und ist dabei eine unverzichtbare Determinante zur Evaluierung des gesamten Investmentprozesses.

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