Commerzbank-Bereichsvorstand Gustav Holtkemper „Wir wollen 300 Wealth-Management-Kollegen im eigenen Konzern finden“

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Das hört sich nach einem Kraftakt an. Wie sieht der Weg dahin aus?

Holtkemper:
Ist es auch. Wir verdoppeln damit ja unsere Standorte. Zudem werden wir die bisherige Wealth Management-Belegschaft von 680 Mitarbeitern um rund 300 vergrößern. Diese wollen wir bis Ende März finden und dann einarbeiten.

Sollen die neuen Kollegen denn auch von außerhalb zum Commerzbank Wealth Management dazu stoßen?


Holtkemper: Nein, wir wollen die zusätzlichen Wealth-Management-Kollegen im eigenen Konzern finden. Sicherlich werden viele geeignete Mitarbeiter im Private Banking der Commerzbank diesen Karriereschritt gehen wollen. Das liegt in der Natur der Sache. Hinzu kommen Mitarbeiter aus dem Kreditgeschäft. Diese neuen Wealth Manager ergänzen im Regelfall einen Nukleus von erfahrenen Kollegen.

Nehmen Sie den neuen Standort Mönchengladbach. Um vor Ort ein Team aus drei bis vier Mitarbeitern aufzubauen, werden wir unter anderem mit den Wealth Management-Kollegen aus Düsseldorf sprechen und fragen, wer Interesse hat, den neuen Standort mit aufzubauen. Das ist dann der Nukleus. Deren Kunden können dann übrigens entscheiden, ob sie mehr Wert darauf legen, weiterhin in Düsseldorf an der KÖ beraten zu werden oder ob sie bereit sind, künftig von ihrem vertrauten Berater von Mönchengladbach aus betreut zu werden.

Wie stellt die Commerzbank sicher, dass die neuen Kundenberater schnellstmöglich den Wealth-Management-Standard erreichen?

Holtkemper: Für die Neuen haben wir ein festes Qualifizierungsprogramm entwickelt. Das umfasst Maßnahmen wie interne Fortbildungsseminar und Trainings-on-the-Job. Diese Qualifizierung wird sich ungefähr bis 2017 ziehen. Zudem werden wir weiterhin die Wealth Management-Kollegen, egal ob alt oder neu, motivieren und finanziell unterstützen, den Certified Financial Planner, kurz CFP, zu erreichen. Das funktionierte in den vergangen fünf Jahren, in denen jährlich 15 bis 20 Kollegen den CFP gemacht haben, ganz gut.

Muss ein Vermögender bei der Commerzbank auch künftig eine Million Euro mitbringen, um Wealth-Management-Kunde werden zu können?

Holtkemper: Das war bisher so. Künftig werden wir uns aber nicht mehr ganz so sklavisch an diese Kundeneinteilung halten, sondern mehr vom Beratungsbedarf des Kunden kommen. Dazu ein Beispiel: Ein jüngerer Kunde, der stark kapitalmarktaffin und entsprechend beratungsintensiv ist, aber nur etwas über eine halbe Millionen Euro mitbringt, ist im Wealth Management am Ende besser aufgehoben als ein älterer Kunde, der fünf Millionen Euro in Bundesanleihen anlegt und nichts mehr machen möchte. Selbstverständlich wird auch er weiterhin im Wealth Management betreut werden. Aber der Beratungsbedarf des Kunden soll künftig entscheidend sein.


Über den Interviewten:
Gustav Holtkemper ist gebürtiger Westfale und startete seine Banklaufbahn 1979 bei der Deutschen Bank. Bevor er 2006 als Regionalvorstand Private Kunden Nord/West zur Commerzbank wechselte, hatte er bei der Deutschen Bank mehrere Führungspositionen inne, unter anderem die Leitung des Kundenmanagements der Deutschen Bank 24 und den Vorsitz der Geschäftsleitung Private & Business Clients Berlin.

Seit 2009 leitete Gustav Holtkemper als Regionalvorstand beziehungsweise seit Dezember 2010 als Bereichsvorstand das Wealth Management. Seit dem 1. Februar 2015 verantwortet er als Bereichsvorstand das Privatkundensegment in der Vertriebsregion West.

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