Dank neuartiger Steuerungsmodelle Wie Family Offices ihre Beteiligungsrisiken begrenzen können

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Lücken in der Wert- und Risikobewertung

Bei Direktinvestitionen sollten Family Offices besonders darauf achten, dass diese aus einer individuellen Perspektive bewertet werden – also die Relation von Performance und Risiko für das konkrete Portfolio bestimmt werden. Das ist bereits deshalb schwieriger, weil es hier keine beobachtbaren Vergleichswerte gibt.

Der aktuelle Marktwert außerbörslich gehandelter Unternehmensbeteiligungen kann nicht wie bei börsennotierten Aktien oder Anleihen direkt am jeweiligen Kurs abgelesen werden. Der Wert der Beteiligung bemisst sich einerseits durch die operative Performance des jeweiligen Unternehmens, also der Zahlungsüberschüsse, die es zukünftig erwirtschaften kann. Dieser Aspekt wird von den meisten klassischen Bewertungsansätzen abgedeckt. Der Wert der Beteiligung hängt aber andererseits auch von der Schwankungsbreite dieser Zahlungsüberschüsse sowie der Korrelation mit den Zahlungsüberschüssen der anderen Beteiligungen und dem Gesamtmarkt ab.

Bei der Risikomessung von Direktinvestitionen stoßen Family Offices deshalb auf drei wesentliche Probleme:

  • Bei Unternehmen aus den angestammten, produzierenden Branchen sind die üblichen Rückgriffe auf Risikomaße börsennotierter Vergleichsunternehmen kaum anwendbar. Vergleichsmerkmale wie Branche, regionale Aufstellung, Produkt- und Kundenportfolio sind rein qualitativ, weshalb sie keine sachgerechte individuelle Risikoerfassung ermöglichen.

  • Unternehmen mit neuen Geschäftsmodellen, die möglicherweise gleichzeitig verschiedene Branchen durchdringen, entziehen sich dagegen schon von Vornherein einer Vergleichbarkeit mit börsennotierten Unternehmen. Das Gleiche gilt für Start-ups.

  • Auch die in der Bewertungspraxis bekannte Perspektive eines für jeden Anleger existierenden identischen Marktportfolios greift zu kurz, da es die für ein Familien-Portfolio individuellen Diversifikationseffekte der Assets vollkommen außer Acht lässt.

Zur Lösung dieser Probleme können innovative Steuerungsmodelle beitragen, die Risiko und Performance von unternehmerischen Entscheidungen separat bewerten und daraus Handlungsempfehlungen ableiten.

Das passende Investment finden

Steuerungsmodelle können aber noch mehr: Sie können Family Offices dabei helfen, die Investments zu finden, die genau zu ihrem Portfolio passen – Stichwort: Risikostreuung. Dazu messen die Modelle die Volatilität der Performance für jedes Unternehmen, in das ein Family Office bereits investiert ist.

Das Besondere dabei: Sie berücksichtigen auch die Wechselwirkung der unterschiedlichen Investments. Es wird also erfasst, ob ein Asset noch zum Portfolio passt oder ob ein anderes Investment geeigneter wäre. Diese Handlungsempfehlungen kann das Modell liefern, da es die wertrelevante Performance – und die insbesondere für Family Offices relevanten Risikoveränderungen einer Entscheidung – individuell berücksichtigt. Mit Blick auf das gesamte Portfolio lassen sich so (Des-)Investitionsalternativen anhand der tatsächlich erwarteten Wertveränderungen miteinander vergleichen.

Dadurch ermöglichen Steuerungsmodelle eine direkte Risikosteuerung, mit der Family Offices künftige Investitionsentscheidungen einheitlich und verlässlich beurteilen und gegenüber den Vermögensinhabern begründen können. Alle Seiten erhalten einen fundierten Überblick zu den Chancen und Risiken des Portfolios und dessen künftigem Wertpotenzial – und das konsistent und standardisiert.



Über den Autor:
Dr. Marc Castedello ist Partner im Bereich Deal Advisory bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und dort Spezialist für die Bewertung von Unternehmen, Geschäftsbereichen und immateriellen Vermögenswerten. Er betreut das von KPMG entwickelte Konzept „Corporate Economic Decision Assessment“, kurz Ceda, das sowohl Performance als auch Risiko für jedes Unternehmen individuell messbar macht.

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