Komplexität reduzieren Credit Suisse will reiche Kunden wirkungsvoller beraten

Die Credit Suisse Group ändert unter ihrem Anlagechef Michael Strobaek die Art, wie sie ihre institutionellen und superreichen Kunden berät. Strobaek, der im vergangenen Mai zum zweitgrößten Vermögensverwalter der Schweiz kam, übernahm nach der Fusion der Sparten Asset Management und Private Banking die Leitung sowohl der Anlagestrategie als auch des Research. Mit dem Anlageausschuss, dem inzwischen auch vier regionale Chief Investment Officer angehören, entwickelt er Standpunkte, die an alle Kunden versandt werden.

“Wir wollten eine einstimmige Strategie und Konsistenz erreichen und alle um denselben Prozess herum koordinieren”, sagte Strobaek im Interview in Zürich. “Investmentstrategie und Research wurde zur Vereinfachung geschaffen, aber auch um wirkungsvoller zu werden, wenn wir über Investments reden.”

Credit Suisse verwaltete Ende 2013 rund 1,28 Billionen Franken (1,05 Billionen Euro) und warb im vergangenen Jahr 32,1 Milliarden Franken an Nettoneugeldern ein. Die Bank empfiehlt ihren Kunden derzeit Aktien aus dem Euroraum, bevorzugt aus Deutschland und Italien, wegen der Erwartung einer Erholung. Sie rät auch, den Dollar gegenüber dem Yen zu kaufen, da die US-Notenbank mit der Rückführung ihrer geldpolitischen Stimuli beginnt. Zudem dürften ausgewählte chinesische Aktien von den Strukturreformen des Landes profitieren.

Die Credit Suisse und die größte Schweizer Bank, die UBS, geben ihren Investmentchefs umfassendere und prominentere Rollen, um transparenter zu machen, wie Empfehlungen zustande kommen, und um angesichts der Aufweichung des Schweizer Bankgeheimnisses ihren Kunden klarere Ratschläge zu geben. Urs Rohner, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse, hatte im Februar auf einer Konferenz in Zürich gesagt, dass die Banken neu bewerten müssten, was ihre Kunden erwarteten und wofür sie zu zahlen bereit seien.

“Ich bin überzeugt, dass unsere Kunden bereit sind, für eine Partnerschaft mit ihrer Bank zu bezahlen, wenn sie einen realen Mehrwert generiert”, sagte Rohner “Dabei geht es um mehr als Performance. Die Grundlage dieser Partnerschaft besteht darin, den bereits gut informierten und oftmals global agierenden Kunden auf eine Art zu unterstützen, welche die Komplexität der heutigen Welt reduziert. Der Kunde möchte nicht von einer Vielzahl an Newslettern überschüttet werden, er möchte nur für ihn relevante, intelligent aufbereitete Informationen erhalten.”

Strobaek zufolge hat die Credit Suisse die Zahl der Hauptpublikationen zu ihrer Investmentstrategie auf vier reduziert. Sie werden nach den Konferenzen des globalen Investmentausschusses veröffentlicht und geben tägliche, wöchentliche und monatliche Überblicke. Zuvor habe es “Hunderte” E-Mails und Einzelfallmeldungen gegeben, so Strobaek.

Strobaek, ein Däne, hat zuvor in der Vermögensverwaltung und für äußerst vermögende Privatkunden gearbeitet. Mehr als 13 Jahre arbeitete er für die UBS, meist in der Asset-Management- Sparte, bevor er 2009 die Führung eines Family Office in der Schweiz übernahm.

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