Analyse Darum sollten institutionelle Investoren mehr in Fernost investieren

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Für NAM-Geschäftsführer Engler keine Überraschung. Er weiß, dass Asien für viele Versorgungswerke eine Art Blackbox ist, und kämpft seit Jahren gegen Vorurteile an. Asien sei schließlich nicht nur China: „Um die Angst zu überwinden, braucht es Information und Transparenz. Institutionelle Anleger müssen Risiken rechtzeitig zu sehen bekommen, damit sie sie steuern können.“ Wer das nicht selber machen möchte, benötigt Engler zufolge einen guten Asset Manager mit Angestellten vor Ort, die das jeweilige Land und die Mentalität kennen. „Indien, Indonesien, Philippinen, Singapur, Malaysia, Korea, Japan und selbstverständlich China – das ist eine bunte Vielfalt, die man verstehen und einordnen können muss“, sagt er.

Englers These: Investoren gehen durch eine Art Evolution. „Zunächst wollte man am liebsten im Heimatmarkt anlegen. Dann ging es nach Europa, dann waren die USA dran“, zählt er auf. Dabei sei Asien bislang zu kurz gekommen. Seiner Meinung nach könnten Aktien-Investments in der Region gut und gerne 10 Prozentpunkte höher ausfallen, und auch in puncto illiquide Investments verdiene Asien mehr Vertrauen.

Ähnlich sieht das Gregor Asshoff, der seit 2015 Mitglied des Vorstands der Urlaubs- und Lohnausgleichskasse der Bauwirtschaft und Zusatzversorgungskasse des Baugewerbes (kurz Soka-Bau) ist. „Einige im Vorstand von Soka-Bau waren damals der Meinung, dass die deutsche Bauwirtschaft nicht in Immobilien in Asien investieren solle“, sagt der gelernte Jurist. Unter seiner Regie legt Soka-Bau mittlerweile indirekt, das heißt über Zielfonds und Co-Investments sowie über eine alternative Plattform, Geld in Asien an. Im Aktienbereich war das Unternehmen dort schon vor Asshoffs Einstieg aktiv.

Ein Manager in Asien muss die aufsichtsrechtlichen Erfordernisse aus Deutschland verstehen.

Vor allem bei Infrastruktur-Investitionen oder Private Equity sieht Asshoff Nachholbedarf: „Da gibt es für uns bislang keine investierbaren Vehikel in ausreichendem Umfang. Ein Grund dafür ist, dass der Private-Equity-Markt in Asien noch in den Kinderschuhen steckt.“ Auch Private Debt will der Vorstand von Soka-Bau etablieren. Bei illiquiden Investments schaut er insbesondere auf die Internal Rate of Return (IRR), also den internen Zinsfuß: „Das heißt, wir sind bereit, eine geringere jährliche Ausschüttungsrendite von beispielsweise 2,5 Prozent in Kauf zu nehmen – wenn wir damit rechnen können, am Ende mit dem Verkauf des Investments eine Rendite von 7 Prozent zu erzielen.“


Ein klares Ja also zu Asien. Dass der Kontinent die Renten in Deutschland rettet, findet er allerdings „überzogen“. Asien sei aber ein wichtiger Baustein dafür, die laufenden Rentenzahlungen zu leisten und den Anwärtern die zugesagten Rentenhöhen sicherstellen zu können. Keine leichte Aufgabe: Die Soka-Bau ist verantwortlich für das Geld von 350.000 Rentnern, die Kapitalanlage ist knapp 8 Milliarden Euro schwer. Die Risiken, die mit Asien einhergehen, versucht auch Asshoff deshalb über die Auswahl der Asset Manager zu minimieren. „Es wäre vermessen zu sagen, dass wir dieses von unserem Standort Wiesbaden aus bedienen könnten.“ Eines der wichtigsten Kriterien bei der Auswahl ist daher auch für ihn, dass der jeweilige Manager eine lokale Präsenz vorweisen kann. Bei bestimmten Asset-Klassen käme dafür nur eine Handvoll Anbieter überhaupt infrage.

Grundsätzlich richtet Asshoff den Anteil der Region in den jeweiligen Anlageklassen am prozentualen Anteil Asiens am Welt-BIP aus – das sind über 30 Prozent. „Wir wissen nicht, wo die USA oder Asien in zehn oder zwölf Jahren stehen, deshalb nehmen wir die aktuelle wirtschaftliche Gewichtung weltweit als Kompass“, begründet er. Im Aktienbereich ist die Soka-Bau derzeit sogar übergewichtet: „Wir sehen das im Vergleich zum Rest der Welt überproportionale Wachstum der Region und wollen den Märkten vorauslaufen.“ Dass in Asien mit der Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP) 2020 die größte Freihandelszone der Welt startete, sieht er dabei durchaus als Bestätigung.