Mit welchen Herausforderungen kämpfen Family Offices aktuell? Dieser Frage ging die Citi Privat Bank in ihrem diesjährigen Family Office Report nach. Weltweit befragten die Studienautoren 338 Family Offices, mehr als je zuvor. Die Umfrage bestand aus 50 Fragen, die darauf abzielten, die Investitionsstimmung, Portfolio-Aktionen und Family-Office-Praktiken abbilden zu können.
„In den vergangenen zwei Jahren ist die Zahl der Befragten weltweit von 126 auf 338 gestiegen, was auf einen erhöhten Bedarf an einzigartigen Einblicken in die wichtigsten Herausforderungen und Chancen hinweist, denen sich Family Offices heute gegenübersehen“, sagt Hannes Hofmann, Studienautor und Leiter der Global Family Office Group bei der Citi Bank.
Zinserwartungen als größte Herausforderung
In diesem Jahr ist die Inflation nicht länger die Hauptsorge der Family Officer, sondern die Zinsen (52 Prozent, Mehrfachnennung möglich). Dahinter folgen die Beziehungen zwischen den USA und China sowie eine befürchtete Marktüberbewertung mit jeweils 45 Prozent. Der Konflikt im Nahen Osten bereitet den Befragten inzwischen mehr Sorgen als der Krieg zwischen Russland und der Ukraine.
„Während sich die Zinssätze entwickeln und die geopolitischen Herausforderungen anhalten, setzen ultrahochvermögende Investoren und ihre Familien Barmittel ein und verlagern ihre Portfolios auf öffentliches und privates Beteiligungskapital. Family Offices konzentrieren sich auf die Zukunft, während sie die sich entwickelnden Märkte weltweit navigieren“, sagt Ida Liu. Die globale Leiterin Private Bank bei der Citigroup ergänzt, dass Family Offices zunehmend globaler werden würden, um inmitten von neuen Marktherausforderungen und -chancen Vermögen zu schaffen und zu erhalten.
Portfolios umgeschichtet – Family Offices zeigen sich optimistisch
Der Report zeigt, dass Family Offices ihre Portfolios umgeschichtet haben. Aktien und festverzinsliche Wertpapiere werden mit 28 Prozent gewichtet. Im Vorjahr waren es 22 Prozent. 43 Prozent bauten ihren Bestand an Aktien aus. Im vergangenen Jahr lag der Wert bei 20 Prozent. Im Gegenzug ging Private Equity von 22 Prozent auf 17 Prozent zurück. Auch interessant ist, dass 55 Prozent der Befragten ihren Anteil an Immobilien unverändert gelassen haben, 31 Prozent diesen erhöhten und nur 14 Prozent den Immobilienanteil reduziert haben (siehe Grafik)
Nach Regionen gewichtet liegt Nordamerika mit 60 Prozentpunkten vorne, gefolgt von Europa (16 Prozent) und Asien-Pazifik Ex-China (12 Prozent). China macht nur noch eine Gesamtallokation von 5 Prozent aus, 3 Punkte weniger als im Vorjahr. Gründe sehen die Studienautoren in der anhaltenden wirtschaftlichen Herausforderung und dem unruhigen Markt.
97 Prozent der Befragten erwarten in den kommenden zwölf Monaten positive Renditen. Knapp die Hälfte geht sogar von über 10 Prozent aus. Das größte Vertrauen setzen die Family Offices in Private Equity – sowohl direkt als auch über Fonds – sowie in Aktien von Industrienationen. Lediglich bei Investment-Grade-Anleihen sank die positive Einstellung von 45 Prozent auf 34 Prozent. Laut den Studienautoren liegt dies womöglich an der gestiegenen Risikobereitschaft der Befragten.
Professionalisierung und Blick auf alternative Anlagen
Die Anlageansätze der Family Offices werden zunehmend ausgefeilter. 60 Prozent der befragten Büros haben ein von einem Chief Investment Officer (CIO) geführtes Anlageteam aufgebaut. Zudem verfügen sie über Anlageausschüsse und klare Erklärungen zur Anlagepolitik. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf alternativen Anlageklassen, was die Investmentstrategien der Family Offices denen führender institutioneller Investoren angleicht.
Die Ergebnisse zeigen, dass der Werterhalt des Vermögens das Hauptanliegen der Familien ist. Dicht darauf folgt die Vorbereitung der nächsten Generation auf einen verantwortungsvollen Umgang mit ihrem Erbe. Dies verdeutlicht die doppelten Prioritäten der Familienoberhäupter: Sie möchten sowohl das Vermögen sichern als auch ihre Nachkommen als fähige Verwalter vorbereiten.
Governance und externe Partnerschaften
Die Einführung formeller Governance-Systeme in Familienunternehmen ist ungleich verteilt. Während mehr als zwei Drittel der Familien über ein Governance-System für die Investitionsfunktion verfügen, gibt weniger als die Hälfte an, dass sie sich bei anderen Angelegenheiten des Family Office und der Familie selbst auf eine formelle Governance verlassen.
Ein Trend der vergangenen Studien setzt sich fort: Im Zuge der Professionalisierung arbeiten Family Offices zunehmend mit externen Partnern zusammen – Investment Management (54 Prozent) und Reporting (62 Prozent) sind die einzigen beiden Dienstleistungen, die von den meisten Family Offices intern erbracht werden, alle anderen werden extern oder gemeinsam erbracht.
„Ergebnisse wie diese zeigen die neuen Wege auf, die Family Offices bei der Verwaltung ihres Vermögens beschreiten – durch Portfoliodiversifizierung und ausgefeilte Investmentansätze – und die Familien darauf vorbereiten, sowohl finanzielles als auch familiäres Wohlergehen zu erreichen“, erklärt Alexandre Monnier, Leiter der Family-Office-Beratungbei der Global Family Office Group.
Künstliche Intelligenz gewinnt an Relevanz
Während nachhaltiges Investieren weiterhin an Bedeutung gewinnt, jedoch in der Umsetzung herausfordernd bleibt, nimmt auch die Relevanz von künstlicher Intelligenz zu. Family Offices setzen in ihren Portfolios verstärkt darauf – was wahrscheinlich zu den hohen Renditen im vergangenen Jahr beitrug. Die Einführung dieser Technologie in den Betrieb der Family Offices verzögere sich jedoch.
Der Trend gehe laut Studienautoren hin zu mehr Professionalisierung, Offenheit für neue Partner, Ansätze und Technologien. Trotz geopolitischer Unsicherheiten und wirtschaftlicher Herausforderungen zeigen sich die Family Offices optimistisch und anpassungsfähig.
„Obwohl Family Offices von Natur aus einzigartig sind, zeigt unsere Umfrage, dass es viele Gemeinsamkeiten bei ihren Anliegen und Verhaltensweisen gibt“, fasst Monnier den Report zusammen.
Die vollständige Studie zum Download finden Sie hier.