Dank sich ändernder Marktbedingungen Das aktive Asset Management schlägt zurück

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Die Spreu vom Weizen trennen

Es gibt eine Fülle an wissenschaftlichen Studien, aus denen hervorgeht, dass sich der durchschnittliche aktiv verwaltete Fonds nach Abzug aller Gebühren schlechter entwickelt als sein Benchmarkindex. Dafür gibt es jedoch stichhaltige Gründe und keiner davon impliziert einen Mangel an Chancen oder fähigen Anlageexperten.

Der entscheidende Punkt ist, dass viele Manager ihre Portfolios so genau auf den Benchmarkindex abstimmen, dass es kaum noch möglich ist, diesen nach Abzug von Gebühren zu übertreffen. Ein Fonds mit einem Tracking Error von 3 Prozent und einer Gesamtkostenquote von 1,5 Prozent kann zum Beispiel unter dem Strich nur eine relative Performance im Bereich von minus 4,5 Prozent bis plus 1,5 Prozent erzielen. Mit anderen Worten: Die Wahrscheinlichkeit, dass er über einen beliebig ausgewählten Zeitraum schlechter abschneidet als die Benchmark, ist dreimal so groß wie die Chance einer Outperformance.

Eine 2013 veröffentlichte, vielbeachtete Studie1 prägte den Begriff "Closet Indexing". Dieser Begriff bezeichnet die Praxis, sich an einem Benchmarkindex festzuhalten und dennoch zu behaupten, ein aktiver Manager zu sein und Gebühren für ein aktives Management zu verlangen. Der Autor der Studie stellte zudem fest, dass der aktive Anteil („Active Share“) eines Fonds ein nützlicher Anhaltspunkt zur Differenzierung zwischen tatsächlich aktiven Managern und solchen Managern sein kann, die Closet Indexing betreiben.

 Quelle: Cremers und Petajisto (2009)

Interessanterweise kam bereits die frühere Studie von Antti Petajisto („Active share and mutual fund performance“), 2013 zu dem Ergebnis, dass der Prozentsatz der aktiv verwalteten Fonds mit einem aktiven Anteil von über 80 Prozent zwischen 1986 und 2009 von rund 67 Prozent auf 20 Prozent zurückging. Gleichzeitig erhöhte sich der Prozentsatz der Fonds mit einem aktiven Anteil von 0 bis 20 Prozent (Closet Indexing) von zwei Prozent auf 15 Prozent.

Diese Dynamik spiegelt die nicht zu unterschätzende Befürchtung wider, weit hinter der Benchmark zurückzubleiben, und weniger das Bestreben, diese zu übertreffen. Das Ironische daran ist, dass das Closet Indexing mit einem solchen sicherheitsorientierten Ansatz effektiv die Argumente für ein passives Management gestärkt hat.

Durch Closet Indexing ist der Eindruck entstanden, dass aktive Fonds nicht halten, was sie versprechen. Wäre ein aktiver Ansatz konsequent verfolgt worden, würde das passive Anlegen möglicherweise nicht als derart attraktive Alternative angesehen.

Im Grunde genommen verfolgt jeder Index-Tracker eine an der Marktkapitalisierung orientierte Long-Momentum-Strategie. Das bedeutet per Definition, dass sie bei hohen Kursen kaufen, bei niedrigen Kursen verkaufen und damit passiv zur Entstehung und zum Platzen von Blasen verschiedener Vermögenswerte beitragen. Das Gleiche gilt für Closet Indexing.

Im Gegensatz dazu sind tatsächlich aktive Manager ideal positioniert, um Bewertungsanomalien zu nutzen, die durch solch willkürliche Käufe und Verkäufe am kapitalisierungsgewichteten Markt entstehen.  

 

Über den Autor:
Matthew Beesley ist seit Februar dieses Jahres Leiter Aktien bei der Fondsgesellschaft GAM. Bei dem Posten handelte es sich um eine neugeschaffene Positionen. Beesley war zuvor in gleicher Funktion für Janus Henderson Investors tätig.

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