Vater und Sohn Budelmann im Interview „Als Duo kommen wir nicht so schlecht an“

Claus-Günther Budelmann mit Sohn Till Christian Budelmann vor dem Eingang des Anglo-German Clubs an der Hamburger Außenalster. Gemeinsam gestalten sie dieSchweizer Bergos Privatbank maßgeblich, die Budelmann-Familie ist aber auch eng mit der Berenberg Bank verknüpft.

Claus-Günther Budelmann mit Sohn Till Christian Budelmann vor dem Eingang des Anglo-German Clubs an der Hamburger Außenalster. Gemeinsam gestalten sie die Schweizer Bergos Privatbank maßgeblich, die Budelmann-Familie ist aber auch eng mit der Berenberg Bank verknüpft. Foto: Anna Mutter

Als Claus-Günther Budelmann und Sohn Till Christian Budelmann das private banking magazin Ende November im Anglo-German Club zum Interview empfangen, steht der Zeitplan vorab fest: Um 14 Uhr wird das Fußball-WM-Spiel zwischen Deutschland und Japan angepfiffen. Bis dahin soll das Gespräch beendet sein. Doch es dauert länger als geplant, weil die „Budelmänner“ viel zu berichten haben, über ihre Wege ins Banking, Idealismus im Geschäft, die Enstehungsgeschichte der Bergos Privatbank und noch viel mehr.

Die „Budelmänner“, das sind Vater Claus-Günther Budelmann, 78 Jahre und gebürtiger Hamburger. Er begann 1965 seine Lehre bei der Berenberg Bank, wurde 1988 persönlich haftender Gesellschafter. Er war mal Honorarkonsul Großbritanniens und ist seit 1997 Präsident des Anglo-German Clubs, der in der denkmalgeschützten Villa am Harvestehuder Weg an der Hamburger Außenalster sitzt. Sohn Till Christian Budelmann (46) lebt in Zürich und ist Investment-Chef und Mitglied der Geschäftsleitung der Bergos Privatbank, des ehemaligen Schweiz-Ablegers der Berenberg Bank. Vater Budelmann hält 10 Prozent an der Bank. Nun genug der Vorrede. Die Zeit bis zum Anpfiff ist knapp. 

private banking magazin: Herr Budelmann, wer hat die schönere Zeit im Banking? Sie oder Ihr Sohn?

Claus-Günther Budelmann: Ich würde es anders formulieren. Er hat die herausforderndere Zeit. Wir hatten mehr Freiraum und weniger Druck. Wenn wir zum Lunch gingen, lag nicht das Handy daneben. Man war zum Mittag weg und eben mal nicht erreichbar. Das hat sich durch die digitale
Kommunikation geändert. Mein Sohn hat im Detail die spannendere und gleichzeitig
anspruchsvollere Zeit in diesem Beruf – sowohl für die Seele als auch den Körper.

Auch für den Körper?

Claus-Günther Budelmann: Ja, gewiss. Ich habe auch schon einige Jahre auf dem Buckel, aber schauen Sie mal: Der Baron, mein Ziehvater und Mentor Heinrich von Berenberg-Gossler, fuhr noch mit dem Schiff auf Geschäftsreisen in alle Welt, lernte Menschen kennen und akquirierte
an Bord. Ich war auch viel unterwegs und bereitete mich lange vor auf Land und Leute. Heute fliegen Banker irgendwohin, bekommen den Deal – oder eben nicht – und sind wieder weg. Die Geduld und Zeit für eine langfristige Akquisition gibt es kaum noch. Heute geht es oft nur um erfolgreiche Deals und schnelle Entscheidungen.

Till Christian Budelmann: Wobei du hier Industrietrends beschreibst. Bei Bergos bemühen wir uns, diese Kultur weiterzuleben. Es sind nur andere Umstände. Und ich möchte noch ergänzen, was du eben gesagt hast: Neben der Digitalisierung und Kommunikation hat sich auch die Regula-
torik stark geändert – und die haben sich die Banken nicht selbst ausgedacht.

Beneiden Sie Ihren Vater um diese langsamere Schiene?

Till Christian Budelmann: Für mich ist der Vergleich zwischen früher und jetzt schwierig, weil ich früher nicht kenne. Ich kenne es vor allem aus den Geschichten meines Vaters. Schon am Frühstückstisch habe ich mich durch seine Erzählungen als Teil einer Bankiersfamilie gefühlt. Und da sehe ich es mit Blick auf die Strapazen des Berufs eher andersherum. Ich bewundere die Kondition, die ihr hattet: mittags eine Flasche Wein, abends lang und morgens wieder durchstarten. Ich weiß nicht, ob ich das schaffen würde. Ihr wart mit ganzem Körpereinsatz unterwegs.

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Wenn Sie heute am Anfang Ihrer Karriere stehen würden: Könnten Sie sich eine ähnliche Laufbahn im Banking vorstellen? Oder wäre das für Sie vor dem Hintergrund der Veränderungen der Branche nicht denkbar?

 

 

Claus-Günther Budelmann: Ich glaube, ich hätte auch heute die Lust und den Ehrgeiz.
Ob ich mit meiner Vorstellung, wie man das Banking betreiben sollte, durchhalten würde, weiß ich nicht. Auch wenn man nach außen locker wirkt und oft einen guten Spruch parat hat: Wenn man so wie ich – und das hat mein Sohn zum Glück geerbt – eine große Sensibilität mitbringt, ist das auch mit einer gewissen Anspannung in vielen Situationen des Berufs verbunden.
Ob ich bestehen könnte in einer Branche, in der vor allem Zahlen und Erfolge gefordert sind und weniger die menschliche und humorvolle Art, das weiß ich nicht.

Claus-Günther Budelmann, ehemaliger Berenberg-
Gesellschafter und Bergos-Verwaltungsrat, beim Interview
mit dem private banking magazin.©Anna Mutter/pbm

Sie bezeichnen sich selbst als Menschenfreund. Ist das also vor allem nach außen gelebt und nach innen auch viel Kopfarbeit?

Claus-Günther Budelmann: Ja, das meine ich zum Teil mit Sensibilität und auch Anspannung. Man macht sich Gedanken und Sorgen, ob alles funktioniert, ob man den Kunden richtig betreut. Man ist sensibel, wenn Kollegen das nicht so empfinden. Ein Beispiel: Wir hatten früher das System einer Morgensitzung bei Berenberg. Da kam einmal ein Mitarbeiter, der dort aus seinem Bereich präsentieren musste. Der war kreidebleich vor Aufregung. Ich habe ihm gesagt: ‚Das, was Sie gerade durchmachen, habe ich zigmal durchgemacht. Wenn Sie kurz an die frische Luft müssen, machen Sie das.‘ Das wäre in einer Großbank heute unvorstellbar. Dann heißt es, der Mitarbeiter sei nicht belastbar. Dabei sind solche Menschen im Kundenbereich, gerade im Private Banking, von eminenter Bedeutung. Der empathische Mensch ist nach wie vor der Schlüssel zu einer guten Dienstleistung – und nicht der Technokrat.