Fondsanalyse deluxe, Teil 12 Darf ich vorstellen, der Quality-Faktor

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Fonds unter der Lupe

Im Nachhinein verwundert es nicht, dass MFS die obenstehenden Kriterien bestens erfüllt hat. MFS Investment Management ist ein global ausgerichteter Vermögensverwalter mit etwa 584 Milliarden US-Dollar Assets under Management. Seit Unternehmensgründung und der Auflegung des ersten offenen Publikumsfonds in den USA im Jahr 1924 wird ein Investmentansatz verfolgt, der auf einem fundamentalen Bottom-Up-Research basiert und das Quality-Investing großschreibt. Mit dieser Philosophie und den dazu nötigen Ressourcen, weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 1.900 Mitarbeiter, darunter mehr als 232 Investmentspezialisten, gehört MFS zu den erfolgreichsten und größten aktiven Managern weltweit.

Beim MFS European Research Fund gibt es noch die Besonderheit, dass es sich um ein von Analysten geführtes Portfolio handelt. Dies hat den Vorteil, dass der Fonds nicht dem Stil eines einzelnen Managers unterworfen ist. Durch diesen Ansatz dürfte der Fonds im Hinblick auf Faktor-Exposure viel breiter aufgestellt sein und zusätzlich an Dynamik gewinnen.

Diese Annahme bestätigt uns eine mulitvariate Regressionsanalyse, wo wir für die vergangenen fünf Jahre die Überrendite des MFS-Fonds gegen die Überrendite des Marktes und die der fünf bekannten Stilfaktoren (Quality, Momentum, Value, Low Volatility und Size) regressieren. Die Regressionsanalyse zeigt, dass der Fonds statistisch deutlich positives Exposures zu den Faktoren Qualität und Size hatte. Zudem weist der Fonds ein niedrigeres Beta als der Markt auf, was die Defensivität des Portfolios noch einmal unterstreicht.

Die Analyse zeigt auch, dass die Faktoren und der Markt einen Großteil (zirka 46 Prozent) der Variabilität der Renditen des Fonds erklären. In der Betrachtungsperiode gelang es dem Fonds mit rund 15 Prozent Überrendite eine deutliche Outperformance zur Benchmark zu erzielen.

Grundlage der Outperformance und des Investmentprozesses von MFS European Research Fund sind die fundamentalen Analysen der Sektorspezialisten. Diese haben als Ziel, jede Aktie im Investmentuniversum hinsichtlich der Profitabilität, der Wachstumsaussichten, des Geschäftsrisikos sowie der vermeintlich fairen Bewertung zu durchleuchten.

Dem Management-Team gehören elf sehr erfahrene Analysten mit Sitz in London an, die Anlageideen für den Fonds entwickeln und umsetzen. Insgesamt analysieren, modellieren und beobachten die Analysten über 500 europäische Unternehmen. Darauf basierend sprechen sie für jede Aktie eine Kauf-, Halte- oder Verkaufsempfehlung aus.

Üblicherweise erhalten zirka 250 europäische Aktien eine Kaufempfehlung. Aus dieser Gruppe wählt das Analystenteam jene etwa 60 bis 90 Titel aus, die nach Ansicht des Teams risikoadjustiert sowie relativ zur Benchmark das höchste Renditepotential bieten.

Ein weiteres wichtiges Detail der Strategie ist, dass ein vollumfänglicher ESG-Prozess (Ausschlusskriterien, ESG Risk Assessment, externe ESG-Daten, eigene ESG-Analysten, Engagement et cetera) in den klassischen Anlageprozess integriert ist. Dies erachten wir als sehr wichtig, denn ein solides Risikomanagement kann nur dann durchgeführt werden, wenn alle Risiken, inklusive der ESG-Risiken, inkludiert werden. 

Die Portfoliokandidaten kommen aus verschiedenen Branchen und dem gesamten Spektrum der Marktkapitalisierung, was auch der Size-Bias in der Regressionsanalyse bestätigt. Länder- und Branchengewichtungen stellen weniger explizite Länder- und Sektorwetten dar, sondern basieren auf der Aktienauswahl.

Der Tracking Error bewegt sich auf Jahressicht zwischen 2 und 5 Prozent gegenüber dem MSCI Europe Index, von dem das Portfolio insbesondere auf der Einzeltitelebene im Hinblick auf die Gewichtung erheblich abweichen kann (Active Share von etwa 80 Prozent). Das Anlagevolumen des Fonds ist erfolgsbedingt über die letzten Jahre auf 2,9 Milliarden Euro angewachsen. Besonderheit der Strategie ist – neben dem robusten Anlageprozess, der Research-kapazitäten und der stabilen Anlageergebnisse – der Fokus auf Downside-Risiken.

Fazit

Aufgrund des robusten Anlageprozesses, des Anlagestils, der Research-kapazitäten und der langjährigen Erfahrung des Management-Teams trauen wir dem Fond zu, auch weiterhin stabile risikoadjustierte Anlageergebnisse zu liefern und sich dabei auch als Basisfonds hervorragend zu eignen.

Zudem dürften das starke Sentiment für den Quality-Faktor, die positiven Zuflüsse in ESG-Produkten sowie die aktuelle Phase im Konjunkturzyklus Rückenwind für weitere Outperformance liefern.

Hinweis der Redaktion: Bei dem Artikel handelt es sich um keine Anlageempfehlung. Stattdessen soll er Anhaltspunkte liefern, wie man bei einer Fondsanalyse methodisch vorgehen kann, und einzelne Aspekte beleuchten. Eine umfassende und sorgfältige Beratung beziehungsweise Anlageempfehlung kann der Artikel nicht ersetzen.

 


Über die Autoren:

Bernd Scherer ist seit März 2019 Geschäftsführer der Lampe Asset Management, einer Tochtergesellschaft des Bankhaus Lampe. Dort ist er unter anderem für die Themen Portfoliokonstruktion und Risikoanalyse zuständig. Beim Bankhaus Lampe ist er bereits seit 2017, war zunächst Leiter Produktentwicklung Asset Management und anschließend Leiter Wealth Solutions.

Milot Hasaj ist Portfoliomanager beim Bankhaus Lampe und dort unter anderem für die Fondsselektion zuständig. Vor seinem Wechsel im Oktober 2018 arbeitete er beim früheren Bankhaus Sal. Oppenheim als Fondsanalyst.

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