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Danske Invest-Marktkommentar Rasantes Wachstum beflügelt den Aktienmarkt

Tine Choi, Chefstrategin der Danske Bank und Beraterin von Danske Invest

Tine Choi, Chefstrategin der Danske Bank und Beraterin von Danske Invest

Die Weltwirtschaft setzte ihr robustes Wachstum im April fort. Zahlreiche Daten deuten darauf hin, dass sie über ihrem langfristigen Potenzial wächst. Gleichzeitig sind die Vorteile der Kehrtwende in der weltweiten Produktion weiterhin spürbar. Zudem fördert die lockere Finanz- und Geldpolitik das Wachstum.

Daher erwarten wir weiterhin ein hohes weltweites Wachstum, welches das Gewinn- und Umsatzwachstum der Unternehmen unterstützen wird. Das wiederum beflügelt die Aktienkurse. Insgesamt verspricht die konjunkturelle Entwicklung in 2017 ein gutes Jahr für Aktien. Deshalb gewichten wir Aktien aktuell über und konzentrieren uns dabei auf europäische Titel, bei denen wir das größte Kurspotenzial sehen.

Weltweit bestimmte im April die Politik erneut die Tagesordnung, und wir gehen davon aus, dass sie auch künftig die Marktstimmung beeinflussen wird.

USA: Überraschungen möglich

In den USA fielen die Daten uneinheitlich aus. Nicht die so genannten harten Zahlen, wie zum Beispiel die Produktionsdaten, sondern vielmehr die Zahlen im Hinblick auf das Vertrauen, also Geschäftsklima und Verbrauchervertrauen, deuteten im Laufe des ersten Quartals auf eine stärkere Wirtschaft hin.

Insgesamt sind wir mit der Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft jedoch zufrieden. Der im April veröffentlichte Arbeitsmarktbericht für März zeigte einen Rückgang der Arbeitslosenquote auf rund 4,5 Prozent. Damit hat die US-Wirtschaft nun Vollbeschäftigung erreicht, und der Arbeitsmarkt steuert allmählich auf eine Überhitzung zu.

Mit Blick auf Washington gab es im April einige Neuigkeiten von Donald Trump. Die Stimmung am Markt war sehr wechselhaft. Nach der Wahl überwog noch allgemein der Optimismus, geknüpft an hohe Erwartungen in Bezug auf Steuersenkungen und Deregulierung. Doch diese Hoffnung hat sich mittlerweile in Skepsis gewandelt. Der Markt konzentriert sich jetzt stark auf Trumps problematische Zusammenarbeit mit dem Kongress und Schwierigkeiten, sein politisches Programm durchzusetzen.

Gegen Monatsende wiederholte der amerikanische Präsident seine Steuersenkungsabsichten, nannte jedoch keine konkreten Maßnahmen. Wir halten eine Umsetzung von Steuersenkungen für möglich, rechnen aber eher mit einfacheren Entlastungen anstelle einer großen Steuerreform. Die kommenden Steuersenkungen werden unserer Ansicht nach auch geringer ausfallen als die Pläne, die Trump ins Auge gefasst hat.

Dies wird jedoch keine großen Reaktionen am Aktienmarkt hervorrufen, da die Erwartungen so tief gesunken sind, dass zum jetzigen Zeitpunkt Potenzial für Überraschungen besteht.

Europa: Wahl Macrons wendet politische Unsicherheit ab

In Europa war die erste Runde der französischen Präsidentschaftswahl das größte Ereignis des Monats. Zwar deuteten die Meinungsumfragen schon vor der ersten Runde darauf hin, dass wir uns nicht über einen Sieg der EU-Kritikerin Marine Le Pen sorgen mussten. Trotzdem war der Markt bis zur ersten Wahlrunde beunruhigt mit dem Wissen im Hinterkopf, dass die Demoskopen sowohl beim Brexit-Referendum in Großbritannien als auch bei der amerikanischen Präsidentschaftswahl nicht unbedingt richtig lagen. Deshalb war es eine positive Überraschung, dass der EU-Befürworter und reformwillige Emmanuel Macron die meisten Stimmen erhielt und neben Le Pen in die zweite Runde einzog.

Dass Macron auch die Stichwahl für sich entschied und als neuer Präsident in den Élysée-Palast einzieht, sorgt zunächst  für politische Kontinuität und stabile Verhältnisse im Euroraum.

Was die Wirtschaft anbelangt, ist das Geschäftsklima im April weiter gestiegen. Es sieht nun danach aus, dass die europäische Wirtschaft auf Jahresbasis deutlich über dem Trend zwischen 2,5 und 3 Prozent wachsen wird. Darüber hinaus sorgte gegen Monatsende die Kerninflation für eine positive Überraschung: Sie stieg um 1,2 Prozent. Das übertraf alle Erwartungen und zeugt davon, dass die Stärke der europäischen Wirtschaft zurückgekehrt ist.

China: Peking hält Wachstum an der kurzen Leine

In China fielen die Wirtschaftsdaten robuster aus als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im ersten Quartal mit einer Jahresrate von knapp 7 Prozent zu, was die Markterwartungen übertraf. Unterdessen hat sich die Kreditvergabe etwas verlangsamt.

Diese zwei Aspekte spiegeln wider, dass die chinesische Wirtschaft Fahrt aufgenommen hat. Die Regierung hat daher ganz langsam damit begonnen, die Wirtschaftspolitik zu straffen. Das ist in vielen Bereichen spürbar. Unter anderem hat sie die Vergabe von Immobilienkrediten im März und April erschwert. Sie hat außerdem die Regulierung des Finanzsystems verschärft. Insbesondere die Aktivitäten im Schattenbanksystem, dem unregulierteren Teil des Bankensystems, werden überwacht.

Insgesamt versucht China unserer Meinung nach mit diesen Maßnahmen, die finanzielle Stabilität sicherzustellen. Das Wachstum im Reich der aufgehenden Sonne soll im Wesentlichen sanft und nicht abrupt abgebremst werden. Wir rechnen damit, dass die Wirtschaft in den kommenden Quartalen langsamer wachsen, aber immer noch über dem Trend liegen wird.

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