Chance für Private Banker Unternehmerkunden erkennen dank Corona den Wert von Wertpapieren

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Eine spezielle Situation für das Private Banking

Gerade im Private Banking für Unternehmerkunden zeigt sich aktuell ein sehr heterogenes Bild, da einige Unternehmer überhaupt keine Zeit haben, sich „ausgerechnet jetzt“ mit dem Privatvermögen zu befassen, während andere gerade jetzt ein stärkeres Interesse am Thema bekommen haben. Viele von ihnen haben vor der Krise noch nie Nutzen aus dem Wertpapiermarkt gezogen und in den letzten sechs Monaten die ersten Erfahrungen damit gemacht. Hier lässt sich ansetzen, denn diese Unternehmer haben den Wert von Wertpapieren nun erkannt und verinnerlicht.

Für die Beratung von Unternehmerkunden durch Beratertandems aus Firmenkunden- und Private-Banking-Beratern hat sich Corona übrigens als tendenziell positiver Impuls herausgestellt: Zwar berichten mir Institute, bei denen die Zusammenarbeit der beiden Bereiche schon vor Corona nicht richtig funktionierte, dass sich diese Situation auch jetzt nicht gebessert hat. Doch dort, wo die Tandems effektiv zusammenarbeiten, lässt sich sogar noch eine Steigerung der Produktivität feststellen. Mit anderen Worten: Corona hat funktionierenden Tandems zu noch mehr Erfolg verholfen und bei nicht funktionierenden diesen Missstand vollständig aufgedeckt – ergreifen Sie die Chance, um an der wichtigen Beratungskonstellation zu arbeiten!

Wird die Krise auch auf die Finanzwelt umschlagen?

Die gute Nachricht: Ich glaube nicht, dass wir uns aufgrund von Corona auf eine flächendeckende Bankenkrise vorbereiten müssen. Das liegt vor allem daran, dass Unternehmen und Institute mittlerweile sehr vorsichtig geworden sind:

  • Extrem große Kredite werden fast immer von mehreren Großbanken gestemmt.
  • Die Unternehmen verteilen größere Kredite eigenständig auf mehrere Anbieter.
  • Selbst größere regionale Institute verteilen ihre Großkredite teilweise schon ab 45 Prozent Auslastung der Kreditgrenzen auf mehrere Institute.
  • Dadurch entsteht eine „Domino-Blockade“: Kreditausfälle werden automatisch auf mehrere Banken verteilt und dadurch macht jede einzelne weniger Verlust. Mehr aber auch nicht. Kettenreaktionen bei Kreditgebern bei einzelnen – mitunter größeren – Unternehmensinsolvenzen in großem Maße erwarte ich derzeit nicht.

Als weiteres positives Signal werte ich, dass die Institute zur Zeit Rückstellungen, Einzel- und Sammel-Wertberichtigungen und ähnliche Maßnahmen zur Risikoprävention vornehmen. Das ist kein Zeichen einer schlechten Position, sondern die gebotene Vorsicht in solchen unsteten Zeiten.

Auch intern hat sich einiges getan, denn vom Vorstand bis zu einzelnen Mitarbeitern wurde im Laufe der Corona-Krise schnell klar, auf wen man sich verlassen kann, wer handelt, statt nur heiße Luft zu blasen, und wer dabei eher bürokratisch oder eher pragmatisch vorgeht. Wer in der Krise Lösungen gefunden hat (ob nun bürokratisch oder praktisch), der konnte sich hervortun. Und die Institute wissen nun genauso wie die Unternehmen, auf wen sie sich in den eigenen Reihen – aber auch bei den Unternehmern – wirklich verlassen können. Ich verstehe das als positives Signal, das in Zukunft die effiziente Zusammenarbeit stärken könnte.

Der Blick in die Kristallkugel: Wie wird es weitergehen?

Nach dem aktuellen Stand der Lage – trotz steigender Fallzahlen – gehe ich davon aus, dass es keinen zweiten bundesweiten Lockdown geben wird. Damit wird Corona nicht der marktwirtschaftliche Game Changer werden, für den wir das Virus noch vor einigen Monaten gehalten haben. Eine düstere Prophezeiung, die bislang lediglich auf Branchen wie die Event-Industrie zugetroffen hat. Falls es keinen zweiten Lockdown geben wird, wäre dies sogar ein besonders positives Signal. Denn mit der Konjunktur geht es nachweislich aktuell wieder bergauf, und zwar schneller als gedacht. Ein zweiter Lockdown könnte diese Entwicklung langfristig stoppen und den erhofften Aufschwung nach einer vergleichsweise kurzen Krisenphase zunichtemachen. Gehen wir also tatkräftig, besonnen und mutig in die spannende Zukunft, die sich uns nach einer überstandenen Corona-Krise bieten wird.



Über den Autor:
Dirk Wiebusch ist Gründer und Geschäftsführer des Instituts für Unternehmerfamilien (IFUF). Er berät seit mehr als 25 Jahren Familienunternehmen und Unternehmerfamilien. Seine Erfahrung gibt Wiebusch in Seminaren und Vorträgen an Finanzdienstleister weiter.

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