Volksbank-Tochter Comes Family Office nimmt Geschäft auf

Das Team des Comes Family Office von links nach rechts: Das Team des Comes Family Office von links nach rechts: Adrian Brunner, Jürgen Knogl, Kathrin Friedrich, Patrik Streib, Geraldine Dieterich, Florian Müller und Daniel Cottu.

Das Team des Comes Family Office von links nach rechts: Adrian Brunner, Jürgen Knogl, Kathrin Friedrich, Patrik Streib, Geraldine Dieterich, Florian Müller und Daniel Cottu. Foto: Comes Family Office

Auf den ersten Blick scheint die Volksbank Hohenlohe eine durchschnittliche deutsche Genossenschaftsbank zu sein: Das Institut ist in Öhringen beheimatet und in der Region Heilbronn-Franken aktiv, beschäftigt über 300 Mitarbeitende und weist eine Bilanzsumme von etwas über 2 Milliarden Euro aus. Das operative Geschäft entwickelte sich zuletzt mehr als zufriedenstellend, auch ein eigenes Private-Banking-Team hat das Institut. So weit, so normal. Wer aber genauer hinschaute, fand bisher eine Besonderheit: Das Institut ist die älteste noch selbstständige Genossenschaftsbank der Welt. Nun gesellt sich eine weitere Besonderheit hinzu. Denn: Die Volksbank Hohenlohe eG ist inzwischen Gesellschafterin eines unabhängigen Family Office mit dem Namen Comes.

So stellt sich das Comes Family Office für Mandanten auf

Gegründet wurde das Comes Family Office bereits im Januar 2023, jetzt startet das Unternehmen auch den Geschäftsbetrieb. „Der genossenschaftliche Sektor kann im Family-Office-Segment nicht unbedingt eine Kompetenzvermutung vorweisen“, erklärt Patrik Streib, Geschäftsführer des Comes Family Office. Stattdessen lägen die ursprünglichen Stärken des genossenschaftlichen Sektors im Einlagen-, Immobilien- und Kreditgeschäft, in dem man deshalb auch mit dem Mutterhaus zusammenarbeiten wolle: „Davon abgesehen arbeiten wir als Marke und im sonstigen Geschäft aber komplett eigenständig und unabhängig“, führt Streib aus.

Das heißt konkret: Seinen Mandanten bietet das Family Office Estate Planning sowie die Vermittlung von Netzwerkpartnern zu Steuer- und Rechtsthemen an – entsprechende Leistungen bepreist Comes nicht. Darauf aufbauend bilden die strategische Vermögensplanung, das Stiftungsmanagment, die Beratung im Versicherungsbereich mit einem eigenen unabhängigen Makler und die Vermittlung in Gold, Oldtimer und Kunst den Kern des Dienstleistungsspektrums. Auf eine eigene Vermögensverwaltung verzichtet das Unternehmen dagegen. Stattdessen soll mittels eines Beauty Contest auch in diesem Bereich eine offene Architektur sichergestellt werden.

 

„Nach einer Vorselektion entscheiden wir dann, welcher Vermögensverwalter am besten zum jeweiligen Mandanten passt“, erklärt Daniel Cottu, neben Streib Prokurist im Family Office. „Sollte der Vermögensverwalter die Erwartungen des Mandanten nicht erfüllen, können wir entsprechend reagieren und einen Wechsel vornehmen.“ Außerdem erhalten Mandanten die Möglichkeit, im Wertpapierbereich Advisory-Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Um objektiv beraten zu können, arbeite man auch hier mit einer Service-Fee, bei der alle internen Produktkosten an die Mandanten ausgekehrt werden.

So stellt sich das Comes Family Office strukturell auf

Die Anbindung der Wertpapiergeschäfte läuft derweil über NFS Netfonds, als dessen vertraglich gebundener Vermittler das Comes Family Office auftritt. Eine eigene Lizenz wäre laut Cottu und Streib dagegen sehr teuer gewesen, und eine Umsetzung innerhalb der Volksbank hätte dem Ziel der Unabhängigkeit entgegengestanden. So sei eine Struktur geschaffen worden, die sonst innerhalb einer Bank nicht denkbar gewesen wäre. „Der Aufwand lohnt also – und die Chance im Berufsleben, ein Multi Family Office zu gründen, ist einmalig“, erklärt Prokurist Jürgen Knogl.

Das Team ist aktuell in einer Filiale der Volksbank Hohenlohe beheimatet, sucht aber parallel nach einer eigenen Immobilie im Kreis Hohenlohe. Perspektivisch sei aber auch eine überregionale Aufstellung mit weiteren Standorten denkbar. Zu seinen Zielkunden zählt das Family Office primär den regionalen Mittelstand mit einem Vermögen von bis zu 20 Millionen Euro. „In der Lücke zwischen den Regionalbanken und den ganz großen Anbietern fühlen wir uns sehr wohl“, erklären die Verantwortlichen.

So stellt sich das Comes Family Office personell auf

Das Ziel des neuen Family Office für die kommenden Jahre: Man wolle seine Positionierungsvorteile nutzen und sich in den nächsten Jahren zu einem relevanten Player entwickeln, heißt es. Der erste Schritt dafür sei getan, die ersten Kunden sind bereits an Bord. „Dass eine genossenschaftliche Bank eine Family-Office-Tochter gründet, dürfte in Deutschland eine große Ausnahme sein“, mutmaßt Streib. Andere genossenschaftliche Institute gründeten etwa eine eigene Private-Banking-Tochter (Sparda-Bank West mit Laureus Privat Finanz oder die Heidelberger Volksbank mit Heidelberger Vermögensmanagement), eröffneten eine Zweigniederlassung (Volksbank Braunschweig Wolfsburg mit der Braunschweiger Privatbank) oder etablierten innerhalb des Instituts ein Family Office. Ein solches Modell kennt Patrik Streib aus seiner vorherigen Station: Er arbeitete zuletzt bei der Volksbank Kraichgau, wo er unter anderem 12 Jahre lang das Private Office leitete

 

Daniel Cottu bringt dagegen Erfahrungen aus einem Single Family Office mit, zudem war er im Private Banking der Südwestbank aktiv und verantwortete das Asset Management der Eva Mayr-Stihl Stiftung. Florian Müller wechselte im Januar 2023 zur Volksbank Hohenlohe und begleitete seitdem als Family Officer mit Schwerpunkt Versicherungen die Gründung des Family Office. Zuvor war er als Inhaber einer Generalagentur bei der Signal Iduna tätig. Aus dem Private Banking der Volksbank Hohenlohe wechselten der ehemalige Bereichsleiter und Depot A-Manager Jürgen Knogl, der Financial Planner Adrian Brunner sowie die Assistenzen Geraldine Dieterich und Kathrin Friedrich zum Comes Family Office und vervollständigen das sieben Mitarbeitende fassende Team – das bei guter Geschäftsentwicklung wohl auch weiter wachsen könnte.

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