Conren-Kolumne Warum Inflation und steigende Zinsen brandgefährlich sind

Seite 3 / 3

Wenn die Inflation steigen sollte, wird den Notenbanken alsbald nichts anderes übrig bleiben, als die Zinsen anzuheben. Eine unglaubwürdige Inflationsbekämpfung hätte möglicherweise verheerende Auswirkungen – in Form von Vertrauensverlusten in die Unabhängigkeit und den Handlungswillen der Währungshüter. Rasch könnte die Mini-Inflation weitere Anstiege der Teuerung nähren, wobei hier die Psychologie eine wichtige Rolle spielt, indem die Marktteilnehmer ihre Inflationserwartungen für die Zukunft nach oben anpassen.

Das Resultat: Sie geben mehr Geld aus oder investieren mehr, und zwar aus ein und demselben Grund. Sie wollen nicht langfristig auf einem sich entwertenden Papier sitzen bleiben. Entsprechend steigt die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, was wiederum den Weg frei macht zu einer höheren, wenn nicht gar einer deutlich höheren Inflation.

Eine im finanzhistorischen Vergleich betrachtet nur moderate Zinserhöhung hätte also nachhaltige Auswirkungen auf Wirtschaft und Märkte: Bei Renditen von drei bis vier Prozent für zehnjährige US-Staatsanleihen würden diese wieder zu einer ernstzunehmenden Option. Das würde unter anderem heißen, dass es doch wieder eine Alternative zu Aktien, Unternehmensanleihen und anderen so genannten Risiko-Assets gäbe.

Gleichzeitig würden mit den steigenden Zinsen Kosten für Investments, Unternehmensfinanzierungen oder Häuserkäufe erheblich steigen. Viele sich bisher rechnende Investments würden sich nicht mehr lohnen. Die Ertragslage von Unternehmen geriete unter Druck, Häuser wären schwieriger und teurer zu finanzieren und per Formel weniger Wert – ein Szenario, auf das der Markt nach so langer Zeit sinkender, niedriger Zinsen nicht vorbereitet ist.

Uns Deutsche ficht das nicht an. Wir sind in der Regel Sparer und keine Investoren. Und das erklärt zugleich, weshalb gerade wir derart lautstark gegen die mit der niedrigen Inflation einhergehenden Niedrigstzinsen wettern: Wir werden hart von niedrigeren Zinsen getroffen, da unser Erspartes nur wenig Ertrag abwirft. Während in anderen Ländern die gesteigerten Preise für das Eigenheim oder Aktien diesen negativen Effekt auf den Wert das Vermögens mindern oder sogar überkompensieren, besitzen wir Deutschen in den meisten Fällen weder ein Eigenheim noch Aktien.

Sich aber quasi am Vorabend steigender Zinsen ob dieses landestypischen Anlageverhaltens auf die Schulter zu klopfen, wäre fehl am Platze. Denn dass steigende Zinsen die ebenso kletternde Teuerung mehr als ausgleichen und das Ersparte real wieder etwas abwirft, wäre die geschichtliche Ausnahme und nicht die Norm. Entscheidend sind für Sparer die Zinsen nach Inflation, Steuern und Kosten.

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Anstatt über Magerzinsen zu lamentieren, sollten wir endlich lernen, nicht nur in Bargeld, sondern auch in Sachwerten zu sparen. Denn nur die bieten einen langfristig wirksamen Schutz vor stark steigenden Preisen – oder der Angst davor.

Über die Autoren:
Andreas Lesniewicz hat als Geschäftsführer des Salmuth‘schen Family Investment Office die Investmentgesellschaft Conren im Jahr 2004 mit aufgesetzt. Er ist seitdem Geschäftsführer der Conren Research sowie Vorsitzender des Verwaltungsrates des Mischfonds Conren Fortune.

Christian von Veltheim ist seit 2007 bei Conren und hat das Unternehmen maßgeblich mitgestaltet und geprägt. Er ist Vorstandsassitent von Conren Fortune und Geschäftsführer von Conren Research, die als Tochterunternehmen der Altrafin Gruppe den Fondsmanager der Conren Fonds unterstützt.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen