Der Verschleiß im Top-Management der Credit Suisse bleibt weiterhin hoch: Die Schweizer Großbank hat in einer Ad-hoc-Mitteilung am Mittwoch verkündet, dass Geschäftsführer Thomas Gottstein das Institut nach 23 Jahren und etwas über zwei Jahren an der Spitze verlässt – „aus privaten und gesundheitlichen Gründen“, wie Gottstein in der Pressemitteilung verlautbaren ließ. Ab Anfang August übernimmt Ulrich Körner das Ruder bei der Bank, die durch Verwicklungen in die Pleite des Family Office Archegos Capital, die Greensill-Affäre sowie umstrittene Geschäfte in Verruf geraten ist.
Gottstein hatte die Führung der Credit Suisse 2020 von Tidjane Thiam übernommen. Damals waren die Umstände des Chefwechsels bemerkenswert: Im Herbst 2019 war in der Bank ein Überwachungsskandal aufgedeckt worden. Die Credit Suisse hatte ihren vormaligen Chef des Vermögensverwaltungsgeschäfts, Iqbal Khan, beschatten lassen. Nach Bekanntwerden eines weiteren Obervierungsfalls war der als Verantwortliche benannte Stabschef Thiams, Olivier Bouée, fristlos entlassen worden. Thiam hatte damals beteuert, von den Vorgängen nichts gewusst zu haben.
Der damals inthronisierte und jetzt scheidende Credit-Suisse-Chef Gottstein gilt als Eigengewächs der Bank. Von seinen insgesamt über 30 Jahren Bankerfahrung verbrachte er mehr als 20 Jahre bei der Credit Suisse. Vor seiner Zeit als Geschäftsführer der Bank verantwortete er das Schweiz-Geschäft. Auch davor war Gottstein in leitenden Position aktiv – vornehmlich im Investmentbanking.
Sein Nachfolger Ulrich Körner kommt dagegen aus dem Asset Management, das er seit April 2021 leitet. Damals rückte Körner auch in die Geschäftsleitung der Credit Suisse auf. Er kam von der UBS, wo er elf Jahre lang Mitglied der Konzernleitung war und sechs Jahre lang das Asset Management verantwortete. Davor war er als Chef des operativen Geschäfts tätig, seit 2011 leitete er zusätzlich die Region Europa, Naher Osten und Afrika für die UBS. Körner hat bereits eine Vergangenheit bei der Credit Suisse: Vor seinem Wechsel zur UBS arbeitete er unter anderem als Finanzchef der Credit Suisse Financial Services und als Geschäftsführer der Region Schweiz.
Wealth Management weiter im Fokus – UHNW-Geschäft soll wachsen
Neben dem Personalwechsel in der Geschäftsführung gab die Bank bekannt, dass auch die Strategie nochmals umfassend überprüft werden soll. Hintergrund sollen auch die veränderten Wirtschafts- und Marktbedingungen sein. Klar ist: Vom Kerngeschäft Wealth Management erhofft sich die Bank weiterhin viel. Die Bank will das Geschäft in der Schweiz, im EMEA-Raum, in Teilen der amerikanischen Kontinente und in Asien ausbauen. Der Fokus liegt laut Angaben der Bank im UHNW-Segment.
Das angestrebte Wachstum des Vermögensverwaltungsgeschäft soll zudem durch die eigene Securitized-Products-Plattform mit dem zugehörigen Finanzierungsgeschäft ergänzt werden. Die Bank erhofft sich in dem Bereich ein „hochprofitables globales Geschäft“, in dem ungenutzte Wachstumschancen gehoben werden könnten. Zudem hat die Credit Suisse im Investmentbanking David Miller und Michael Ebert zu Co-Leitern für die Bereiche Banking beziehungsweise Märkte ernannt, während Investmentbank-Geschäftsführer Christian Meiss das laufende Geschäft neu aufstellen soll.