private banking magazin: Zunehmend bemühen sich Finanzexperten, die nicht Analysten sind, um den CFA. Spielt der Titel auch im Private Wealth Management eine größere Rolle als noch vor Jahren?
Susan Spinner: Es stimmt, der Titel CFA Charterholder war vor einigen Jahren nahezu ausschließlich unter Analysten anzutreffen. Im Private Wealth Management war er vor acht bis zehn Jahren wenig verbreitet. Das hat sich in den vergangenen fünf Jahren geändert. Mittlerweile erleben wir einen kleinen Boom. Zunehmend mehr Private Banker und Wealth Manager bemühen sich um den CFA.
Wie erklären Sie sich den Trend?
Sicherlich ist ein Faktor, dass sich das Private Wealth Management, darunter auch Family Offices, stark professionalisiert hat. Insofern passt es, dass die Berater und Investment Manager sich um ihre persönliche Qualifizierung noch mehr kümmern. Des Weiteren unterstellen wir unseren Mitgliedern, dass sie überdurchschnittlich wissbegierig sind. Sie streben eine größere professionelle Selbstsicherheit an, die sie letztendlich durch die Beschäftigung mit der von uns abverlangten Lernmaterie erreichen. Zusammenhänge der Finanzmärkte und -branche werden dadurch klarer.
Ist ein Grund nicht auch ein potenziell höheres Gehalt?
Das mag sein, wir können es für Deutschland aber noch nicht nachweisen. Im angelsächsischen Raum ist die Datenlage bereits besser. Dort konnten wir tatsächlich feststellen, dass das Erreichen eines CFA in den meisten Fällen zu einer deutlichen Gehaltssteigerung führt.
Wie viele Mitglieder hat das CFA Institute hierzulande?
Wir zählen im deutschen Landesverband CFA Society Germany mittlerweile rund 2.200 Mitglieder. Davon beträgt der Anteil der Analysten, die klassischerweise CFA Charterholder sind, nur noch ein Viertel. Weiterhin haben wir unter den Mitgliedern viele Portfoliomanager und verstärkt Risikomanager. Weiteren Zulauf bekommen wir interessanterweise im Immobilienbereich. Da gab es vor ein paar Jahren noch nahezu keinen CFA Charterholder.
Die Spannbreite der deutschen Mitgliederstruktur finden wir aber nicht nur in den jeweiligen Teilbereichen der Finanzbranche, unsere Mitglieder sind auch regional über ganz Deutschland verteilt. Dies ist in Deutschland aufgrund der föderalen Struktur anders als zum Beispiel in den mehr angelsächsisch geprägten Ländern.
Wo finden sich denn die meisten CFA-Mitglieder in Deutschland?
Deutschland hat zwar mit Frankfurt – wie andere Länder auch – ein Finanzzentrum. Dennoch ist der Standort nicht so zentralistisch ausgeprägt wie anderswo. Entsprechend kommen unsere CFA-Mitglieder nur zu einem Drittel aus dem Großraum Frankfurt. Je ein Fünftel finden sich in den Regionen München sowie Köln/Düsseldorf. Weitere Mitgliederschwerpunkte sind Stuttgart und Hamburg. In Berlin wächst die Zahl derzeit wegen des anhaltenden Aufschwungs im Immobiliensektor und bei Private Equity und Venture Capital. Wachstum bei den CFA Charterholdern im Private Wealth Management sehen wir in Stuttgart, Frankfurt und München.
Laut der jüngsten Umfrage der globalen CFA Society sind Deutschlands CFA Charterholder am pessimistischsten, wenn es um den Ausblick am Arbeitsmarkt geht. Sind die Jobaussichten in Deutschlands Finanzbranche so negativ?
Es stimmt, dass von den aus Deutschland stammenden CFA Mitgliedern nur knapp 12 Prozent optimistisch hinsichtlich der künftigen Entwicklung am Arbeitsmarkt sind – der niedrigste Wert unter den 25 an der Studie teilnehmenden Landesverbänden. 32 Prozent erwarten sogar eine Verschlechterung. Das hört sich zunächst sehr negativ an.
Meine Lesart der Umfrage ist aber eine andere. Da es in Deutschland während der Eurokrise im Vergleich zu anderen Ländern keine tiefe Delle im Arbeitsmarkt gegeben hat, kann es durchaus sein, dass unsere Mitglieder der Ansicht sind, dass das gegenwärtige Niveau bereits recht hoch ist und weitere Steigerungen nicht selbstverständlich sind beziehungsweise in nächster Zeit eher moderat ausfallen werden.
>>Vergrößern
>>Die gesamten Ergebnisse der CFA-Befragung können Sie herunterladen
Veranstaltungshinweis:
68. CFA Institute Jahreskonferenz
Veranstalter: CFA Institute und CFA Society Germany e.V.
Ort: Messe, Frankfurt am Main
Termin: 26. Bis 29. April 2015
Beschreibung: Die globale Investmentbranche steht ihren ganz eigenen Komplexitäten, Risiken und Chancen gegenüber. Um diese zu diskutieren, neue Erkenntnisse zu gewinnen und starke Netzwerke zu bilden, kommen Finanzprofis aus aller Welt alljährlich zur CFA Institute Jahreskonferenz zusammen.
Top-Referenten: Ian Bremmer, Politologe, Gründer & Präsident der Eurasia Group; John Coates, Neurowissenschaftler an der Universität Cambridge; Charles de Vaulx, CIO Value Advisers; Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo Instituts
Weitere Informationen unter: annual.cfainstitute.org
Susan Spinner: Es stimmt, der Titel CFA Charterholder war vor einigen Jahren nahezu ausschließlich unter Analysten anzutreffen. Im Private Wealth Management war er vor acht bis zehn Jahren wenig verbreitet. Das hat sich in den vergangenen fünf Jahren geändert. Mittlerweile erleben wir einen kleinen Boom. Zunehmend mehr Private Banker und Wealth Manager bemühen sich um den CFA.
Wie erklären Sie sich den Trend?
Sicherlich ist ein Faktor, dass sich das Private Wealth Management, darunter auch Family Offices, stark professionalisiert hat. Insofern passt es, dass die Berater und Investment Manager sich um ihre persönliche Qualifizierung noch mehr kümmern. Des Weiteren unterstellen wir unseren Mitgliedern, dass sie überdurchschnittlich wissbegierig sind. Sie streben eine größere professionelle Selbstsicherheit an, die sie letztendlich durch die Beschäftigung mit der von uns abverlangten Lernmaterie erreichen. Zusammenhänge der Finanzmärkte und -branche werden dadurch klarer.
Ist ein Grund nicht auch ein potenziell höheres Gehalt?
Das mag sein, wir können es für Deutschland aber noch nicht nachweisen. Im angelsächsischen Raum ist die Datenlage bereits besser. Dort konnten wir tatsächlich feststellen, dass das Erreichen eines CFA in den meisten Fällen zu einer deutlichen Gehaltssteigerung führt.
Wie viele Mitglieder hat das CFA Institute hierzulande?
Wir zählen im deutschen Landesverband CFA Society Germany mittlerweile rund 2.200 Mitglieder. Davon beträgt der Anteil der Analysten, die klassischerweise CFA Charterholder sind, nur noch ein Viertel. Weiterhin haben wir unter den Mitgliedern viele Portfoliomanager und verstärkt Risikomanager. Weiteren Zulauf bekommen wir interessanterweise im Immobilienbereich. Da gab es vor ein paar Jahren noch nahezu keinen CFA Charterholder.
Die Spannbreite der deutschen Mitgliederstruktur finden wir aber nicht nur in den jeweiligen Teilbereichen der Finanzbranche, unsere Mitglieder sind auch regional über ganz Deutschland verteilt. Dies ist in Deutschland aufgrund der föderalen Struktur anders als zum Beispiel in den mehr angelsächsisch geprägten Ländern.
Wo finden sich denn die meisten CFA-Mitglieder in Deutschland?
Deutschland hat zwar mit Frankfurt – wie andere Länder auch – ein Finanzzentrum. Dennoch ist der Standort nicht so zentralistisch ausgeprägt wie anderswo. Entsprechend kommen unsere CFA-Mitglieder nur zu einem Drittel aus dem Großraum Frankfurt. Je ein Fünftel finden sich in den Regionen München sowie Köln/Düsseldorf. Weitere Mitgliederschwerpunkte sind Stuttgart und Hamburg. In Berlin wächst die Zahl derzeit wegen des anhaltenden Aufschwungs im Immobiliensektor und bei Private Equity und Venture Capital. Wachstum bei den CFA Charterholdern im Private Wealth Management sehen wir in Stuttgart, Frankfurt und München.
Laut der jüngsten Umfrage der globalen CFA Society sind Deutschlands CFA Charterholder am pessimistischsten, wenn es um den Ausblick am Arbeitsmarkt geht. Sind die Jobaussichten in Deutschlands Finanzbranche so negativ?
Es stimmt, dass von den aus Deutschland stammenden CFA Mitgliedern nur knapp 12 Prozent optimistisch hinsichtlich der künftigen Entwicklung am Arbeitsmarkt sind – der niedrigste Wert unter den 25 an der Studie teilnehmenden Landesverbänden. 32 Prozent erwarten sogar eine Verschlechterung. Das hört sich zunächst sehr negativ an.
Meine Lesart der Umfrage ist aber eine andere. Da es in Deutschland während der Eurokrise im Vergleich zu anderen Ländern keine tiefe Delle im Arbeitsmarkt gegeben hat, kann es durchaus sein, dass unsere Mitglieder der Ansicht sind, dass das gegenwärtige Niveau bereits recht hoch ist und weitere Steigerungen nicht selbstverständlich sind beziehungsweise in nächster Zeit eher moderat ausfallen werden.
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Veranstaltungshinweis:
68. CFA Institute Jahreskonferenz
Veranstalter: CFA Institute und CFA Society Germany e.V.
Ort: Messe, Frankfurt am Main
Termin: 26. Bis 29. April 2015
Beschreibung: Die globale Investmentbranche steht ihren ganz eigenen Komplexitäten, Risiken und Chancen gegenüber. Um diese zu diskutieren, neue Erkenntnisse zu gewinnen und starke Netzwerke zu bilden, kommen Finanzprofis aus aller Welt alljährlich zur CFA Institute Jahreskonferenz zusammen.
Top-Referenten: Ian Bremmer, Politologe, Gründer & Präsident der Eurasia Group; John Coates, Neurowissenschaftler an der Universität Cambridge; Charles de Vaulx, CIO Value Advisers; Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo Instituts
Weitere Informationen unter: annual.cfainstitute.org