Chancen und Risiken von Kryptowährungen Verstehen Sie Bitcoin?

Georg Kaaserer ist Finanzanalyst bei Merck Finck Privatbankiers

Georg Kaaserer ist Finanzanalyst bei Merck Finck Privatbankiers

Wer wäre nicht gern der nächste Kristoffer Koch? Im Jahr 2009 investierte der junge Norweger 27 US-Dollar in eine damals noch unbekannte virtuelle Währung namens Bitcoin und vergaß dies dann erst einmal. Vier Jahre später entdeckte Koch, dass seine 5.000 Bitcoins plötzlich ganze 900.000 US-Dollar wert waren. Heute könnten die gleichen Bitcoins in unfassbare 14,3 Millionen US-Dollar getauscht werden.

Es fällt schwer, ein Investment mit einer so unglaublichen historischen Rendite zu ignorieren, aber das Investieren in boomende Kryptowährungen bringt auch viele Risiken mit sich. Ohne jedwede Garantie von Regierungen und Zentralbanken – und auch vor dem Hintergrund, dass die selbsternannte Währung nicht in physischer Form vorliegt – kann man Bitcoin nicht wirklich mit konventionellen Währungen vergleichen. Da das Angebot fixiert ist und auch keine Verbindung zu einem zugrunde liegenden Vermögenswert besteht, ist auch die Einordnung als Ware oder Rohstoff zweifelhaft.

Carl-Ludwig Thiele, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, beschrieb Bitcoin als ein „hochspekulatives Finanzinstrument“. In der Tat erscheint es viel einfacher zu erklären, was Bitcoin nicht ist, als zu bestimmen, was es ist.

Was sind Bitcoins eigentlich?

Wir versuchen es dennoch: In relativ einfachen Worten ist Bitcoin ein digitales Peer-to-Peer-Zahlungssystem, bei dem jede Transaktion in ein öffentliches, dezentrales Register aufgezeichnet wird, bekannt als sogenannte Blockchain. Diejenigen, welche die Transaktionen in der Blockchain verfolgen und validieren, werden als Schürfer (Englisch: miner) bezeichnet und werden für ihre Arbeiten in Bitcoin bezahlt. Als Nebenwirkung des Schürf-Prozesses werden neue Bitcoins generiert. Im Moment sind rund 16,4 Millionen Bitcoins im Umlauf. Das Marktpotenzial ist auf 21 Millionen Einheiten gedeckelt.

Die Blockchain selbst dient als eine dezentrale Aufzeichnung der Bewegungen der virtuellen Währung. Alle Transaktionen werden unabänderlich gespeichert, einschließlich der beteiligten kryptografischen Adressen und Transaktionssummen.

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 Quelle: Visual Capitalist

In der Theorie kann jeder sehen, welche kryptografische Adresse welche Menge an Bitcoins hält. In der Praxis jedoch schützen sich Besitzer der Bitcoins, indem sie sich mehrere automatisch generierte Adressen anlegen.

In der Tat ist es möglich, seine Identität auf diese Art zu verschleiern und Bitcoins unter verdeckter Identität für illegale Aktivitäten und Käufe zu nutzen. Besonders in den Anfangszeiten der virtuellen Währung war diese Eigenschaft sehr beliebt, da sie als de facto Währung des sogenannten Darknet galt, wo unter anderem der Handel von Drogen und anderen illegalen Waren oder Dienstleistungen organisiert wird.

Schnittstelle zum realen Kapitalmarkt

Bitcoins, oder präziser die Zugänge zu diesen, werden in einer digitalen Brieftasche (Englisch: wallet) gespeichert, welche sich auf einem lokalen Computer oder online über Web-Seiten wie coinbase.com einrichten lässt. Durch deren Verknüpfung zum Bankkonto, Paypal-Konto oder der Kreditkarte hinterlassen Bitcoin-Benutzer dennoch digitale Spuren.

Weniger anonym als Bargeld, sind Bezahlungen mit Bitcoins ein recht einfacher Weg, um schnell und ohne Schranken sehr große Summen zu bezahlen. Darüber hinaus können Bitcoins nach heutigem Wissensstand nicht gefälscht werden. In der Vergangenheit haben sich vor allem die digitalen Brieftaschen als Einfallstor für Hacker erwiesen.

Nicht reguliert und durch niemanden garantiert, gehört der gesamte Bitcoin-Vorrat einer Gemeinde von meist anonymen Nutzern und trägt genau den Wert, den der Markt durch Angebot und Nachfrage ermittelt: knapp unter 3.000 US-Dollar pro Münze Mitte Juni 2017. Oder 0,005 US-Dollar damals im Jahr 2009, als der junge Norweger sich ein paar tausend Bitcoin in sein Wallet legte.