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Chancen für Hedgefonds Warum die Inflation deutlich an Dynamik gewinnen könnte

In New York kehrt zögerlich Leben in die Shopping-Districts zurück: Sollten zum Ende der Gesundheitskrise die Verbraucherausgaben und die Umsetzung staatlicher Infrastrukturprojekte rasch an Fahrt gewinnen, ist absehbar, dass die Inflation steigt.

In New York kehrt zögerlich Leben in die Shopping-Districts zurück: Sollten zum Ende der Gesundheitskrise die Verbraucherausgaben und die Umsetzung staatlicher Infrastrukturprojekte rasch an Fahrt gewinnen, ist absehbar, dass die Inflation steigt. Foto: imago images / Levine-Roberts

Brooks Ritchey, K2 Advisors

Nachdem die Volkswirtschaften wieder in Gang kommen, stellt sich die Frage: Wird es eine zweite Infektionswelle geben? Noch herrscht in dieser Hinsicht große Unsicherheit. Um Schlimmeres zu verhindern, müssen die Maßnahmen zur sozialen Distanzierung weiter aufrechterhalten werden – mindestens solange, bis Impfstoffe und Therapien bereitstehen. Unternehmen, die online ihre Produkte und Dienstleistungen anbieten, dürften sich von der Krise schneller erholen als traditionelle Geschäftsmodelle im Einzelhandel.

Homeoffice könnte auch nach Covid-19 Bestand haben

Die Pandemie hat Hunderte Millionen von Arbeitnehmern rund um die Welt gezwungen, von zu Hause aus zu arbeiten. Zugleich haben viele Menschen ihren Arbeitsplatz verloren. Die Furcht vor einer Ansteckung beim Besuch öffentlicher Veranstaltungen hält bei vielen Menschen weiterhin an. Viele Ökonomen und Soziologen sind der Meinung, dass wir am Beginn eines lang anhaltenden kulturellen Wandels stehen: Er wird sich positiv auf einige Wirtschaftsbereiche auswirken, während er in anderen Bereichen den Stress verstärkt, dem Menschen, Unternehmen, Regierungen und Notenbanken unterliegen.

Welche Unternehmen profitieren?

Zu den Unternehmen, die zukünftig profitieren dürften, gehören neben Hard- und Software-Anbietern Unternehmen, die im Bereich Instandhaltung und Renovierung von Häusern tätig sind, Lebensmittel- und Paketlieferdienste sowie Online-Einzelhändler.

Welche Unternehmen geraten ins Abseits?

Unter anhaltenden Nachfrageeinbußen werden Fluggesellschaften und Nahverkehr, Gewerbeimmobilien, Theater, Restaurants, Kasinos, Sport- und Konzertarenen leiden.

Zugleich dürften diejenigen Unternehmen, die in der Lage sind, ihr Wachstum aufrechtzuerhalten und gleichzeitig ihre Ausgaben zu senken, im Hinblick auf die Bewertungen ihrer Aktien beziehungsweise Anleihen besser abschneiden als andere, die weiter auf traditionelle Geschäftsstrukturen vor Ort angewiesen sind.

Effekte der geld- und fiskalpolitischen Anreize

Rund um die Welt haben Geld- und Fiskalpolitik viel Unterstützung geleistet. Mit der Wiedereröffnung vieler Volkswirtschaften lässt sich bei vielen Wachstumsindikatoren eine Stabilisierung erkennen, weil viel Liquidität zur Verfügung steht. Sollten zum Ende der Gesundheitskrise die Verbraucherausgaben und die Umsetzung staatlicher Infrastrukturprojekte rasch an Fahrt gewinnen, ist absehbar, dass die Inflation steigt.

Sollte sich zugleich der US-Dollar abschwächen, wäre einem globalen Anstieg der Rohstoffpreise der Weg geebnet. Außerdem dürfte in diesem Umfeld die US-Renditekurve steiler werden. Nicht-US-Aktien dürften besser abschneiden als US-Aktien. Zu erwarten ist, dass die Streuung bei Anleihenrenditen zunimmt. Wir glauben, dass ein solches Szenario unter anderem den Managern von Long/Short-Strategien zugute käme.

Einfluss von US-Wahlen und Bürgerprotesten auf die Märkte

Während die Aktien- und Anleihenvolatilität höchstwahrscheinlich nicht noch einmal das Niveau vom März erreichen wird, gehen wir davon aus, dass die geopolitischen Unsicherheiten und der langsame wirtschaftliche Erholungszyklus dazu führen werden, dass die Volatilität überdurchschnittlich hoch bleibt. Die Proteste in Europa, Hongkong und jetzt auch in den Vereinigten Staaten sind Anzeichen für die Frustrationen, die die Bevölkerungen auf der ganzen Welt empfinden. Gesetze und Politikinitiativen werden angepasst, Moralvorstellungen umgeschrieben und Ungerechtigkeiten in Frage gestellt.

Neben den Belastungen durch die Gesundheits- und Wirtschaftskrise könnte auch die Unzufriedenheit der Bevölkerungen noch eine Weile anhalten. Was speziell die Vereinigten Staaten betrifft, so haben die jüngsten politischen Entscheidungen von Präsident Donald Trump dazu geführt, dass seine Zustimmungswerte sinken. Einige Umfragen deuten bereits darauf hin, dass der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden im November dieses Jahres im Rennen um das Weiße Haus die Führung übernimmt. Während die Auswirkungen eines Biden-Sieges auf den Markt schwer zu bestimmen sind, könnte die Ungewissheit zwischen heute und der Wahl durchaus zur Volatilität des Marktes beitragen.

Wie es beim Thema Deglobalisierung weitergeht

Angesichts des jüngsten Wiederaufflammens des Handelskonflikts zwischen den USA und China zeigt sich, dass vielen Ländern daran gelegen ist, ihre souveräne Eigenständigkeit zu stärken. In den Führungsetagen der Unternehmen und auf Regierungsebene wird davon gesprochen, Produktionsstätten und Lieferketten aus Offshore-Standorten zurückzuholen, um die lokale Beschäftigung zu fördern und grenzüberschreitende Zölle zu vermeiden. Solche weitreichenden Schritte würden eine beträchtliche Verschiebung der Investitionspläne der Unternehmen und der Devisenströme zwischen den großen Volkswirtschaften der Welt nach sich ziehen.

Dieses Umdenken könnte Anleger dazu veranlassen, ihre Investitionen weg von denjenigen Sektoren zu lenken, die in der Vergangenheit von kostengünstigen Arbeitskräften und Produktionsstandorten profitiert haben. Stattdessen dürften die Gelder Unternehmen zugutekommen, die in den entwickelten Volkswirtschaften bereits heute profitabel arbeiten und unter dem Einsatz von Robotik und Automatisierung ihre Geschäfte hier weiter ausweiten können.

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