Markus Hill Das Dilemma neuer Real-Asset-Projekte in Deutschland

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Der Markt für Geschlossene Fonds wurde von jeher von institutionellen Investoren mit einigen „Vorbehalten“ betrachtet. Nicht immer zu recht – Kern waren und sind nun einmal unternehmerische Beteiligungen; die Kostenstruktur hat häufig Anlass zu Kritik gegeben. Mittlerweile erkennt man aber im Schrumpfungsprozess dieser Branche, dass sich bestimmte Anbieter qualitativ gesehen neu positionieren. Hoffnung macht auch der Wechsel von Fachleuten aus diesem Bereich auf die Investorenseite bzw., dass manche dieser Fachleute mittlerweile auch mit den Gedanken spielen, für Institutionelle Fonds in Eigenregie aufzulegen und zu managen.

Vielleicht werden diese Anbieter verstärkt die Zusammenarbeit im Servicebereich (Verwahrstellen etc.) mit Kapitalanlagegesellschaften aufgrund der AIFM-Regulierung suchen. Neues Geschäftspotential für klassische Dienstleister im Private Label Fonds-Segment wie Universal Investment, IP Concept, LRI Invest etc. entsteht. Sie und viele andere nutzen dies und bilden sozusagen Know-how-Center in dem sich entwickelnden Feld.

Real Assets und „zarte Pflanzen“


Jenseits von Vertragswerk, technischem Management, Suche nach Investitionsobjekten etc. passen öffentlich propagierte Nachfrage von Investoren nach Real-Asset-Investitionsobjekten und das Angebot scheinbar noch nicht optimal zusammen. Gerade neue Projekte „von der grünen Wiese“ haben es derzeit schwer. In Deutschland gibt es, ähnlich der Mittelstands- und Fondsboutiquen-Erfolgsstory, ein riesiges Potential an kleinen und mittelgroßen Firmen, die in den verschiedenen Feldern wie zum Beispiel erneuerbare Energien über exzellentes Know-how verfügen.

Sei es als Kraftwerksbetreiber, Projektentwickler oder Servicegesellschaft – die nicht unumstrittene Regulierung in Deutschland hat Katalysatorfunktion für den Markt gehabt und hat die Aufmerksamkeit von in- und ausländischen Investoren auf sich gezogen. Spricht man beispielsweise mit verschiedenen ausländischen Investoren, so erhält man den Eindruck, dass viele der deutschen Firmen ihr Potential nur unzureichend nutzen. Ob das an der aktuellen Situation auf dem Inlandsmarkt liegt oder andere Gründe (Projektmanagement, Marketing etc.) hat, wäre an anderer Stelle zu diskutieren.

Bekannte Unternehmen, wie zum Beispiel etablierte Energieversorger und Kraftwerkshersteller, die über kritischen Größen liegen, rutschen schon seit langer Zeit auf das Radar dieser Investoren. Unter deren Schatten könnte sich ein neues Feld von „kleinen“ Hidden Champions auftun. Solar, Windenergie, Biotreibstoffe – das Know-how ist vorhanden, was häufig fehlt, ist der Kontakt zum potentiellen Investor. Seed Money-Suche in diesem Feld verlangt im Gegensatz zum klassischen Asset Management-Feld häufig zusätzlichen Kommunikationsaufwand.

Investoren – Unternehmertum und Anlegermentalität

Consultants im Bereich von Erneuerbare Energien, Infrastruktur etc. rechnen in den nächsten Jahren mit einem guten Geschäft. Zahlungsströme und andere Projektparameter bewerten, dem Investor das Gefühl geben, auf der sicheren Seite zu sein – alles Punkte die legitim sind. Nachteil: Hier wird vorrangig der Bereich von sicheren und großen Projekten (relativ gesehen, natürlich) durch institutionelle Professionalität abgedeckt. Außen vor bleibt der Bereich von vielen Investorengelder suchenden „kleinen“ Anbietern, gerade innovative Ansätze haben es hier schwer aufgrund der nötigen Investitionssummen in diesen Gebieten.

Projekte im Bereich von Forst- und Agrarwirtschaft, in Teilen auch für Solar- und Windenergie in Abwandlung zutreffend (Technik), erfordern einen gewissen Investitionsumfang (Ankauf von Flächen, kritische Größe von Investitionsobjekten, Minimumbetriebsgrösse etc.). Ein Markt, wo Direktinvestoren, Private Equity-Firmen und bestimmte Family Offices vielleicht über genügend unternehmerische Denke verfügen, um das eine oder andere Projekt zu „seeden“.  

Viele der potentiellen Investoren würden ihre Zurückhaltung in den genannten Segmenten vielleicht aufgeben, wenn sich der Markt für diese interessanten Investmentopportunitäten transparenter darstellen würde. Vielleicht würde sogar der Eindruck entstehen, dass man durch Attentismus bei Neuinvestments hohe Opportunitätskosten produziert.

Ausblick


„Kleine“ Unternehmen im Real Asset-Bereich betreten nach und nach Neuland hinsichtlich des Feedbacks von institutionellen Investoren. Oft entwickeln sich Projekte prozessartig - Projektskizze, Feedback von Fachleuten sowie potentiellen Investoren, Optimierung und dann im günstigen Falle Aufnahme in das Investmentprogramm - lange Prozesse, die es volkswirtschaftlich gesehen (Diffusion von neuem Prozess- und Produktwissen) zu verkürzen gilt. Anbieter können bei der Konzeption ihre „Säge gründlich schärfen“ im Sinne einer gründlichen Vorarbeit bei der Konzeption. Bestimmte Investoren könnten vor dem Hintergrund niedriger Verzinsung vielleicht verstärkt unternehmerische Denke an den Tag legen und den eigenen Investmenthorizont erweitern. Der Dialog zwischen dem „kleinen Projektinitiator“ könnte ähnlich wie beim heutigen Dialog zwischen Fondsboutiquen intensiver werden. Dicke Bretter, die von beiden Seiten mit Engagement zu bohren wären.

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