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Dag Rodewald zu Schwellenländeranleihen-ETFs „Die optimale Ländergewichtung in Indizes liegt bei 3 Prozent”

Dag Rodewald ist Leiter Passive & ETF Specialist Sales Deutschland & Österreich bei UBS.

Dag Rodewald ist Leiter Passive & ETF Specialist Sales Deutschland & Österreich bei UBS.

Wie sieht das Angebot für Schwellenländeranleihen-ETFs in Deutschland aus?

Dag Rodewald: Das Angebot ist gewachsen, aber durchaus noch überschaubar. Im Bereich der Schwellenländer-Staatsanleihen in Hartwährung beispielsweise sind in Deutschland rund ein Dutzend ETFs im Angebot. Das insgesamt investierte Volumen in Europa in Schwellenländeranleihen-ETFs liegt bei etwa 16 Milliarden Dollar. Das Segment ist damit nicht riesig, aber auch keine kleine Nische mehr.

Emerging-Markets-Anleihen hatten ein gutes Jahr 2017. Hat sich das auch in den ETF-Zuflüssen gezeigt?

Rodewald: Dieses Jahr war von geopoltischen Ereignissen geprägt. Solche Risikoszenarien sind generell nicht so ideal für Emerging Markets. Allerdings haben die Anleger dies weitgehend ausgeblendet und relativ stark in Schwellenländeranleihen investiert. In den USA und Europa sind den ETFs aus diesem Segment 2017 bis Ende Oktober knapp 16 Milliarden US-Dollar zugeflossen. Das ist ein Rekordergebnis für die Anlageklasse. Und es sind rund 15 Prozent der Zuflüsse in Anleihe-ETFs insgesamt – das ist in den Jahren 2013 bis 2017 der höchste Anteil.

Wie sieht das Angebot von Anleiheindizes im Bereich Emerging Markets aus?

Rodewald: JP Morgan gehört sicherlich zu den wichtigsten und bekanntesten Anbietern von Indizes auf Emerging-Markets-Anleihen. Es gibt aber auch andere wie die Markit-Iboxx-Indizes oder Indizes von Bloomberg Barclays, von denen UBS für ihren ersten Emerging-Markets-Anleihen-ETF einen gewählt hat. Ende Januar 2016 haben wir den UBS ETF Barclays USD Emerging Markets Sovereign UCITS ETF gestartet, der möglichst genau den Bloomberg Barclays Emerging Markets USD Sovereign & Agency 3% Country Capped Index abbildet. Den ETF gibt es ungesichert mit US-Dollar als Anteilspreiswährung sowie währungsgesichert auf Euro, Schweizer Franken und Britisches Pfund.

Wie unterscheidet sich der Barclays-Index vom Klassiker JP Morgan EMBI Global Core Index?

Rodewald: Beides sind Indizes auf Staatsanleihen in US-Dollar. Der Barclays-Index deckt einige Länder mehr ab. Zudem gibt es Unterschiede bei den Gewichtungen. Der JP-Morgan-Index hat ein deutlich höheres Gewicht bei einzelnen Ländern, zum Beispiel bei Mexiko, der Türkei, Russland, Indonesien, den Philippinen oder Argentinien. Ein weiterer Unterschied liegt darin, dass der Barclays-Index nicht nur Emissionen von Staaten, sondern auch von öffentlichen Institutionen enthält.

Was bedeutet Drei-Prozent-Cap und warum haben Sie sich für diese Variante des Index entschieden?

Rodewald: Ein Drei-Prozent-Cap bedeutet, dass kein Land einen höheren Anteil als drei Prozent im Index ausmachen darf. Im Index ohne Begrenzung macht China 16 Prozent aus, Mexiko knapp 8 Prozent, Brasilien, Russland und Argentinien jeweils um die 5 Prozent. Durch die Umschichtungen der Anteile haben in dem Index mit Cap letztlich etwa 15 der insgesamt rund 60 Länder ein Gewicht von drei Prozent.

Was ist der Vorteil daran?

Rodewald: Wir haben Berechnungen angestellt, ob Begrenzungen bei der Ländergewichtung einen positiven Effekt auf Erträge und Volatilität haben. Es hat sich gezeigt, dass das optimale Niveau der Länderbegrenzung bei drei Prozent liegt. Durch die Begrenzung haben die großen Emittenten, also die in der Regel eher hoch verschuldeten Länder, einen reduzierten Anteil. Und die Gewichtung von kleineren Schuldnern wird automatisch erhöht. Dadurch haben wir eine höhere Diversifikation, einen Performance-Vorteil und eine deutlich geringere Volatilität.

Wie wird der Anleiheindex abgebildet?

Rodewald: Der Index enthält rund 950 Anleihen. Er wird nicht voll repliziert, sondern im Optimierungsverfahren. Wir bilden den Index mit 517 Komponenten ab. Das reduziert die Tradingkosten deutlich. Manche Anleihen sind auch nicht ohne weiteres zu kaufen und oft nur zu hohen Kosten. Das würde sich letztlich auf die Performance niederschlagen.

Haben Sie weitere ETFs für Schwellenländeranleihen im Angebot?

Rodewald: Im November ist unser zweiter Emerging-Market-Bond-ETF gestartet. Er bildet den JP Morgan EM USD Diversified 3% capped 1-5 years Index ab. Dieser verbindet Hartwährungsstaatsanleihen mit Unternehmensanleihen. Diese Kombination hat bislang kein anderer Anbieter im Angebot. Weitere Besonderheiten sind – wie beim ersten UBS-ETF – der Länder-Cap bei drei Prozent und eine Einschränkung der Laufzeiten der Anleihen auf ein bis fünf Jahre. Die modifizierte Duration liegt daher nur bei 2,5 Jahren, entsprechend gering ist das Zinsänderungsrisiko. Die Verfallrendite liegt bei rund 4,6 Prozent.

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