Asset Allocation Mit Cat Bonds am Rückversicherungsmarkt partizipieren 

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Nicht nur die Risikoprämien bei Cat Bonds sind attraktiv wie selten zuvor

Die kumulierten Effekte der vergangenen Jahre sorgen dafür, dass wir uns heute auf einem Risikoprämienniveau bewegen, das in der über 20-jährigen Geschichte des Cat-Bond-Marktes nie zuvor erreicht wurde. Doch nicht nur die reine Risikoentschädigung hat sich zu Gunsten von Investoren verschoben. Auch strukturell kam es zu Anpassungen bei Cat Bonds, um diese Investoren möglichst attraktiv zu machen.

Die zunehmende Frequenz von Schadensereignissen und die Folgen des Klimawandels bereiten viele Investoren Sorgen. Über höhere Selbstbehalte, klarerer Definitionen der versicherten Ereignisse und die Vermeidung von Deckungen, die über eine Jahresperiode Versicherungsschäden aggregieren, wurde diesen Bedenken Rechnung getragen. Diese Anpassungen sorgen dafür, dass so strukturierte Cat Bonds seltener von Sekundärgefahren getroffen werden – Ereignisse, die mit höherer Frequenz auftreten und kleinere Schäden verursachen wie beispielsweise Gewitter und Tornadoereignisse, Waldbrände aber auch Winterstürme oder Frostereignisse.

Cat Bonds bleiben bewertbar und handelbar

Dies reduziert die Unsicherheit bei der Schadensmodellierung dieser Risiken, die wiederum die Basis für die von Cat-Bond-Investoren geforderte Risikoentschädigung bildet. Die Vielzahl der Schadensereignisse der letzten fünf Jahre hat deutlich gemacht, dass Cat Bonds, selbst wenn sie aufgrund einer Naturkatastrophe ausfallgefährdet sind, bewertbar und auch handelbar bleiben. Damit unterscheiden sie sich grundlegend von den nicht-handelbaren, bilateralen Risikotransferinstrumenten, die Investoren operationellen Risiken aussetzen können, aufgrund von „trapped collateral“ und Bewertungsrisiken.

Als Trapped Collateral bezeichnet man blockiertes Sicherungskapital, welches nicht für die Wiederanlage eingesetzt werden konnte. Durch dieses blockierte Sicherungskapital und Bewertungsrisiken werden betroffene Positionen teilweise in so genannte side pockets ausgelagert, was zu operationellen Risiken führt.

Die strukturellen Anpassungen und grundsätzlichen Vorteile von Cat Bonds haben eine Verschiebung der Investorenpräferenz innerhalb der Allokation zu versicherungsabhängigen Investments ausgelöst. Gemäß Zahlen aus dem ILS Annual Report des Versicherungsbrokers Aon sind Cat Bonds als einziges Subsegment im Insurance-Linked-Securities-Markt in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich gewachsen und konnten ihren Anteil am gesamthaft ausstehenden Risikokapital von 30 Prozent auf 37 Prozent ausbauen. 

 

 

Das Wachstum des Cat-Bond-Marktes könnte sich zukünftig weiter beschleunigen, indem man diese als Instrument nutzt, um auch andere Risiken als Naturgefahren an den Kapitalmarkt zu transferieren. Die erfolgreiche Platzierung des ersten Cyberrisiko Cat Bonds im Januar dieses Jahres demonstriert, neben anderen Beispielen in der Vergangenheit, die weiteren Möglichkeiten, die Cat Bonds bieten. Ein breiteres Angebot an Risiken würde Cat-Bond-Investoren bessere Diversifikationsmöglichkeiten aber auch Spezialisierung in spezifischen Risikosegmenten ermöglichen und damit generell zu einer weiteren Verbreitung dieser Anlageklassen beitragen.

Cat Bonds etablieren sich als diversifizierender Baustein in der Asset Allokation

Angezogen von den derzeit rekordhohen Prämien thematisieren wieder mehr Investoren Cat-Bond-Investments, was sich im neuen Rekord der Cat-Bond-Fondsvolumen widerspiegelt. Neben der reinen Risikokompensation schätzen Anleger den hoch-diversifizierenden Effekt von Cat-Bond-Beimischungen in ihren Portfolios. Während der Marktverwerfungen als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine oder des Covid-Ausbruchs haben Cat Bonds wie auch bei anderen Finanzmarktereignissen der Vergangenheit wie der Finanzkrise von 2008 oder dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 wieder einmal eindrücklich ihre stabil niedrige Korrelation unter Beweis gestellt.

Folglich sind Cat Bonds gerade in Phasen mit hohen konjunkturellen oder geopolitischen Risiken ein wirkungsvolles Investment zur Stabilisierung von Portfolios und stehen hoch in der Gunst der Anleger. Darüber hinaus stärkt Versicherung die Resilienz einer Gesellschaft gegen Katastrophenereignisse und ermöglicht den zügigen Wiederaufbau nach einer Naturkatastrophe, weshalb Cat Bonds auch bei nachhaltig investierenden Anlegern auf Interesse stoßen. Dass der Diversifikationsbeitrag im heutigen Marktumfeld nicht mit Renditeverzicht erkauft werden muss, sondern mit einer hochattraktiven Risikoprämie einhergeht, sorgt ebenso für zunehmendes Interesse an dieser Anlageklassen und dürfte dazu führen, dass sich Cat Bonds immer mehr als smarter Baustein einer strategischen Asset Allokation etablieren.

Attraktive Konditionen auch auf länger Sicht?

In der Vergangenheit war häufig zu beobachten, dass ein hohes Risikoprämienniveau, wie es aktuell am Markt vorherrscht, innerhalb kürzester Zeit zu massiven Mittelzuflüssen und damit zu einer raschen Bereitstellung von Rückversicherungskapazitäten führte. Dies erfolgte nicht nur über Cat Bonds, sondern zum Beispiel auch über die Gründung von durch Private-Equity-finanzierten Rückversicherungsgesellschaften und drückte die Risikoprämien sehr rasch wieder auf niedrige Niveaus.

 

 

Bisher fehlen jedoch die Anzeichen, dass sich dieses Szenario im aktuellen Marktumfeld wiederholt. Dagegen spricht, dass sich nicht nur der Zugang zu neuem Kapital durch den deutlichen Zinsanstieg merklich verteuert hat, es bieten sich auch vielfältig andere Investitionsmöglichkeiten, nach den teilweise erheblichen Kursrückschlägen auf traditionellen wie auch alternativen Anlageklassen. Die hohe Schadenslast aufgrund der Naturkatastrophen der vergangenen fünf Jahre lässt zudem viele Investoren, die noch nicht vertraut mit Cat Bonds sind, eher zurückhaltend agieren.

Nicht zuletzt haben viele Investoren, die bereits in Cat Bonds investiert sind, hohe Kursverluste auf traditionellen Portfoliopositionen erlitten, so dass die Allokation zu Cat Bonds immer noch sehr hoch ist und nicht weiter ausgebaut werden kann. Ferner besteht ein inflationsgetriebener, deutlicher Anstieg der versicherten Werte und damit ein steigendes Absicherungsbedürfnis. Die Expansion des Cat-Bond-Marktes in neue Risiken dürfte ebenfalls ein hoher Bedarf an Rückversicherungskapazität erzeugen. Ablesbar ist dies unter anderem auch daran, dass immer neue Versicherungen den Weg des Risikotransfers an den Kapitalmarkt über Cat Bonds als Ergänzung zu ihrem bestehenden Rückversicherungsprogramm wählen und sich somit strategische Alternativen zu traditioneller Rückversicherung schaffen.

Diese Nachfrage nach Rückversicherungsdeckung trifft auf einen gebremsten Zufluss an neuem Risikokapital, was dazu führen sollte, dass das Risikoprämienniveau auch auf mittlere Sicht hoch und damit attraktiv bleibt. Cat-Bond-Investments bieten Anlegern einen liquiden, transparenten und hoch regulierten Zugang, um von den attraktiven Konditionen am Rückerversicherungsmarkt zu profitieren, die noch nie so hoch waren wie heute.

Über den Autor:
Dirk Schmelzer ist Partner und Senior Fondsmanager bei Plenum Investments. Zuvor war er Leiter des ILS Fondsmanagements bei der Falcon Private Bank. Davor arbeitete er in der Fonds-Recherche des VZ Vermögens Zentrums.

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