Chef des FPSB Deutschland „Euro-Rentenfonds bergen extreme Risiken“

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Denn bei einem Euro-Austritt würden die Anleihen des Landes in der neuen Währung getilgt. Allerdings ist davon auszugehen, dass die neue Währung deutlich abwertet. Experten schätzen, dass beispielsweise die französische Währung im internationalen Devisenhandel gegen den Euro sofort um 25 Prozent abwerten könnte. Deutsche Gläubiger, die französische Anleihen besitzen, würden also einen Verlust von 25 Prozent verbuchen. „Das bedeutet, es entstehen auf der Rentenseite – der eigentlich sicheren Anlage – hohe und unwiederbringliche Verluste“, sagt Tilmes.

Und vor allem auch die vermeintlich sicheren Euro-Rentenfonds wären betroffen. „Als Fondsinhaber muss man jederzeit damit rechnen, dass man möglicherweise die im Fonds enthaltenen Bonds lediglich in einer – dann gegenüber dem Euro abgewerteten – nationalen Währung wie Drachme, Lira oder Franc zurückgezahlt erhält“, erläutert der FPSB-Vorstand. Folgen hätte das auch für Riester- und Rürup-Produkte, in denen Milliarden von Euro-Rentenfonds stecken. „Da dort – so auch in der betrieblichen Altersvorsorge – Kapitalerhalt vorgeschrieben ist, hat man demnächst möglicherweise ein Riesen-Problem“, sagt Tilmes.

Kaum jemand weist auf die Risiken hin

Dabei gelten Euro-Rentenfonds, egal ob aktiv oder passiv, eigentlich als sichere und regelmäßige Ertragsbringer. Ohne Währungs- und Bonitätsrisiko. Die Produkte werden deshalb gerne als solide Basis in einem gut diversifizierten Portfolio empfohlen. Doch diese Sicherheit ist trügerisch. „Das Thema Euro-Austritt hat kaum jemand auf dem Schirm, dabei ist die Gefahr schon seit Jahren vorhanden“, sagt Tilmes. Immerhin: Die Investmentgesellschaft HSBC in London hat die Gefahr des Euro-Austritts eines Landes in ihrem offiziellen ETF-Prospekt unter den Risikohinweisen aufgenommen. Die allermeisten Fondsanbieter verschweigen jedoch das Risiko.

Das beschriebene Szenario verdeutlicht: Anleger sollten sich unbedingt professionelle Unterstützung suchen. Gut ausgebildete Certified Financial Planner können Anleger dabei helfen, ein zu ihrer individuellen, ganzheitlichen Finanzplanung passendes Anleiheportfolio aufzubauen. Die Professionals identifizieren derartige Risiken – auch in fondsgebundenen Versicherungen - und richten die Anleiheportfolio international aus, um sie vor den politischen Unwägbarkeiten und den massiven Eingriffen der Notenbanken am Rentenmarkt zu schützen.

Über den Autor:
Prof. Dr. Rolf Tilmes ist Vorstandsvorsitzender des FPSB Deutschland. Zugleich ist er Inhaber des Stiftungslehrstuhls für Private Finance & Wealth Management an der EBS Business School, Oestrich-Winkel.

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