Armin Eiche im Gespräch „Unsere Kunden wollen nicht mehr mit der Benchmark schwimmen“

Armin Eiche, Verantwortlicher für das Wealth Management in Deutschland bei der Schweizer Privatbank Pictet

Armin Eiche, Verantwortlicher für das Wealth Management in Deutschland bei der Schweizer Privatbank Pictet

DAS INVESTMENT.com: Inflationsangst und Euro-Krise sorgen dafür, dass Investoren in Scharen aus den Finanzmärkten flüchten. Sind Sie eigentlich froh, dass Pictet vor allem vermögende Kunden betreut? Oder bekommen auch die langsam Panikattacken.

Armin Eiche: Nein, überhaupt nicht. Unsere Kunden sind erstaunlich ruhig. Zudem ist der Zulauf an neuen Kunden sehr beachtlich.

DAS INVESTMENT.com: Wie erklären Sie sich das?

Eiche: Es gibt einen enormen Vertrauensverlust gegenüber Banken im Allgemeinen, vor allem aber gegenüber Großbanken. Viele Kunden suchen Alternativen und stoßen dabei auf uns.

DAS INVESTMENT.com: Pictet ist auch eine große Bank.

Eiche: Aber eine unabhängige Privatbank, eine der letzten eigentümergeführten zudem. Die Partner haften alle persönlich und unbegrenzt. Sie gehen also zwangsläufig deutlich weniger Risiken ein als eine herkömmliche Großbank.

Und, wir machen nur eines: Vermögensverwaltung. Darum haben wir keine Interessenkonflikte und sind gezwungen, gut zu sein, in dem, was wir tun. Das bringt uns einen großen Vertrauensvorsprung.

DAS INVESTMENT.com: Und was macht Ihre Kunden so ruhig?

Eiche: Hauptsächlich natürlich, dass wir in unseren Portfolios derzeit keine dicken Minuszeichen haben. Dank unserer Unabhängigkeit können wir leichter mutige Entscheidungen in der taktischen Allokation treffen, die für positive Performance gesorgt haben.

DAS INVESTMENT.com: Im Detail?

Eiche: Für uns ist es nicht so wichtig, in guten Zeiten den Markt zu schlagen. Wir wollen vor allem große Rückschläge vermeiden. Eine langfristig gute Performance erzielt man nur durch Fehlervermeidung. Wir nutzen unter anderem alternative Investments zur Absicherung und streuen unsere Portfolios stark.

DAS INVESTMENT.com: Was derzeit an den Finanzmärkten passiert, ist nicht mehr kalkulierbar. Fundamentaldaten helfen auf jeden Fall nicht weiter. Klar ist nur, dass die Volatilität auch in den kommenden Jahren hoch bleiben dürfte. Wie positioniert man sich in so einem Umfeld strategisch?

Eiche: Grundsätzlich beschäftigen wir uns erst einmal sehr intensiv mit dem Kunden. Was ist die langfristige Orientierung seines Vermögens, und in welchen Asset-Klassen will er überhaupt investiert sein? Die meisten konzentrieren sich nur auf Aktien und Renten.

Aber man sollte auch über direkte Investments in erneuerbare Energien, physische Rohstoffe, alternative Investments wie Hedgefonds oder Private Equity sowie Immobilien oder auch über Kunst nachdenken. Steht die Strategie, suchen wir nach den besten Managern, um sie umzusetzen.


DAS INVESTMENT.com: Wie sieht die Strategie derzeit aus? Wollen Ihre Kunden noch etwas anderes als Cash und Gold?

Eiche: Ja, aber natürlich sind Cash und physisches Gold auch bei unseren Kunden beliebt. Termingeld oder Bundesanleihen weisen negative Realzinsen aus. Das lohnt sich nicht, zumal wir weiter mit hohen Inflationsraten in den kommenden Jahren rechnen.

Gold ist zwar  schon in den vergangenen zwei Jahren gut gelaufen. Doch dieser Trend könnte sich noch weiter fortsetzen. Wir sehen beim Goldpreis ein Potenzial von 3.000 Dollar die Unze. Derzeit steht er bei 1.600 Dollar.

Was Kunden aber auf jeden Fall nicht mehr wollen, ist mit der Benchmark schwimmen. Sie erwarten eine positive reale Rendite von ihren Managern.

DAS INVESTMENT.com: Welche Asset-Klassen sind derzeit noch interessant?

Eiche: Private Equity und Hedge-Fonds sind zwar in Deutschland nicht so gern gesehen, aber bei entsprechender Selektion stabilisieren sie die Rendite, weil sie dann wenig mit Aktien und Renten korrelieren.

Auch Investitionen in erneuerbare Energien wie Windkraft können als Direktinvestments ein sehr spannendes Thema sein. Die Strompreise sind für 20 Jahre garantiert, dadurch hat man eine sichere Mindestverzinsung. Das Risiko dabei ist natürlich, dass man nicht weiß, wie der Wind bläst. Aber qualifizierte Gutachter helfen dabei, dieses Risiko kalkulierbarer zu machen.

Interessant sind aber auch Qualitätsaktien, vor allem Dividendentitel von ertragsstarken Unternehmen mit einer gesunden Finanzierungsstruktur, gern auch aus den Schwellenländern.

DAS INVESTMENT.com: Viele Ihrer Konkurrenten kaufen börsennotierte Fonds, also ETFs, in die Portfolios ihrer Kunden, weil sie so günstig sind.

Eiche: Wir wollen unseren Kunden in jeder Situation das geben, was sie von uns erwarten. Das Problem bei vielen ETFs ist, dass sie den Basiswert zum Teil synthetisch mit Swaps nachbauen und nur teilweise physisch investiert sind. In Extremsituationen korrelieren diese Derivate aber nicht mehr eins zu eins mit dem unterlegten Markt. Sie bekommen dann nicht den Preis für ihr Investment, den sie eigentlich erwarten. Wenn wir also ETFs einsetzen, dann nur solche ohne derivative Instrumente.

DAS INVESTMENT.com: Möchten Sie Ihren Kunden etwas mit ins Jahr 2012 geben?

Eiche: Offenheit für Neues und Reaktionsschnelligkeit. Die Finanzwelt ändert sich rasant. Das ist nichts Negatives, man muss sich nur darauf einstellen und sich den Dingen bewusst stellen.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen