Fokus auf Wealth Management Credit Suisse bekommt strikte Genesungskur verpasst

Ulrich Körner von der Credit Suisse

Ulrich Körner von der Credit Suisse: Das Management der Schweizer Bank verordnet dem Institut einen Radikalumbau. Foto: Credit Suisse

Symptome und Behandlung kommen bei der Credit Suisse in einer einzigen Mail: Am Donnerstagmorgen flatterten bei Journalisten zum einen die wieder schwachen Ergebnisse der Schweizer Großbank aus dem dritten Quartal ins E-Mail-Postfach, zum anderen kam die Pressemitteilung zum radikalen Konzernumbau – der Ergebnisse wie aus dem dritten Quartal künftig verhindern soll.

Und ein Blick in die symptomatischen Quartalsergebnisse zeigt zumindest teilweise, wo die Credit Suisse künftig ihren heilenden Fokus setzen will. Denn während das Investmentbanking tiefrote Zahlen ablieferte, war die Schweizer Bankeinheit (Swiss Bank) der größte Lichtblick. Zwar ging auch hier der bereinigte Vorsteuergewinn leicht zurück, das Ergebnis übertrifft auch das der anderen Divisionen Wealth und Asset Management aber bei weitem.

Umbau ist für die Credit Suisse ein „historischer Moment“

Der lange geplante Konzernumbau fällt dementsprechend einschneidend aus. „Dies ist ein historischer Moment für die Credit Suisse“, erklärte Geschäftsführer Ulrich Körner mit großen Worten und ergänzte: „Wir bauen die Investmentbank grundlegend um, um eine neue Bank zu schaffen, die einfacher und stabiler ist und deren Geschäftsmodell sich stärker an den Bedürfnissen der Kunden orientiert.“ Und auch an nicht finanziellen Werten wolle man arbeiten, erklärte Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann: „Wir werden uns weiterhin voll und ganz darauf konzentrieren, unseren kulturellen Wandel voranzutreiben, und gleichzeitig an der weiteren Verbesserung unseres Risikomanagements und unserer Kontrollprozesse in der gesamten Bank arbeiten.“ 

Die einschneidendsten Änderungen gibt es aber bei der Investmentbank, die künftig in vier Segmente aufgeteilt wird. Die risikogewichteten Aktiva sollen so bis 2025 um 40 Prozent reduziert werden:

  1. Das Segment Märkte und Handel soll zwar weiterhin auch institutionellen Kunden offen stehen, soll sich aber künftig mehr an den Bedürfnissen des Wealth Managements und der Schweizer Bankeinheit orientieren.
  2. Die CS First Boston soll als externe Kapitalmarkt- und Beratungseinheit für Übernahmen oder Börsengänge ausgegründet werden. Externen Investoren können sich beteiligen.
  3. Das Geschäft mit Verbriefungen wird zu einem signifikanten Teil an eine Investorengruppe verkauft, die vom Private-Equity-Investor Apollo Global Management angeführt wird und zu der auch die Allianz-Tochter Pimco zählt.
  4. Eine Bad Bank soll strategisch unwichtige, ertragsschwache und risikoreiche Assets außerhalb der Bankenbilanz abwickeln.

Nach der Zerschlagung der Investmentbank bleibt bei der Credit Suisse neben dem verbliebenen Markt- und Handelssegment der Fokus auf die Schweizer Bankeinheit, das Wealth und das Asset Management. Bis 2025 sollen 80 Prozent des gesamten Kapitals (ausgenommen des Corporate Centers) in diese vier Geschäftseinheiten übertragen werden. Zudem plant die Bank eine Kapitalerhöhung in Höhe von insgesamt 4 Milliarden Schweizer Franken – in Zuge dessen sich auch die saudische Nationalbank einen Aktienanteil von bis zu 9,9 Prozent sichern wird. Durch die Aktienemission und durch die Verkäufe der Investmentbankeinheiten soll die Tier-1-Kapitalquote verbessert werden. 

 

Zusätzlich zu den Verkäufen und der Kapitalerhöhung verordnet die Credit-Suisse-Spitze der Bank einen Sparkurs. Bis 2025 sollen die Ausgaben um 15 Prozent auf 14,5 Milliarden Schweizer Franken fallen, allein im kommenden Jahr sollen 1,2 der 2,5 Milliarden Franken an Ersparnissen erreicht werden. Ansatzpunkte sieht das Management im Abbau von Einheiten abseits des Kerngeschäfts, bei einer einfacheren Organisation, im Dienstleister-Kostenmanagement sowie beim Personal: Während die Bank am Ende des dritten Quartals 2022 rund 52.000 Beschäftigte hatte, sollen es in drei Jahren derer nur noch 43.000 sein. Dabei eingerechnet sind zum einen gezielte Stellenkürzungen als auch die natürliche Fluktuation.

Dass die radikalen Einschnitte nötig sind, daran lässt die Credit-Suisse-Spitze keine Zweifel. Und: Geschäftsführer Körner betont auch, dass die Führungsebene verlorenes Vertrauen dringend wieder aufbauen möchte.  „Unser neues integriertes Modell, in dessen Mittelpunkt unser Wealth-Management-Geschäft, unsere starke Schweizer Bank und unsere Kapazitäten im Asset Management stehen, soll es uns ermöglichen, unseren Kunden und Kollegen ein einzigartiges und überzeugendes Angebot zu unterbreiten und gleichzeitig organisches Wachstum und Kapitalgenerierung für unsere Aktionäre anzustreben“, erklärt Körner die Vision für die Credit Suisse – an der er und seine Kollegen sich in den kommenden drei Jahren wohl messen lassen müssen.

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