Commerzbank-Fondsselekteur im Gespräch „Morningstar-Sterne sind lange nicht alles“

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Und wie bauen Sie diese Strategien in ein Vermögensverwaltungsmandat ein?

Krämer: Zuerst wird das Risikoprofil eines Kunden zusammen mit einem Relationship-Manager identifiziert. Im Investmentprozess entwerfen wir dann eine systematische Asset Allocation. Der strategische Part davon ist eine erweiterte Markowitz-Optimierung, die wir anhand von im Zeitverlauf tranchierten Investmentphasen aufsetzen. Diese Phasen machen uns bei der Schätzung unserer Input-Daten treffsicherer und beim Output in unserer Optimierung stabiler. Die Liquid Alternatives werden dann in der taktischen Asset Allocation hinzugefügt, teilweise maßgefertigt. Das hängt auch an den Risikoprofilen der Kunden, nach denen wir so steuern. Wir trennen und kombinieren dabei zwischen Carry-Strategien mit einem Basisertrag und Tail-Hedge-Strategien mit einem in bestimmten Phasen konvexen Zahlungsverlauf.

Können Sie ein Carry-Beispiel nennen?

Krämer: Eine typische Carry-Strategie ist Merger Arbitrage. Da arbeiten wir beispielsweise mit einem bereits bestehenden Fonds aus den USA, der nur bei klar verkündeten Verträgen mit einer relativ kurzen Restlaufzeit investiert. Dadurch ergibt sich ein einfach kalkulierbarer Spread, bei dem das Merger-Ausfallrisiko vom Markt eingepreist wird. Wir vereinnahmen also eine stetige Carry-Prämie, die hin und wieder Schocks wie bei Corona erleidet. Und die müssen wir in unserem Gesamtkorb an Liquid Alternatives mit Tail-Hedge-Produkten dosieren.

Welche Liquid Alternatives eignen sich dazu?

Krämer: Ein Beispiel für eine typische Tail-Hedge-Strategie sind Managed Futures. Sie verändern relativ automatisch und systematisch die Risikopositionen bei gebrochenen Trends, dieser Bucket muss also die richtige Trendbruchsensibilität für das Portfolio vorweisen. Das ist natürlich ziemlich individuell, weshalb wir vor Jahren ein maßgeschneidertes Produkt mit einem Schweizer Partner aufgelegt haben. Gleichzeitig versuchen wir uns auch mehr und mehr an hybriden Strategien.

Wie sehen die aus?

Krämer: Zuletzt haben wir etwa mit Patrick Sobotta und seinem Frankfurter Team von Natixis Investment Managers ein Produkt aufgesetzt, bei dem unterschiedliche Prämien zu einer Gesamtposition zusammengeführt werden. Das funktioniert gut, weil Natixis Investment Managers zum einen eine Menge Boutiquen an Bord und gleichzeitig eine große Investmentbank im Rücken hat. Das Besondere an diesem Hybrid ist, dass wir auf der Fixed-Income-Seite positive Rolleffekte und damit Carry generieren können – teilweise auch mit klassischen Währungsstrategien. Trotzdem weist das Produkt in manchen Phasen klare Tail-Hedge-Merkmale auf. Das ist unser Versuch, konservative Portfolios zu unterstützen, während wir gleichzeitig einen Basisertrag haben, den wir trotz des hohen Rentengewichts erzielen können. Und das ist natürlich in hohem Maße ein Tailormade Product.