Cat-Bonds-Manager im Interview „Ein Hurrikan in Miami wäre das Worst-Case-Szenario für den Cat-Bonds-Markt“

Brett Houghton ist Portfoliomanager für Cat Bonds bei Fermat Capital Management in Westport, Connecticut.

Brett Houghton ist Portfoliomanager für Cat Bonds bei Fermat Capital Management in Westport, Connecticut. Foto: private banking magazin

private banking magazin: Herr Houghton, Sie sind seit 1998 im Geschäft mit Katastrophenanleihen tätig. Wie hat sich der Markt seitdem entwickelt?

Brett Houghton: Als ich anfing, lag das Marktvolumen unter einer Milliarde Dollar. Heute stehen wir kurz davor, die 50-Milliarden-Dollar-Marke zu überschreiten. Cat Bonds sind von einem Nischenprodukt zu einem bedeutsamen Marktsegment im Bereich des Transfers von Versicherungsrisiken gewachsen. Inzwischen übernehmen Cat-Bond-Manager kollektiv mehr Hurrikan-Risiken als alle Rückversicherer weltweit.

Was macht Cat Bonds für Investoren so attraktiv?

Houghton: Es ist eine differenzierte Risikoprämie, die nicht mit traditionellen Anleihen, Aktien oder Währungen korreliert. Naturkatastrophen sind von sich aus nicht mit anderen Finanzmarktrisiken verknüpft. Diese Diversifikationsquelle ist besonders für große institutionelle Investoren interessant, die ihr Portfoliorisiko über verschiedene Anlageklassen streuen wollen.

Was unterscheidet Fermat Capital Management von anderen Marktteilnehmern?

Houghton: Wir sind ein unabhängiges Unternehmen im Besitz zweier Brüder, John and Nelson Seo, und verfolgen einen sehr langfristigen Ansatz. Seit unserer Gründung im Jahr 2001 haben wir uns zu einem der führenden Manager in diesem Bereich entwickelt. Wir werden nicht von Zielen für das verwaltete Vermögen oder Vertriebsvorgaben getrieben. Unser Track Record ist für Anleger unser wertvollstes Asset. Alle unsere Entscheidungen konzentrieren sich ausschließlich darauf, was für die Performance unserer Investoren am besten ist – nicht nur kurzfristig, sondern auch mittel- und langfristig.

Welche Risiken sollten Anleger im Blick haben?

Houghton: Das größte Risiko sind natürlich schwere Naturkatastrophen. Besonders exponiert sind Regionen mit hoher Bevölkerungsdichte und hohem Immobilienwert in katastrophengefährdeten Gebieten. Florida ist hier ein Paradebeispiel: Allein im Südosten, in Miami und Palm Beach, stehen Immobilien im Wert von mehreren Billionen Dollar. Ein Hurrikan-Direkttreffer in Miami wäre wohl das Worst-Case-Szenario für den Cat-Bond-Markt. Weitere Risikogebiete sind Kalifornien und Tokio für Erdbeben sowie Texas für Hurrikans. Zudem sehen wir vermehrt neue Gefahren wie Überschwemmungen in Europa oder Waldbrände in Kalifornien und Australien.

Angesichts der Walbrandsaison in Kalifornien: Wie spiegeln sich wiederkehrende Ereignisse wie die Hurricane-Saison im Markt wider?

Houghton: Diese Katastrophen lassen sich nicht verlässlich vorhersagen. Es gibt eine gewisse Zufälligkeit in der jährlichen Performance. Von 2006 bis 2016 gab es beispielsweise keinen einzigen Hurrikan, der in Florida an Land ging. In den letzten drei Jahren waren es dagegen sechs. Es können Jahre ohne Ereignisse auftreten, aber auch Perioden mit einer Häufung. Das lässt sich nicht prognostizieren, weshalb wir auch kein Timing-basiertes Anlageverhalten der Investoren sehen.

Wie beeinflusst der Klimawandel Ihre Risikomodelle und die Preisgestaltung?

Houghton: Wir berücksichtigen die Auswirkungen des Klimawandels seit über 20 Jahren in unseren internen Modellen. Die Effekte sind je nach Gefahr unterschiedlich. Erdbeben sind weitgehend unabhängig vom Klimawandel. Waldbrände und Überschwemmungen hingegen sind die am stärksten betroffenen Risiken und erfahren entsprechend die größten Anpassungen in unseren Modellen. Um die Interessen unserer Investoren zu schützen, schließen wir unsere Fonds bei Bedarf auch temporär für Neuanlagen.

 

Mit welchen Renditen rechnen Sie 2025?

Houghton: Nach zwei Jahren mit historisch hohen Renditen im mittleren zweistelligen Bereich moderieren sich die Risikoprämien etwas. Für 2025 erwarten wir, unter der Annahme ausbleibender größerer Naturkatastrophen, eine Wertentwicklung im niedrigen zweistelligen Bereich.

Wie schätzen Sie das Wachstumspotenzial des Cat-Bond-Marktes ein?

Houghton: Die Haupttreiber sind derzeit Inflation und Immobilienbau. Die höheren Kosten für Baumaterial und Arbeit sowie die starke Bautätigkeit in katastrophengefährdeten Gebieten, besonders in Florida und Texas, erhöhen die Nachfrage nach Katastrophenversicherungen. Wir erwarten für 2025 ein Marktwachstum von über 10 Prozent auf mehr als 55 Milliarden Dollar.

Welche neuen Risikoarten könnten künftig durch Cat Bonds abgedeckt werden?

Houghton: Der Markt entwickelt sich bereits in neue Richtungen. Pandemierisiken werden seit Jahren abgedeckt. Ein großes Wachstumsfeld sehen wir im Bereich Cyberrisiken. Die Nachfrage nach Cyberversicherungen wächst dramatisch, besonders bei kleinen und mittleren Unternehmen. Das wird ein wichtiger Wachstumsbereich für den Markt werden.


Über den Interviewten:

Brett Houghton verantwortet als Portfoliomanager die Cat-Bonds-Investmentprodukte bei Fermat Capital Management. Er ist seit 2010 für Fermat tätig und verfügt über fast 28 Jahre Erfahrung im Katastrophenanleihen-Segment.

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